Obwohl weniger bekannt als andere Orte der schwäbisch-alemannischen Fasnet, kann auch die Empfinger Fastnacht auf eine lange Tradition zurückblicken. Strafsachen und Gerichtsprotokolle von 1697 und 1784 belegen ihren Bestand. Der Ursprung der Empfinger Fasnet liegt in der bäuerlichen Kultur, noch heute gibt es Figuren, die auf die einstige Armut verweisen und auf die Nutzung dessen, was die Natur den Menschen bietet. Zwar haben in den 1920er Jahren auch in Empfingen die schön geschnitzten Masken aus Villingen oder Oberndorf Einzug gehalten, doch bis heute tummeln sich auf den Straßen die derben Gestalten des bäuerlichen Beginns.
Firguren in der Empfinger Fastnacht
Früher sprangen als erstes die Bützle durch Empfingen, oft wurden sie schon sechs Wochen vor dem Fasnetssonntag gesehen - aber nie vor dem Dreikönigstag. Seit 1999 sind die Bützle vor der eigentlichen Fasnet rar gesät. Und wenn man Kinder verkleidet sieht, dann spielen sie lieber den Cowboy anstatt das Bützle mit den alten Frauenkleidern.
Am "Ruaßige Dauschdig" spielt die Rußhexe die Hauptrolle. Punkt 12 Uhr mittags öffnen sich die Scheunentore und die dunklen Gestalten strömen durch den Flecken. Wer sich an diesem Tag und um diese Zeit auf die Straße wagt, kommt garantiert mit schwarzem Gesicht nach Hause. Ein kleiner Tipp: Ziehen Sie alte Kleidung an, denn die Rußhexe erwischt auch immer wieder mal ein Kleidungsstück. Abends feiert man dann mit den "Freunden-Freier-Flecka-Fasnet" das große Spektakel unterm Narrenbaum vor dem Rathaus, wo sich die zahlreichen kostümierten Gruppen treffen. Im Anschluss ziehen diese durch die verschiedenen Lokalitäten.
Der Rußhexe werden die Hände gebunden
"Am Kronenbuckel um halb zwei" heißt es unter Empfingern, wenn sie sich zum großen Umzug am Fasnetssonntag verabreden, denn an der ansteigenden Straße beim Gasthof "Zur Krone" gibt's die besten Plätze. Rund 30 Gruppen melden sich jedes Jahr zu diesem bunten Treiben an. Zu den traditionellen Figuren gesellen sich immer neue Kreationen. Der ganze Flecken ist in Bewegung. Die Empfinger Musikkapelle führt den Zug an und leitet ihn von der Friedhofsstraße am Rathaus vorbei bis zur Täleseehalle. Auch die Rußhexen sind an diesem Sonntag mit dabei. Der Ruß an den Händen wird jedoch nur durch schwarze Handschuhe symbolisiert, denn "gerußelt" wird ausschließlich am "Ruaßigen Dauschdig".
Der Fastnetsmontag ist der Tag des freien Brauchtums. Die traditionellen Bettelgruppen und Ausgestopften sind ebenso unterwegs wie Fastnetscliquen, die viele verschiedene Themen darstellen. Weil es im Ortskern kaum noch Gaststätten gibt, öffnet so mancher Privatmann seine Türen für die "Butzen". So verteilen sich die Gruppen über den ganzen Flecken und in der Ortsmitte geht es - im Gegensatz zu früher - ruhiger zu. Wer also einen Überblick über die Empfinger Fasnetsfiguren bekommen möchte, sollte sich lieber den Sonntagsumzug anschauen.
Am Fastnetsdienstag beendet die Narrenzunft Empfingen die Fasnet mit einem Bürgerball in der Täleseehalle. Dort werden die Hexen in den Schlaf versetzt.