Ja, das sind sie in der Tat, auch wenn sich das auf einer normalen Badezimmer-Waage nicht bemerkbar macht.
Flut und Ebbe werden ja ausgelöst durch die Anziehungskraft des Mondes. Dabei zieht der Mond aber nicht nur das Meerwasser an bestimmten Stellen der Erde zusammen, sondern er hebt auch das Festland. Das heißt, der Boden unter unseren Füßen hebt und senkt sich zweimal am Tag um etwa einen halben Meter.
Gravitationskraft hängt von der Erdentfernung ab
Wir sind also bei Flut einen halben Meter weiter vom Erdmittelpunkt entfernt als bei Ebbe. Nun hängt aber die Gravitationskraft von der Entfernung ab: Je weiter wir vom Erdmittelpunkt weg sind, desto geringer ist die Schwerkraft. Wie viel das ausmacht, kann man ausrechnen: Bis zum Erdmittelpunkt sind es etwa 6.000 km. Der halbe Meter, den wir uns täglich heben und senken, macht im Verhältnis dazu also nur einen winzigen Bruchteil aus, nämlich ungefähr ein Zehnmillionstel. Das ist nicht viel, aber man kann sagen: Bei Flut sind wir im Schnitt etwa ein Zehnmillionstel leichter als bei Ebbe.
Mit einer hochpräzisen Waage könnte man das also messen?
Theoretisch ja, wobei man sagen sollte: Die Physik unterscheidet ja zwischen Masse und Gewicht. Und die Gewichtskraft ist das, was sich ändert. An unserer Masse ändert sich nichts. Also wenn ich genau 76,000000 Kilogramm wiege, ändert sich daran überhaupt nichts – die wiege ich bei Flut und bei Ebbe. Was sich allerdings ändert, ist die Kraft, mit der ich auf die Erde (und somit auf die Waage) gezogen werde.
Die Waage zeigt zwar Kilogramm an – was sie aber in Wahrheit misst, ist die Gewichtskraft, die ich auf sie ausübe. In der Physik werden Kräfte in der Einheit Newton angegeben, aber die Waage rechnet das auf die Masse um, deshalb zeigt sie „Kilogramm“ an.
Beispiel Mond
Man kann sich das vielleicht vorstellen, wenn man an die Situation auf dem Mond denkt. Wir wissen, auf dem Mond ist die Gravitationskraft sechs Mal kleiner als auf der Erde. Als Astronautin oder Astronaut hätte man da immer noch eine Masse von 76 Kilogramm, trotzdem wäre die Gewichtskraft, mit der man auf den Boden gezogen wird, sechs Mal kleiner. Und so ist das auch bei Ebbe und Flut – nur dass wir hier über winzige Schwankungen in der Größenordnung von 1:10.000.000 reden.
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