Verhaftet weil schwul – §175 zwingt Klaus zu einer Therapie zur Umerziehung

Stand
Autor/in
Berno Graf
Porträt Berno Graf.

Klaus aus Mannheim ist 75 Jahre und setzt sich wegen seiner bewegten Lebensgeschichte für mehr Toleranz und Gleichberechtigung von homosexuellen Menschen ein.

Älterer Mann mit weißem Haar steht vor Schaufenster

"Wir sind gleich! Wir lieben halt nur Männer. Deshalb sitze ich hier."

Jugend als schwuler Mann in einem homophoben Deutschland

Klaus wird 1947 als zweiter Sohn in eine Großfamilie geboren, die Homosexualität ablehnt. Sein Vater ist Soldat im Zweiten Weltkrieg, seine Mutter geprägt von der evangelischen Kirchengemeinde. Klaus merkt früh, dass er sich zu Männern hingezogen fühlt. Er wächst in einem Deutschland auf, in dem bis 1994 aufgrund des §175 sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechtes unter Strafe steht. Als sich Klaus mit 17 Jahren mit einem Mann heimlich in einer Toilette eines Kaufhauses trifft, nimmt die Polizei ihn fest. Er muss sich gezwungener Maßen bei seinen Eltern outen: „Dann kam dieser unsägliche Ausspruch: Du bist nicht mehr unser Sohn!”

Konversionstherapie – damals „Psychologische Behandlung zur Umerziehung”

Klaus wird von einem deutschen Gericht zu einer „psychologischen Behandlung zur Umerziehung” verurteilt: „Ich glaubte, was mir der Arzt damals erzählte: Das macht jeder junge Mann mit – diese Phase der gleichgeschlechtlichen Liebe oder Sexualität.” Weiterhin ist er aktiv in der evangelischen Gemeinde und lernt dort ein Mädchen kennen. Sie verloben sich und er stellt sie seinem Therapeuten vor. Dadurch kann er die Therapie beenden und Klaus denkt, er sei geheilt und kann sein Leben als “normaler” Mann leben. Seine Frau kennt seine Geschichte und unter Tränen versprechen sie sich, dass sie es gemeinsam schaffen.

Hochzeit und Familie als Ausweg?

Aber schon kurz nach der Hochzeit kommen Klaus’ Gefühle für Männer wieder zurück: „Leider kann man die Gefühle nicht ganz ausstellen. Auch wenn die Beziehung zur Frau gut ist und stimmt, kann man die Gefühle nicht wegbringen.” Seine Frau will ihn nicht verlassen und sie geht mit in die Lokale für Homosexuelle, die Klaus aufsucht. 1975 wird Klaus’ Frau schwanger und zur selben Zeit trifft Klaus seine erste große Männerliebe: „Ich war glücklich: Eine Frau, ein Kind und einen geliebten Mann.”

Nach fünf Jahren einer Fast-Ehe-zu-Dritt, kann sein damaliger Freund es nicht mehr aushalten und trennt sich von Klaus. Schon kurze Zeit später lernt Klaus seinen heutigen Partner kennen. „Mein jetziger Mann hat mich vor die Wahl gestellt: Entweder deine Familie oder ich.”  Klaus verlässt seine Familie und entscheidet sich für die wahre Liebe zu einem Mann.

Klaus als Aktivist in der LGBTQ+ Community

Seit 40 Jahren wohnt er mit seinem Lebenspartner in Mannheim. Heute ist Klaus Aktivist und setzt sich für Gleichberechtigung und ein toleranteres Miteinander ein. Klaus kann Frieden mit der Vergangenheit schließen. Er möchte Menschen ermutigen, zu sich zu stehen: „Wenn ihr euch frei machen könnt und leben könnt, wie ihr möchtet, dann tut es! Es tut euch nur gut. Es ist schwer, sich ständig zu verstellen oder dauernd ein anderer zu sein.”

"Mein Leben kann ich beschreiben mit den Worten: Klaus, die Waage. Weil es bei mir zwei große Seiten gibt, die sich immer beißen. Mein Herz sagt so und mein Verstand so."

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