Mit 52 Jahren in die Ausbildung - Nurten wird Pflegehilfskraft

Stand
Autor/in
Marius Zimmermann
Altenpflegerin sitzt zusammen mit Seniorin in Zimmer in Altenheim.
Nurten macht mit 52 ihre Ausbildung zur Pflegehilfskraft.
Frau mit Lehrbüchern an großem Tisch.
Mit 12 Jahren kommt Nurten nach Deutschland und geht nach der neunten Klasse ohne Abschluss von der Schule ab. Für die Ausbildung holt sie den Abschluss nach.
Altenpflegerin lacht zusammen mit Seniorin in Zimmer in Altenheim.
„Ich kann Pflegen. Ich fühle mich ehrlich so erleichtert. Wenn ich für jemanden etwas machen kann, dann kann ich in Ruhe nach Hause gehen und gut schlafen.“

Ich kann Pflegen. Ich fühle mich ehrlich so erleichtert. Wenn ich für jemanden etwas machen kann, dann kann ich in Ruhe nach Hause gehen und gut schlafen.

Nurten hat zuhause eigentlich genug zu tun. Sie hat fünf Kinder, zwei Enkelkinder und einen großen Freundeskreis. Nebenbei kümmert sie sich auch noch um Jugendliche in Germersheim. Aber sie wollte noch mal etwas Neues machen und hat jetzt ihre Ausbildung als Pflegehilfskraft begonnen.

Die gebürtige Türkin kam mit zwölf Jahren nach Deutschland, sprach nur türkisch. Der Anfang war hart. Schon ein Brot zu holen war eine Herausforderung und große Hürde. „Man kommt her und es ist alles fremd: Leute fremd, Sprache fremd, sogar die Häuser sehen hier anders aus.” Nach der neunten Klasse ging sie ohne Abschluss von der Schule ab – die Sprachbarriere blieb zu groß. Dazu kam, dass sie schon früh im Laden der Eltern mithelfen musste, damit die Familie die Verwandtschaft in der Türkei unterstützen konnte.

Arbeit, Schule, Haushalt, Lernen – Nurten hat ihr Ziel vor Augen

Seitdem sind viele Jahre vergangen. Ihre eigenen Kinder sind zwischen 16 und 32 Jahre alt und Nurten arbeitet im St. Elisabeth Altenzentrum in Germersheim. Zunächst als Haushaltshilfe, dann als Pflegehilfe. Für Nurten gibt es aber nur ganz oder gar nicht. Sie will die Ausbildung machen. Dafür heißt es aber zuerst zurück auf die Schulbank: den Hauptschulabschluss nachholen. Das schafft sie als ‚Mutter der Klasse‘ mit Bravour und einem Schnitt von 1,8.

Inzwischen wechselt sie blockweise zwischen der Arbeit im Seniorenheim und der Schule, schmeißt nebenbei den Haushalt und lernt bis in die Nacht. Für die Heimbewohner und die Kollegen ist die 52-Jährige ein Glücksfall. Alle schwärmen von ihrer warmen, positiven und empathischen Art.

Nurten will es nicht nur sich selbst beweisen, sondern auch ein Vorbild und Inspiration für die Jugend sein. Auch mit 52 kann man noch was schaffen, wenn man sich nur traut.

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