Robert Schupp als Stoschek. © SWRBenoit Linder

Interview mit Robert Schupp

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Der Landesbanker Stoschek befördert die Brenner-Welle mit, hinter viel guter Laune und verstecktem Ehrgeiz. Was machte die Rolle reizvoll für Sie?

Da ist zum einen die hanebüchene Geschichte, wie ein einzelner Betrüger alle um den Finger wickelt und sein Umfeld sich geradezu lustvoll einseifen lässt. Eine Parabel auf die menschliche Gutgläubigkeit und die Bereitschaft, das zu glauben, was man glauben will: Exemplarisch dargestellt anhand der Banker, die das große Geschäft wittern und am Renommee des vermeintlichen Vorzeigeunternehmers teilhaben wollen. Das birgt natürlich jede Menge komisches Potential und ist dadurch per se reizvoll. Und dann ist es natürlich auch ein Heimatfilm: Das heißt, südwestdeutsches Unternehmertum, die „wir können alles, außer hochdeutsch“-Gemeinde wird persifliert anhand eines schwarzen Schafes von der Größe eines Elefanten. Der Betrüger wird hofiert, sobald er großspurig genug auftritt. Er greift Milliardenkredite ab und die vielen anständigen kleinen und mittleren Unternehmer, der Mittelstand, der unsere Region auszeichnet, hat das Nachsehen. Diese Mechanismen und auch die Vetterleswirtschaft aufzuzeigen, finde ich wichtig und notwendig.

Sie sind echter Badener, der Dialekt war Ihnen vertraut. Wie steht es mit den anderen, haben die ihre Dialektsache gut gemacht?

Natürlich, im eigenen Heimatdialekt zu spielen ist immer besonders reizvoll. Zumal es nicht so oft vorkommt. Ich setze den Dialekt daher gerne auch mal in Rollen ein, die nicht von vorneherein so geschrieben sind, zum Beispiel im Berliner Tatort oder bei „Weissensee“. Dialekt ist ja sozusagen wie eine Muttersprache innerhalb der Muttersprache. Da kommt man automatisch ganz nah zu sich selbst und zu einer besonderen Authentizität. Es war dann aber doch erstaunlich, wie viele echte Badener gefunden werden konnten, um diese genuin badische Geschichte zu erzählen. Da, wo von schwäbisch sozialisierten Kollegen ausgeholfen wurde, haben wir Badener ein paar Überstunden im Dialektunterricht gemacht. Das hat im Großen und Ganzen recht gut geklappt, man hat sich auf beiden Seiten Mühe gegeben. Es ist ja auch nicht einfach, etwas zu imitieren, was doch so nah am eigenen liegt. Badisch und schwäbisch gehören ja als alemannische Dialekte zur gleichen Sprachfamilie. Interessant war auch, dass die Badener unter sich natürlich wieder verschiedene Unterarten des Dialektes pflegen. Schon ein Freiburger wie ich und ein Markgräfler verwenden ja durchaus unterschiedliche Lautgebilde. Oben im Schwarzwald ist es wieder anders. Wir haben uns dann auf eine Art „Gesamtbadisch“ geeinigt, sonst hätten wir auch die Schwaben noch mehr als nötig verunsichert ...

Manni sagt in dem Film „Die Leute glauben nicht was sie sehen, sie sehen, was sie glauben.“ Was ist da dran?

Ja, so ist es. Sie sehen, was sie glauben. Und sie glauben, was sie glauben wollen. Deswegen gibt’s ja auch keinen Klimawandel und keine Umweltverschmutzung, Fessenheim ist ein sicherer Atom-Reaktor, Deutschland exportiert seine Waffen nur an lupenreine Demokraten … und Manfred Schmider war ein ehrenwerter Vorzeigeunternehmer.

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