Blütenhonig – darunter kann man sich etwas vorstellen: Eine Biene fliegt auf einem weiten Feld voller blühender Blumen. Doch so viele Bienen, wie man auf einer Blumenwiese sieht, findet man im Wald selten. Wie produzieren Bienen also den sogenannten "Waldhonig"?
Der Name "Waldhonig" täuscht ein bisschen. Bäume blühen zwar auch – aber um ihre Pollen zu verbreiten, brauchen die meisten von ihnen keine Insekten. Das geht über die Luft. Nur wenige Bäume wie die Linde oder der Ahorn werden von Insekten bestäubt. Dann heißt der Honig auch entsprechend, also z.B. Lindenblütenhonig.
Bienen schmarotzen bei anderen Insekten und holen sich deren Honigtau
Waldhonig ist etwas ganz anders. Den Waldhonig produzieren die Bienen nämlich nicht aus Nektar, gehen also nicht direkt an die Blüten. Sie schmarotzen vielmehr bei anderen Insekten, die an Bäumen sitzen. Das sind vor allem Blattläuse. Diese Läuse sitzen an der Rinde, den Blättern oder den Nadeln und zapfen mit ihren Mundwerkzeugen die Pflanzensaft-Leitungen des Baumes an. Weil dieser Pflanzensaft süß ist, sind auch die Ausscheidungen der Blattkäfer ziemlich süß. Das ist der sogenannte Honigtau. Von den Bienen oder Ameisen wird der Honigtau freudig empfangen.
Blattläuse und Bienen: Waldhonig wird von zwei Insektenarten verdaut
Genau genommen ist jeder Honig mehrfach verdaut. Honigbienen lagern die aufgenommene Flüssigkeit in ihrer Honigblase zwischen. Die Honigblase ist ein Abschnitt des Darms, in dem dem Inhalt Wasser entzogen wird und Enzyme beigesetzt werden. Im Stock angekommen, "würgt" die Biene die vorverdaute Flüssigkeit hoch und gibt sie an eine andere Arbeiterin weiter, die den Prozess wiederholt. Zuvor hat der Pflanzensaft bereits den Verdauungstrakt der Blattlaus durchquert. Deswegen ist das Besondere beim Waldhonig, dass er von zwei verschiedenen Insektenarten verdaut wird, bevor er im Honigglas landet.
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