IT-Manager hütet Schafe gegen den Burn-Out

Stand
Autor/in
Marina Schulz

Nach der Arbeit tauscht Onno sein Jackett gegen Gummistiefel – für den Hobby-Schäfer aus dem Kraichgau sind die Tiere ein Ausgleich zum stressigen Alltag als Topmanager.

"Nach 10 Jahren im Job habe ich gemerkt, dass ich meinen Tunnelblick öffnen muss und einen zweiten Fokus neben der Arbeit brauche – sonst hätte ich das nicht auf Dauer nicht durchhalten können."

Schafe als Ausgleich zum stressigen Alltag

1996 beginnt Onno in der IT-Branche zu arbeiten. Er steigt schnell auf, macht viele Überstunden und reist beruflich oft nach Asien. In der anstrengendsten Zeit ist er bis zu 100 Tage im Jahr unterwegs. Doch irgendwann merkt er: Es muss sich etwas ändern. Als bei einem Geschäftsessen ein Lammrücken auf seinem Teller liegt, kommt ihm die Idee, selbst Lämmer aufzuziehen, um sie am Ende des Jahres zu schlachten. Doch wie funktioniert die Lämmeraufzucht? Hilfe findet Onno zunächst in Internet-Foren, mittlerweile kümmert er sich um 55 Schafe und 40 Lämmer. 

Die ganze Familie packt mit an

"Wir schlachten jedes Jahr vier bis fünf unserer Lämmer. Am Anfang stand auf den Kühlboxen noch der Name. Das war der Bodo oder die Elli, die wir gegessen haben, aber irgendwann hört das auf."

Eine Schafherde ist viel Arbeit und Onno oft unterwegs. Deshalb muss auch seine Familie einspringen und die Schafe füttern oder bei einer Geburt helfen. Doch auch dafür hat er eine Lösung gefunden: die Zusammenarbeit mit einem Nachbarlandwirt. Sie sprechen sich ab und teilen die Arbeit auf. 

Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung

Für die Zeit nach seiner Karriere hat Onno auch schon Pläne: In der Abendschule hat er eine Ausbildung zum Landwirt gemacht, um im Ruhestand sein Hobby auszuweiten„Ab und zu muss man aus der Komfortzone raus und sich etwas Neues zumuten. Ich wollte schauen, was gibt es noch? Nur die Größe der Schafherde zu verdoppeln, würde mir keinen Kick geben. Momentan überlegen wir auch Rinder zu halten.“  

Während andere in seinem Umfeld golfen gehen, geht Onno eben auf die Weide. „Das wird schon als verschroben wahrgenommen. Aber es ist egal, ob man zu den Schafen geht oder den Oldtimer poliert. Wichtig ist zu sagen: Ich öffne den Tunnelblick.“ 

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Marina Schulz