Im Jahr 525 nach Christi Geburt wurde eben diese Geburt zum Nullpunkt gemacht bzw. erstmals für die Kalender verwendet. Genauer muss man sagen: Das Jahr 0 gibt es nicht. Mit der mutmaßlichen Geburt Jesu Christi begann gleich das Jahr 1.
Die Geschichte, wie es dazu kam, geht so: Bis 525 gab es einen anderen Nullpunkt, nämlich den Beginn der Kaiserzeit von Diokletian. Der wurde nach unserer heutigen Zeitrechnung im Jahr 284 zum römischen Kaiser ausgerufen. Wenn sich also nichts geändert hätte, wären wir heute nicht im Jahr 2023, sondern im Jahr 1739 nach Diokletian. Die Menschen hatten mehrere Jahrhunderte lang einen Nullpunkt, der später lag als das Geburtsjahr Christi.
Ostertafeln aufgebraucht
Im Jahr 525 schlug ein römischer Mönch, Dionysius Exiguus, erstmals vor, das mutmaßliche Geburtsjahr von Jesus Christus zum Ausgangspunkt zu nehmen. Das tat er weniger aus religiöser Überzeugung, sondern um einen Streit zu lösen. Die Gelehrten waren sich nämlich nicht einig, wann im Jahr 526 Ostern sein soll.
Das Osterdatum hängt von zwei Faktoren ab:
- Vom Sonnenstand: Ostern ist immer nach Frühlingsanfang
- Vom Mondstand: Ostersonntag ist immer der erste Sonntag nach Vollmond.
Und um das für jedes Jahr zu berechnen, gab es damals die sogenannten Ostertafeln. Die konnte man erstellen, weil beides – der Lauf des Mondes und der der Sonne – einem regelmäßigen Rhythmus folgt. Und wenn man beide Rhythmen, den vom Mond und den von der Sonne, kombiniert, kommt man auf einen Zyklus von 532 Jahren: Alle 532 Jahren stimmen Mondphase, Kalenderdatum und Wochentag überein. 2023 zum Beispiel ist der 27. Dezember nicht nur ein Mittwoch, sondern auch Vollmond. Das wird erst in genau 532 Jahren wieder so sein. Dass es diesen Rhythmus von 532 Jahren gibt, hat sich damals herumgesprochen.
Neuer Zyklus, neuer Ausgangspunkt
Jetzt komme ich auf den römischen Mönch Dionysius zurück. Der war gerade damit beschäftigt, den Ostersonntag fürs kommende Jahr auszurechnen. Sein Problem war, dass die letzten verfügbaren Ostertafeln gerade abgelaufen waren. Da stellte er fest, dass es gar nicht mehr lang hin ist, bis der 532. Jahrestag vom Ende der Herrschaft Herodes ist, und damit natürlich auch vom Geburtsjahr Christi. Da hat er sich wohl gedacht, dass es ganz praktisch wäre, für die neuen Ostertafeln das Geburtsjahr Christi als Bezugspunkt zu nehmen. Das war einfach zeitgemäßer. Vom Römischen Reich hat keiner mehr gesprochen, von Diokletian erst recht nicht. Insofern lag es nahe, ein neues Bezugsdatum zu nehmen. Und dann hat er tatsächlich angefangen, auch "Anno Domini" in seine Ostertafeln zu schreiben.
Um das Jahr 800 etabliert
Zunächst gingen noch verschiedene Zeitrechnungen durcheinander bzw. liefen parallel; viele Fürsten nahmen ganz gerne mal die eigene Herrschaftszeit als Nullpunkt bzw. Ausgangspunkt der Zeitrechnung. Erst im Lauf der Jahrzehnte und Jahrhunderte, etwa bei Karl dem Großen, setzte es sich durch und war dann schließlich etabliert – im Jahr 800 nach Christi Geburt bei der Krönung Karls des Großen.
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