Salsa-Rhythmen statt Bohrgeräusche – Zahnarzt Igor erfüllt sich seinen Traum

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Autor/in
Ulrike Pia Stegemann
Ulrike Pia Stegemann
Anna Pöhler
Anna Pöhler

Seit 1997 stand Igor in seiner eigenen Praxis – als Zahnarzt kümmerte er sich um kleinere und größere Probleme bei seinen Patientinnen und Patienten. Doch seit Anfang des Jahres ist es damit vorbei – statt Bohrgeräuschen klingen jetzt Salsa-Rhythmen durch die ehemaligen Praxisräume. Denn mit 60 Jahren hat Igor den Schritt zur Veränderung gewagt – vom Zahnarzt zum Tanzlehrer.

Neun von zehn Leuten bewundern mich. Ich glaube, viele träumen davon, etwas zu machen, was ihrem Herzen entspricht. Meine Patienten haben natürlich gesagt: ‚Und wo sollen wir jetzt hin?‘

Das Tanzen begleitet ihn schon sein ganzes Leben

Getanzt hat Igor schon immer gerne. In Odessa geboren, ging er schon im Kindergartenalter in die ukrainische Volkstanzgruppe. Doch trotz der Leidenschaft zum Tanz war es für ihn keine Option, diesen Weg beruflich einzuschlagen: „Ich habe da irgendwie keinen einzigen Gedanken dran verschwendet. Ich wusste nach dem Abitur nicht, was ich machen soll, und meine Mama hat mir gesagt: ‚Mach was Anständiges, studier‘ Zahnarzt, dann hast du es gut.‘ Und dann habe ich einfach gemacht, was meine Mama mir gesagt hat.“

Der Beruf machte Igor viel Spaß, die Praxis lief gut – und nach Feierabend wurde getanzt. Erst als Teilnehmer, dann machte er eine Ausbildung zum Tanzlehrer. Der berufliche Mittelpunkt blieb die Praxis – doch nach über 30 Jahren im Beruf und drei erwachsenen Kindern entschied Igor, dass der Zeitpunkt für die Veränderung gekommen und es ihm auch finanziell möglich war. Die Praxis wurde geschlossen und die Tanzschule eröffnet.

Gerade ist schon alles ziemlich neu. Was ich unterschätzt habe, ist das Administrative. Als Zahnarzt darfst du im Grunde keine Werbung machen und hier in der Tanzschule ist es so, wenn ich mich nicht bekannt mache, dann kennt mich auch niemand. Das heißt, ich musste erst mal lernen, wie Instagram funktioniert.

Doch trotz der neuen Herausforderungen würde Igor nichts ändern wollen: „Ich gehe hier rein und sage: ‚Es ist meins, ich kann das, ich will das, es macht mir Spaß und die Leute kommen zu mir. Das ist echt gut.‘“