Benjamin aus Oberarnbach vermietet Hühner auf Zeit

Stand
Autor/in
Helen Riedel
Bild von Helen, Multimedia-Redakteurin SWR heimat
Michèle Kraft
Michèle Kraft
Benjamin, Mann mit braunem Huhn auf dem Arm und drei Eiern in der Hand
Benjamin vermietet seine Hühner. „Das ist ein ganz kleiner Tropfen auf den heißen Stein gegen die große Massentierhaltung. Aber nur ein kleiner Tropfen kann auch schon viel bewirken.“
Hühnerstall, der auf einer Wiese steht
Wer bei Benjamin Hühner mietet, bekommt den Stall, einen Zaun und einen automatischen Futter- und Wasserspender nach Hause gebracht.
Benjamin, Mann, der drei Hühner füttert auf einer Wiese
„Ich vermiete die Hühner, um den Leuten einfach zu zeigen, dass es sehr einfach ist, sich in seinem eigenen Garten eigene Lebensmittel herstellen zu lassen und die Verpflegung der Hühner oder den Aufwand, den man hat, ist wirklich sehr gering.“
Stall, mit seitlicher Luke, in der ein Nest mit drei Eiern zu sehen ist
Benjamins Hühner produzieren alle unterschiedliche Eier. Farbe und Größe variieren.
Braun, schwarzes Huhn, was aus einer Hand Körner frisst
Theoretisch kann jeder Hühner halten, der eine Grünfläche zur Verfügung hat und diese anständig einzäunen kann. Zum Schutz vor Wildtieren oder auch Greifvögeln. Hühner zählen auch als Kleintiere und die darf man sich sogar in der Stadt halten.

„Als kleines Kind hatte ich schon Hühner mit meinem Opa zusammen und habe immer gesagt, wenn ich mal ein eigenes Haus habe, habe ich definitiv wieder Hühner.“

Benjamin ist schon von klein auf ein großer Hühner-Fan. „Begonnen hat das damals mit einem Huhn, das mir zulief. Das durfte ich dann behalten, nach ein paar Diskussionen. Und dann kamen irgendwann immer mehr Hühner dazu. Aber irgendwann kam der Fuchs und dann hatte ich leider keine Hühner mehr.“ Das ist schon langer her. Seit fast vier Jahren hat er wieder eigene Hühner – neun Stück in seinem Garten.

Benjamins Mission: Auch anderen Menschen eine Freude mit seinen Hühnern machen. Er vermietet immer drei seiner Hennen an Hühnerinteressierte. Mindestmietdauer sind zwei Wochen. „Bei der Vermietung der Hühner braucht der Mieter sich eigentlich um nichts zu kümmern, außer die Grünflächen zur Verfügung zu stellen. Ich bringe den Stall mit, den Zaun, den automatischen Futter- und Wasserspender und natürlich die Hühner.“ Die Nachfrage ist groß. Für diesen Sommer hat unter anderem ein Rehazentrum bei ihm angefragt. Zu seinen Stammkunden zählen aber vor allem Kindergärten.

„Wenn die Hühner in den Kindergärten ankommen, sind die Kinder immer hin und weg. Die möchten gar nicht mehr, dass die Hühner ausziehen am Ende.“

Um sich Hühner zu halten, braucht es laut Benjamin nicht viel: „Wenn man ein bisschen Grünfläche hat, ein paar Büsche, kann man sich leicht Hühner halten. Mit einem kleinen Stall. Man bekommt täglich Eier im besten Fall. Und die Verpflegung und Versorgung ist auch nicht mit großem Aufwand verbunden.“

„Für die Zukunft könnte ich mir eventuell vorstellen, dass die Leute, die die Hühner bei mir gebucht haben, es wirklich verstehen, wie einfach es ist, sich so leckere, gesunde Lebensmittel selbst in seinem eigenen Garten produzieren zu lassen von den Hühnern. Und dass es wirklich kein großer Aufwand ist. Es ist nur ein minimaler Tropfen auf den heißen Stein, den man der Massentierhaltung entgegensetzen kann, aber es ist schon mal ein Anfang!“


Mehr Heimat

Anne lebt seit 30 Jahren nachhaltig und ressourcenschonend im Tiny-House

„Auf meinen Reisen habe ich gesehen, mit wie wenig ich auskomme. Je weniger ich zu versorgen habe, desto weniger Arbeit habe ich damit.“ (Anne, 74 aus Steinbach bei Bad Schussenried)
Seit fast 30 Jahren wohnt Anne jetzt schon in ihrem kleinen Tiny Holzhaus. Sie lebt extrem sparsam, nachhaltig und ressourcenschonend, auch wenn das gar nicht ihre Hauptmotivation war. Ihren Lebensstil führt sie auch nicht aus irgendeiner politischen, religiösen oder weltanschaulichen Überzeugung heraus. „Ich sehe das ganze Leben als Experiment. Was mir guttut, mache ich weiter. Wenn mir etwas nicht mehr bekommt, werde ich es ändern.”
Das Haus ließ sich Anne speziell anfertigen. Dabei war ihr wichtig, dass überall die Form des Vierecks wiederzufinden ist. Für sie hat das Viereck eine klare und ordnende Wirkung. Auch sonst legt Anne viel Wert auf Ordnung: „Die Hütte lebt davon, dass die wenigen Dinge, die es in ihr gibt, alle ihren Platz haben. Sie erzieht einen zur Ordnung.”
Als sie die Hütte bauen ließ, lieh sich Anne 124.000 Mark von der Bank und verkaufte ihr Auto für 10.000 Mark. Dieses Geld reichte aus, um das komplette Grundstück und das Holzhaus zu kaufen. Die Aussicht auf eine geringe Rente brachte sie dazu, möglichst schnell eine eigene Immobilie finanzieren zu wollen, damit sie keine Miete mehr zahlen muss.
Gerade mal 4x4 Meter groß ist das Mini-Holzhaus von Anne. Sie lebt hier weitgehend minimalistisch ohne Strom, verbraucht kaum Trinkwasser und ihre Heizkosten belaufen sich auf rund 150 Euro pro Jahr. Trinkwasser verbraucht sie nämlich nur fünf Liter am Tag. Das restliche Brauchwasser bezieht Anne aus einer Zisterne in ihrem Garten. Geheizt wird das Häuschen mit einem kleinen Holzofen. Solange es ihr möglich ist, möchte Anne so weiterleben.