Bilder der Band „Echt“ zur Doku-Trilogie „Echt – Unsere Jugend“

„Echt – unsere Jugend“

Interview mit Kim Frank

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Kim Frank (41) hat nach der Zeit mit der Band „Echt“ über 150 Musikvideos für Künstler wie Udo Lindenberg oder Mark Forster gedreht und veröffentlichte 2017 seinen Debütfilm „Wach“ mit Alli Neumann und Jana McKinnon in den Hauptrollen, der allein auf YouTube über drei Millionen Aufrufe hat und unter anderem für den Grimmepreis nominiert wurde. Am 23.11.2023 erscheint in der ARD Mediathek seine Filmtrilogie „Echt – unsere Jugend“, in der er als Autor, Regisseur und Cutter vom Erwachsenwerden mit seinen vier besten Freunden als Popstars erzählt.

Im Interview beantwortet Kim Frank vorab Fragen zum Entstehungsprozess der neuen Filmtrilogie „Echt – unsere Jugend“.

Wie kam es zu den Filmen. Warum jetzt?

Bei einem unserer Treffen zu fünft, das zufälligerweise fast exakt 20 Jahre nach unserer Trennung stattfand, kam die Frage auf, ob uns noch irgendwas fehlt, bezogen auf die ganze „Echt“-Zeit. Als ich an der Reihe war, habe ich gesagt, dass es mir irgendwie fehlt, dass wir nie was aus diesem ganzen Material, was wir damals gefilmt hatten, gemacht haben. Dann haben die Jungs gefragt, wie ich mir das vorstellen und ob ich’s ausprobieren würde.

Etwa zwei Monate später haben wir uns getroffen und einen ersten Rough Cut von circa einer Stunde geguckt. Als der vorbei war, saßen wir mehrere Minuten einfach da und haben geheult. Danach war klar: Wir müssen das machen.

Die Filme sind keine klassische Band-Dokumentation. Es gibt zum Beispiel keine zwischengeschnittenen Interviews von heute, die alles einordnen. Du erzählst anhand eurer Camcorder-Aufnahmen von damals und sprichst ein Voiceover. Warum diese Form?

Ich wollte, dass man die Chance hat, wirklich einzutauchen. Dass man fühlen kann, wie es sich damals für uns angefühlt hat. Ich wollte die Bilder für sich sprechen lassen. Da hätte es mich total gestört, wenn wir da immer wieder als alte Männer gesessen hätten oder vielleicht sogar irgendwelche Experten ihren Senf dazu geben würden. Ich gebe manchmal auch Kontext durch die Voiceover, aber ich habe so konsequent wie möglich versucht, nur zu erzählen, wie ich es ganz persönlich erinnere.

Über 240 Stunden Filmaufnahmen wurden damals mit eurer „Echt“-Cam gefilmt. Hast Du Dir das wirklich alles angesehen? Wie lange hast Du an den Filmen gearbeitet?

Insgesamt habe ich jetzt über eineinhalb Jahre an den Filmen gesessen. Seit Februar 2022. Das war sehr intensiv und ich freu mich, jetzt wieder im Heute angekommen zu sein. Und zur anderen Frage: Ja, ich hatte mir vorgenommen, das ganze Material erstmal einfach nur zu sichten. Ohne mir Notizen zu machen oder so. Und das habe ich auch durchgezogen. Was ein großer Fehler war (lacht).

Warum?

Das war schon teilweise heftig, so extrem mit dem jugendlichen Ich konfrontiert zu werden. Aber ich hatte mir, bevor ich mich drangesetzt habe, geschworen, dass ich ehrlich sein will und mich und alle anderen nicht irgendwie cooler oder schlauer darstellen will. Ich wollte keinen Film machen, der einfach nur sagt: „Guck mal, wie geil wir waren.“ Ich wollte was machen, dass so nah wie möglich an dem ist, wie wir damals waren. Und da gehören dann die schönen, lustigen, aber auch schmerzhaften Momente dazu.

Die Inhalte der Filme sind universell. Sie richten sich nicht nur an „Echt“-Fans, denn sie erzählen von eurer Freundschaft und eurem Erwachsenwerden, und alles im Setting dieser speziellen Popstar-Welt Ende der 90er Jahre. Dabei sind viele Themen, die auch heute unter jungen Menschen sehr relevant sind, für euch damals auch schon existent. Es geht zum Beispiel um Panikattacken, Depressionen und „Body Dysmorphia“.

Ich habe irgendwie das Gefühl, dass der Struggle, ein Teenager zu sein, universell ist. Mit dem tollen Unterschied, dass es heute für eben solche Themen ein Bewusstsein gibt und es weniger tabu ist, darüber zu sprechen.

Auch wenn’s intim ist: Ich wollte das alles unbedingt erzählen, weil ich zeigen wollte, was hinter dem strahlenden Lächeln auf Covern von Teeniemagazinen in uns vorging. Und ich fand es wichtig, das Ganze aus der Perspektive einer Gruppe junger Männer zu erzählen.

Und Kai, Puffi, Gunnar und Flo waren damit einverstanden? Du gibst ja auch sehr intime Einblicke in ihr Innenleben.

Die Jungs waren every step of the way dabei und ich finde es auch krass, wie sehr sie wollten, dass die Filme so ehrlich wie möglich werden. Das ist schon extrem mutig, vor allem, weil ja alle, bis auf Flo, der die Band „Deine Freunde“ hat, seit damals nicht mehr in der Öffentlichkeit stehen.

Gab es für Dich auch neue Erkenntnisse durch die Arbeit an den Filmen?

Dass wir ganz schön viel Scheiße gelabert haben (lacht). Nein im Ernst. Das Besondere an der ganzen Entstehung für mich war zu sehen, wie krass wir heute noch füreinander da sind und wie tief unsere Freundschaft geht. Wir kennen uns, seit wir elf, zwölf sind, haben so viel Ups und Downs miteinander erlebt – und sind uns jetzt immer noch so nah. Das ist alles andere als selbstverständlich. Und das erfüllt mich. Wenn ich das Ganze aus heutiger Sicht deuten müsste, würde ich sagen: Ich glaub wir haben uns damals getrennt, um unsere Freundschaft zu retten. Und es hat geklappt.

Kann man dann auch mit neuer Musik rechnen?

Nein. Das ist gerade kein Thema zwischen uns. Wir freuen uns über die Filme und über unsere Freundschaft. Und ich für mich kann sagen, dass die Vorstellung sich auf eine Bühne zu stellen, mit diesem: „Seht mich alle an“, sehr abstrakt für mich ist. Trotzdem fühlt es sich an als würde es „Echt“ immer noch geben. Nur halt ohne die Musik.

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Autor/in
SWR