Mönch Jakobus steht in seiner Küche und faltet die Hände. Er erzählt von seinem Leben als Einsiedler auf einer Burg.

Einsamkeit als Lebensform: Mönch Jakobus Kaffanke lebt seit 30 Jahren allein

Stand
Autor/in
Alfred Knödler
Onlinefassung
Berno Graf
Porträt Berno Graf.

Mönch Jakobus ist 75 Jahre und lebt seit 30 Jahren als Einsiedler auf der Burg Ramsberg im Bodenseekreis. Wie ein Leben abgeschieden von der Zivilisation ist, hat er uns erzählt:

Man hat schon seine verschiedenen Eingrenzungen. Aber ich kann auch zu dieser Lebensform jetzt ‚Ja’ sagen und habe beschlossen, weitere 10 Jahre zu bleiben. 

Vom Student zum Mönch

Ein Leben völlig allein auf einer Burg. Dafür hat sich Erhard, wie Mönch Jakobus mit bürgerlichem Namen heißt, vor 40 Jahren ganz bewusst entschieden. Er erzählt, dass ihm seine Berufung während des Jurastudiums klar wurde: „Ich bin in ein Benediktinerkloster zu einem Meditationskurs. Ich wusste nicht, was das ist und daraus sind 10 Jahre geworden.” Mit 34 Jahren tritt er in den Benediktiner-Orden der Erzabtei in Beuron ein und wird zu Mönch Jakobus Kaffanke. Heute ist er 75 Jahre alt und lebt auf der Burg Ramsberg. „Ich bin 50 Jahre auf dem geistlichen Weg. 40 Jahre im Kloster und 30 Jahren in der Klausur.” In Klausur bedeutet: Ein Leben alleine und abgeschnitten von seinen Ordensbrüdern.   

Leben als Einsiedler

Der 75-Jährige kocht, wäscht und bügelt selbst. Auch sein Brennholz für den Winter sägt er sich zurecht. Im Monat hat er 400 Euro zur Verfügung. Obwohl er abgeschieden von der Zivilisation lebt, beschäftigt er sich mit vielen gesellschaftlichen Themen. Er findet zum Beispiel, dass die heutige Informationsflut für viele Menschen überfordernd sei: „Man muss fähig sein, jeden Tag ein paar Stunden davon abzuschalten. Ohne dass man sagt, es ist mir egal, sondern dass man sich zurücknimmt. Sodass sich das Bewusstsein einerseits erholen kann und man zweitens die Daten verarbeiten kann. Dass man sortieren kann und dass man überlegen kann, welche Strategien gegen diese Hiobsbotschaften helfen.” 

Verzicht auf Sex und Liebe?

Als wir ihn fragen, ob er ein Leben in Partnerschaft vermisst, antwortet er: „Ich habe Bekanntschaften aus Kursen. Da schälen sich dann einige heraus, die mir schreiben, Männer und Frauen. Aber es sind keine Liebesbeziehungen.” Auch die Entscheidung, auf Seggs zu verzichten, ist bei Jakobus gefestigt: „Sexualität, das ist halt der Punkt, auf den man dann verzichtet. Aber deswegen liebt man doch, oder? Ohne Liebe läuft nichts.” 

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