Manfred Brenner (Hans-Jochen Wagner) in seinem Büro in Ettlingen. © SWRBenoît Linder

Interview mit Hans-Jochen Wagner

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Wie ist Manfred Brenner zu dem geworden, der er wurde. Was denken Sie?

Ich denke, bei ihm hat sich, wie bei uns allen, in der Kindheit und der frühen Jugend ein tiefes Bedürfnis, eine verzweifelte Sehnsucht nach etwas entwickelt, was ihm damals gefehlt hat oder vorenthalten wurde. Zuwendung, Anerkennung, Macht und sicher so etwas wie Selbstwert. Wir alle versuchen, dieses ursprünglich kindliche Mangelgefühl zu stillen, lebenslang, mit allen Mitteln. Und Brenner hat es mit Erfolg und Geld versucht.

Welche Faszination ging von der Person Schmider aus, dass so viele Menschen auf ihn hereingefallen sind?

Ich bin ihm persönlich nicht begegnet, aber er muss auf jeden Fall ein sehr einnehmender, überzeugender und auch manipulativer Charakter sein. Sonst wären nicht so viele mächtige Menschen mit auf seinen „Geisterzug“ gesprungen, teilweise auch gegen besseres Wissen.

Wie konnte es ihm gelingen, den Schwindel so lange aufrechtzuerhalten, und wie hat er es geschafft, alle von seinem Vorhaben zu überzeugen?

Offensichtlich hat sein zur Schau getragener Reichtum auch dazu geführt, dass in vielen in seiner Nähe, nicht zuletzt bei den Banken, eine große Gier geweckt wurde. Alle wollten teilhaben an diesem Wunder und auch die Taschen füllen. Und wenn eine Bank erst einmal einige Millionen investiert hat, dann glaubt sie auch verzweifelt an den Erfolg, alles andere wäre ja eine Katastrophe. Da wird dann verkrampft „positiv thinking“ betrieben. Wie heißt es so schön: Wenn dir die Bank 50.000 leiht, gehörst du der Bank, wenn sie dir 50 Millionen leiht, gehört die Bank dir.

Sie haben im Raum Karlsruhe gedreht. Sind Sie dabei Menschen begegnet, die sich noch an Manfred Schmider erinnerten und von ihm erzählten?

Ich wurde immer wieder von Menschen auf der Straße angesprochen und speziell in Baden-Baden hatte fast jeder im entsprechenden Alter seine eigene Manfred- Schmider-Anekdote. Das war sehr unterhaltsam. Sie liebten und sie hassten ihn und am Ende waren doch alle immer recht froh, dass er schließlich erwischt wurde.

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SWR