Donaueschinger Musiktage 2017 | Werkbeschreibung

Werke des Jahres 2017: "My mother was a piano teacher […]"

Stand
AUTOR/IN
Martin Schüttler

für Fernensemble und Moderatorinnen (2017)
Kompositionsauftrag des SWR

"Als ich noch ganz jung war, habe ich Flöte gespielt. Ich habe zuerst gesungen und dann mit Flöte angefangen, als ich vier oder fünf war. […] Ich durfte mir dann ein Instrument aussuchen. Ich wollte Cellospielen. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, ziemlich weit von hier, in der Nähe der niederländischen Grenze. Mein Vater war begeisterter Pianist, Laie. Das war ein großer Traum von ihm und ich glaube, dass deswegen meine Instrumentenwahl – es ist sehr komisch, wie man das macht als Kind, und das ist ja völlig intuitiv und dann ist es nachher genau das Richtige. Eine ganz komische Erfahrung, kann ich mich erinnern, […] ich war sieben. Und es war irgendwie so, dass ich schon in diesen ersten paar Sekunden wusste: Das ist mein Instrument. Das ist so komisch. Es hat einfach direkt funktioniert, das war direkt von Anfang an meine Sprache, meine Art mich auszudrücken und auch meine eigene Welt zu erschaffen. Ich hatte so einen Zufluchtsort.

Ich habe viel gespielt, jeden Tag eine Stunde. Bei meinen Brüdern und Schwestern war das ganz anders. Die haben sich mehr unter Druck gesetzt gefühlt. Aber bei mir war das schon immer ein Weg, um meine eigene Persönlichkeit zu finden, meine persönliche Entwicklung. Ich komme aus einer sehr konservativen Familie mit sehr strengen Regeln, sehr – immer die Erwartungen aufgedrückt bekommen und diese ganzen Sachen mit der Disziplin, wie man sich benehmen soll und so. Sehr katholische flämische Familie, autoritärer Vater aus Westflandern, wo das noch schlimmer ist. Cellospielen und Musik war was, wo mich keiner angreifen konnte. Ich weiß nicht genau, wie das passiert ist, es hätte ja auch sein können, dass ich ein ganz anderes Gefühl gehabt hätte, nämlich dass ich das machen MUSSTE. Aber es ist halt das Gegenteil passiert. Wahrscheinlich war das auch eine Art die Verbindung zu meinem Vater aufrecht zu erhalten. Und gleichzeitig konnte er da nicht eingreifen, wie hätte er auch?

Ist ja auch eine Möglichkeit, viele Dinge auszudrücken, die man im Alltag nicht ausleben durfte. In der Musik war es natürlich erlaubt, zum Beispiel emotional zu sein. […]

Ich habe mit meinem Vater Kammermusik gemacht, meine Brüder, meine Schwester und ich haben Streichquartett gespielt, wir haben Klavierkonzerte von Mozart gespielt, […] wir haben viele Streich quartette gespielt. Ich habe vier Geschwister. Wir haben meistens Quartette gespielt. […] Mittlerweile spielen wir nur noch ganz selten zusammen. Haben wir einmal oder zweimal gemacht, für ein Familien fest, also nicht so viel, weil das viel kaputt gemacht hat und Druck entstanden ist. Für die war das nicht ihr Ding und deshalb konnten sie das nicht so fühlen wie ich, also dass das was ist, was ich besitze."

"Mit sechs Jahren Blockflöte, so der klassische Einstieg. Und sofort ging es einfach dahin. Ich glaube ganz ehrlich, das Instrument war im Grunde nebensächlich – schon damals. Ich hätte auch was anderes wählen können, und hab' das später ja auch getan. […] Ich war als Kind immer von so einer gewissen Unruhe begleitet, einer Energie­Aufgeladenheit, das ist heute auch noch so. Die einzigen Momente, in denen diese Unruhe ausgesetzt hat, waren die, in denen ich an irgendeiner Sache dran war und sie ausgestaltet und umgesetzt habe. […] Ich habe viele Jahre lang auch gezeichnet. […] [Ich] wollte eigentlich mit meiner Mappe an die Angewandte gehen, hatte auch schon meinen Prüfungstermin. Dann hab' ich mir gedacht, naja, mach' ich die Eintrittsprüfung zur Musikhochschule auch, mal gucken, völlig naiv. Ich hatte mich schon auf beide Prüfungen vorbereitet, der Termin zur Musikhochschule war zuerst, ich wurde angenommen – dann hab' ich das mit der bildenden Kunst gelassen. Es war interessanterweise gar nicht so relevant für mich in meinem damaligen Selbstverständnis. Ich hab' es einfach als eine enorme Befriedung empfunden, wenn mir irgendwas einfiel […], was ich umsetzen konnte.

[…] Ich hab' sehr schnell sehr vieles können, das habe ich schon auch gemerkt. Und dann kam sozusagen die Grenze, wie bei jedem […] Ich war ja auch Turnerin in jungen Jahren – viel zu lange – und ich weiß noch ganz genau wie der Trainer rein kam zum Tagestraining, heute machen wir dies und das, hat es vorgemacht, zackzack – und ich schaute mir das an […] und hab' es sofort nachmachen können, ohne Probleme, rein intuitiv gesteuert. Und dann später hab' ich es zwischenzeitlich verloren, dann ging es plötzlich nicht mehr so einfach. Als wir angefangen hatten, es zu analysieren und zu trainieren. […] Der Verarbeitungsprozess war teilweise mühsam, aber natürlich wichtig, um alles zu speichern. Ich hab' diesen unmittelbaren Zugang zu Dingen, der ist mir irgendwie geschenkt worden. Das ist bei der Gambe auch so gewesen. […]"

"Meine Geschichte geht so: Meine Klavierlehrerin war meine Mutter. Sie war Pianistin, da musste ich auch Klavier spielen. Zuerst hat meine Schwester Klavier gespielt, sie ist älter als ich, und dann war ich an der Reihe. Ich war acht, und meine Mutter meinte: Jetzt gibt's Klavierunterricht. Es war, naja, nicht direkt eine Erniedrigung, aber doch schon ein bisschen komisch, weil meine Mutter und meine Schwester – un truc des filles – Klavierspielen war was für Mädchen! Und dann war ich aber, glaube ich, ziemlich begabt. Aber ich habe mich auch ein bisschen gegen diesen Mädchenkram gesträubt, bis ich irgendwann mein eigenes Ding draus gemacht habe: Ich habe mich wie ein Junge gefühlt, wenn ich improvisiert und Stücke verändert habe. Ich hatte Noten von Kabalewski [geht ans Klavier und spielt]. Das habe ich dann zum Beispiel rückwärts gespielt. […] Ich habe mich auf meine eigene Art und Weise der Musik angenähert, über Improvisation, Umkomponieren – so ein bisschen sadistisch und gleichzeitig kreativ. Von da an war es okay für mich Klavier zu spielen, wie meine Schwester, wie meine Mutter. Weil ich meinen eigenen Zugang dazu gefunden habe. […]

Dann bin ich automatisch zum Synthesizer gekommen, ich habe improvisiert und dann Pop­Songs komponiert. […] Ich bin kein Komponist, das ist nicht mein Ding. Ich glaube, ich bin viel zu sehr im Moment, ich komme nicht mit Strategien zum Komponieren klar oder Langzeit­… – den Moment zu genießen, das finde ich einfach zu gut. Ich bin kein Komponist. Aber Pop­Songs komponieren war irgendwie natürlich, aber auch mein Geheimnis! Meine Mutter war Klavierlehrerin. Wenn sie aus dem Haus war, von vier bis sechs Uhr, war ich mit meiner Schwester und meinem Bruder allein zu Hause. Wenn ich dann den Schlüssel im Schloss gehört habe, war Schluss mit Improvisieren, ich habe mein eigenes Gefühl weggeschlossen, meinen geheimen Garten."

"Ich bin als Kind zu zwei Jahren Tanzschule verdonnert worden. Die Mädchen haben mich aber gelangweilt und ich habe mich dann ziemlich schnell zur musikalischen Performance hingezogen gefühlt. […] Als Teenager habe ich mal in einer Rockband gespielt, aber komischerweise habe ich mich doch mehr für Country und Rock interessiert. Townes Van Zandt habe ich geliebt. Nick Drake, Neil Young, da war ich ein Riesenfan von. Bin ich immer noch. Mehr Rolling Stones als Beatles in Bezug auf Farbe und Timbre. Ich fand Timbre interessanter als Harmonik … als Punk die Dead Kennedys – ich hatte als junger Teenager mal eine Punk­Phase […]. Ich habe eins der letzten Nirvana­Konzerte gesehen, in Belgien. Klar, Dinosaur Jr., Patty Smith. […] Ich finde eher Sonic Youth und so spannend, oder Velvet Underground. Da war ich ein großer Fan von. Lou Reed fand ich auch schon gut, als ich noch sehr jung war.
Das waren so die Sachen, die ich früher gut fand. Aber als Kontrast dazu genauso gerne auch Bach, Bartók. Zum Beispiel meine erste Begegnung mit Kammermusik, da habe ich gedacht: " Wow, fantastisch, dieser Kontrapunkt!" […] Gleichzeitig habe ich Dead Kennedys gehört. Das hat sich gleichwertig angefühlt. […] Dieser irgendwie schiefe Gesang von Neil Young, das Schreien in der Popmusik und im Blues – wie schrullig Popmusik ist im Vergleich zum gradlinigen klassischen Kram. […] Die Gradlinigkeit von einem Peter Gabriel oder […] – ich habe einen richtigen Hass auf sauberen Pop gehabt, sogar auf Prince, so als Beispiel für gutgemachte Popmusik. Das ist ja zweifellos genial,[...] aber eben Studio. Ich bin kein Studio­Typ. Dieser Einfluss auf das Material ist das, was mich mehr interessiert: Einstürzende Neubauten zum Beispiel. Aber das habe ich erst viel später gelernt."

"Meine Mutter hat immer SWR4 gehört. Und sie hat im Gesangverein gesungen. Also 'ne Affinität war schon da, aber mit sehr bodenständigem Musikgeschmack. Ich denke, sie wäre gerne selber Musikerin geworden. […] [Sie hatte] einen großen Willen, [meinem Bruder und mir] das zu ermöglichen, was sie selber nicht machen konnte. Mein Vater hatte dazu eher nicht so den Bezug, der ist mehr der mathematisch­technische Mensch.
Es gab dann den Moment in meiner Pubertät, wo zu meiner Hyperaktivität und körperlichen Unruhe eine Wachstumserkrankung dazu kam. Als ich zirka zwölf war oder dreizehn. […] Jedenfalls durfte ich für mehrere Jahre keinen Sport mehr machen. […] Mit Eintritt in die Pubertät war ich quasi körperlich still gestellt. […] Ich hab das dann schön in meinen Kopf verlagert. In der Fantasie, auf dem Notenblatt, oder mit den Fingern auf der Tastatur konnte ich die Welt entwerfen, wo extreme, krasse Bewegung möglich ist. Während sie eben körperlich nicht möglich war. […] Das war auf jeden Fall identitätsstiftend. […] Dass ich die Bewegung von Klängen anstelle von meiner eigenen körperlichen Bewegung hatte, als 'ne Art von Ersatz. Aber auch als Flucht. Es war die Möglichkeit, gleichzeitig meine Eltern stolz zu machen und mich von ihnen abzukapseln, mich zurückzuziehen.
Auch mit der Entwicklung meiner Sexualität war es ganz ähnlich. […] Mich als sexuellen Körper wahrzunehmen, der nicht den Umweg über die Rationalität nehmen muss. Eine Form von Kreativität in der Sexualität, die nicht erst gedacht werden muss, sondern die einfach handelt. […] Ich habe meinen Körper sozusagen unterwegs vergessen."

"Ich brauche immer viel Zeit, um neue Techniken zu verinnerlichen. Weil ich ihnen dazu erst einen Sinn geben muss, intellektuell und emotional. […] Ich empfinde das als etwas sehr Persönliches. Ich mag neue Sachen, auch wenn – also, ich habe Cimbalom gelernt, ich habe Steel Drum gelernt […] Ich entdecke gerne neue Systeme […] Dadurch habe ich aktuell immer Schwierigkeiten, weil man so viel spielen muss, damit man von Musik leben kann. Man bekommt immer weniger Geld, und ich für mich ist das Problem, dass ich mich gar nicht mehr körperlich und geistig erholen kann. […] Es gibt so viele, die ein Burn­out haben! Ich hatte mit dreißig ein Burn­out. Und alle sind völlig fertig. Das ist doch verrückt! […] Aber wir sind auch ein bisschen selber Schuld. […] Manchmal muss man sich einfach mehr Zeit nehmen und die Dinge langsamer angehen. […] Ich hatte mit einem anderen Typen zusammen Percussion­Unterricht […], und der war großer Rolling Stones­Fan. Ich wollte gerne so sein wie er und habe deshalb auch die Rolling Stones gehört. Jetzt zähle ich Keith Richards zu einem meiner drei großen Vorbildern wie ich Musik verstehe. […] Mick Jagger mag ich nicht, aber Keith Richards, den mag ich gerne. Weil alles, war er macht, Auswirkungen hat. Auch wenn er seine Finger nicht mehr krümmen kann, klingt es noch gut. Wenn man nur einen Ton hört: Das ist er, das ist unglaublich! Ich habe sogar den Ring, […] den Ring von Keith Richards. Der wie so ein Totenkopf aussieht. Das ist so ein 50 Gramm­Silberring, den haben sie für mich gemacht. Der ist sehr gut. […] Ich sehe in ICTUS übrigens auch eine Art Rock'n'Roll­Band."

"Irgendwann kam meine Mutter und hat gemeint: Hey, willste nicht Flöte spielen? […] Die hatten Angst, dass ich zu wenig Atem hab', das war halt in den 70er Jahren. Meine Mutter hat mich erst mal zum Schwimmunterricht geschickt und dann hat sie sich gedacht: Querflöte – das kann doch nur gut sein! […] Da war ich acht oder neun. Dann haben sie mir eine Querflöte gekauft. Es hat irgendwie sofort Spaß gemacht. Das war keine bewusste Wahl, das ging alles wahnsinnig einfach und schnell. Viel zu schnell, viel zu einfach. […]
Ich hab immer wieder die Herausforderung gesucht. […] Teilweise extrem viel Zeit zum Üben, keine Ahnung, [teilweise] ’n halbes Jahr jeden Tag fünf Stunden geübt [für fünf Minuten Musik]. Und als ich Examen hatte – viel zu beschäftigt – und ich steh’ um 3 Uhr morgens [noch] in meiner Übezelle und auf einmal geht nichts mehr! Ich kann nicht mehr spielen. Also es kommt nichts mehr raus, keine Lippenkontrolle mehr, als hätte ich nie Flöte gespielt, das Gedächtnis auch weg. […]
Ein halbes Jahr später hatte nochmal 'nen Absturz. Während des Konzertes! Kompletter Shutdown von meinen Lippen, nicht mehr spielen können. […] Wir hatten das Ding schon 30 mal gespielt, das war nie 'n Problem. Auf einmal: BUMM! Ging gar nix mehr. Und dann hatte ich wirklich 'n Problem, das war wesentlich schlimmer. Also es war wie 'n Krampf in den Lippen. Aber er kam nur, wenn ich die Flöte angefasst hab', ansonsten ging alles normal – statistisch gesehen keine Aussicht auf hundertprozentige Heilung. Dann hab ich mir gedacht: […] hundertprozentige Heilung interessiert mich nicht, ich will 120%, das muss ja dann möglich sein. […] Das hat auf jeden Fall meinen Werdegang extrem geprägt. […] [Die haben] vorgeschlagen, 'n halbes Jahr Pause zu machen, aber ich hab' gesagt: "No way! Sobald ich jetzt von der Bühne geh', ist das Ding gelaufen. Du musst auf der Bühne bleiben, sonst hast du so 'ne Angst..." – da spielt ja auch die ganze Psychologie mit im Hintergrund. […] Ich hab lange, lange echt geheult und geschwitzt, teilweise fast von der Brücke gesprungen, also wirklich depressiv. Aber immer weiter gemacht, mit dieser Komplett-Obsession dieses Ding wegzuhammern. Irgendwie gekämpft, Hoffnungslosigkeit, keine Lust mehr zu üben. Aber halt 'n völlig neuen Zugang zu meiner Bühnenpräsenz bekommen, weil du weißt nie was dir passieren wird. Es hat überhaupt nix damit zu tun, wie gut du vorbereitet bist, es kann dich in einer Sekunde wieder umhauen."

English

"I played Flöte when I was really young. I started with singing and then Flöte als ich 4 oder 5 war. […] I could choose my instrument and I chose the cello. I grew up in the countryside, quite far from here, near the Dutch border. My father was an enthusiastic amateur pianist, it was a big dream of his and I guess for me then the choice of the instrument – it's really strange how you can do that as a child, and it's completely intuitive to make this choice and then afterwards it is exactly right. It's a very strange experience in fact, I can remember […] I was seven years old, it was something like in these first seconds I knew this was my instrument, it is very strange, it worked immediately, so from the beginning it was my language, my way of expressing and also of creating my own world. I had this safe harbor. I played a lot, I played each day one hour. For my brothers and sisters it was very different, they felt more pushed, but for me it has always been a way of finding my own personality, my own personal development. I come from a very old-fashioned family with very strict rules, very – imposing expectations and all these kind of things about discipline, about how you behave – very catholic Flemish family. Authoritarian father from West-Vlaanderen where it is even more this way, so playing the cello and music was a thing where nobody could touch me. I don't know exactly how this could happen, because I could have felt it in the opposite way also, like HAVING to do it, but the opposite happened. I suppose it was a way to maintain also the connection with my father, and in the same time he couldn't touch it, because how would he? It's also a place where you can express a lot of things which were prohibited to express in the daily life, in music of course it was allowed to behave emotionally for example. […] I played chamber music with my father, we had a string quartet with my brothers and sister, we played piano concertos of Mozart, […] we played a lot of string quartets. […] I have four siblings. We mostly played quartet. […] Very rarely, we play together nowadays, we did it once or twice, for a family party. But not so much, because it made a lot of damage and pressure also. For them, it was not their way, so they couldn't feel it like as much as me, like something which I owned." – "At the age of six, it was the recorder: a classic starting point. And things just progressed from there. To be honest, the choice of instruments was purely incidental – even then. I could just as well have chosen something else, and indeed did so later on. […] My childhood was full of restlessness, a constant hum of energy, and that hasn't changed to this day. The only times when this restiveness would cease is when I busied myself with specific things, when I could form something, bring it to life. […] I also sketched, for many years. […] [I] wanted to do applied arts with my portfolio, had even secured an appointment for an entrance exam. But then I thought to myself: might as well also take the entrance exam for the conservatory, let's see how it goes… completely naive. I had already studied for both exams, and the appointment at the conservatory came first – so I just abandoned the visual arts one. Oddly enough, this had little bearing on my sense of self. I just saw the task of taking an idea and bringing it into existence as immensely fulfilling. […] I picked up new things with ease, I realized early on. And like in all things, there eventually came a limit. […] In my younger years I did gymnastics too – far too long, mind you – and I can remember vividly how the trainer came in for our daily exercises and said 'Today we'll do this and this…' and demonstrated it, boom boom – I watched […] and was immediately able to imitate it, no problem just driven by intuition. Later on I temporarily lost it, and then suddenly it didn't come easily at all anymore, when we began to analyze and to practice. […] The process of internalization was occasionally tiresome, but necessary for long-term retention. I have this immediate sort of connection with things, it is some kind of gift. Same thing is true for the gamba. […]" – "My story is: my piano teacher was my mother. She was a pianist, and so it was obligatory to play the piano. First my sister, she was older, she started piano and then it was my turn. I was eight years old and my mother said, "Now it's obligatory piano lesson." It was, well, not humiliating, but a bit strange because of my mother and my sister – 'un truc des filles' – a girly occupation to play the piano. And then I was quite gifted I think, but also a bit repulsed to make this girly thing. But finally I found my way. I finally expressed myself as a boy when improvising, and reconstructing the scores. I had some scores of Kabalevsky [walks over to the piano and begins to play] and just inverted the score for example. […] And finally appropriating music myself with improvisation, recomposing, something a bit sadistic but creative at the same time. And from this moment I accepted to play the piano, like my sister, like my mother. Because I found my way. […] And then it was natural to play the synthesizer, to improvise, then to compose pop-songs. […] I don't feel like a composer, that issue is not my cup of tea. I think I am too much in the instant, I cannot deal with the strategy of composition or the idea of longtime … The pleasure of the instant is too attractive to me. I am not a composer. But to compose a pop-song, it was natural. – But a secret also! My mother was a piano teacher, when she was out of the house from four o'clock to six, I was alone with my sister and my brother. And when I heard the key in the lock I stopped improvising. I stopped my own intuition, my secret garden." – "I was guilty of two years of dance class as a kid. But I felt bored with the girls and I was, I think, quite quickly drawn to music performance. […] I have played at some point as a teenager in a rock band, but I was much more interested in country or rock, bizarrely enough. Townes Van Zandt I adored. Nick Drake, Neil Young – I was a big fan, I still am. More Rolling Stones than Beatles, if there's given an indication about color and timbre. I was more interested in timbre than harmony. Liked Dead Kennedys as a punk – I had a punk phase as an early teenager […] – I kind of saw the last time Nirvana played they came to Belgium. Dinosaur Jr., Patty Smith, of course. […] I am more interested in like Sonic Youth or so, or Velvet Underground. I was a huge fan. Lou Reed I loved even at a very early age. This was stuff I loved as a kid, but at the same [time] equally Bach, Bartók, for contrast. You know, my first chamber music experience. I was like, "Wow, fantastic, this counterpoint!" […] And at the same time I listened to Dead Kennedys. It felt very equal. […] This kind of out-oftune voice of Neil Young, and the scream of pop music and the blues, the quirkiness of pop music, in comparison to the straightness of classical stuff. […] The straightness of a Peter Gabriel, or […] – I had really a disgust for clean pop music, even Prince as an example for well made stuff. It's undoubtedly genius, […] [but] it's studio. I am not a studio man. This impact on the material [is what] I am more interested in: Einstürzende Neubauten for example – although I learned that much later." – "My mother always listened to German radio station SWR 4 and sang in the choral society. So an affinity was always there, but with a very staid musical taste. I think she too may have wanted to become a musician. […] [She had] a tremendous will, to make that possible [ for me and my brothers] which she had to deny to herself. My father wasn't quite as engaged with it, he's more of a mathematical, technical person. There was a moment during puberty when in addition to my hyperactivity and restlessness I also experienced a growth disorder. I was about 12 or 13. […] It meant that for a few years I was prohibited from pursuing sports. […] So with the onset of puberty I was more or less immobilized. […] I proceeded to transfer everything into my head. Through my imagination, on manuscript paper, or with my fingers on the keys I could create worlds, in which extreme, coarse movements were possible, since they weren't possible physically anymore… […] I had the movements of sounds as a kind of stand-in, a substitute for bodily movement. It meant that I could simultaneously make my parents proud, and also cocoon myself from them, to withdraw. My sexuality evolved in a very similar way. […] To have a sexual sensibility while circumventing the path of rationality. A kind of creativity-in-sexuality, that doesn't first need to be thought, but can immediately act. […] You could say that I left my body by the wayside." – "I need quite a lot of time to incorporate new techniques. Because I need to give sense to it, intellectual and emotional. […] I take it very personal. I like new stuff, even if it's – you know, I learned the cimbalom, I learned the steel drum. […] I like to learn new systems. […] That's why I have a lot of difficulties these days. Because you have to play so much to make a living. The wages go down and I have a very hard time with that because you don't have time to recuperate your body or your spirit afterwards […] A lot of people have burnouts. I had one when I was thirty years old. And everybody's fucked up. It's crazy. […] But also we apply it to ourselves. […] Sometimes you just need more time to slow things down. […] I was in percussion class […] [together] with a guy. […] And he was a big fan of The Rolling Stones. So I actually wanted to be like him, and I started to listen to it, and now actually Keith Richards is one of my three mentors of how I see music. […] Mick Jagger I don't like, but Keith Richards I like a lot. Because everything he does is what comes out. Even if he can't bend his fingers anymore – but still it sounds. If you hear one note – it's him, it's great! I even have the ring, […] the ring of Keith Richards. It's like a dead skull you know. It's like a 50 gram silver ring, and they made it for me. It's very good. […] I always think of ICTUS as a rock and roll band." – "At some point my mother came and said: Hey, don'tcha wanna play the flute? […] I guess they were afraid I didn't have much lung capacity – you know, it was the 1970's. First my mother sent me to take swimming lessons, then got the idea: Flute – that could only be a good thing, right? […] I was about 8 or 9 years old then. So they bought me a flute. Somehow I took to it immediately, had great fun. It wasn't a conscious choice, everything simply came in a rush. Much too simply, much too quickly, in fact. […] I was continually looking for the next challenge. […] The free time I had for practice was sometimes pretty extreme, I don't know… [at one point] a practicing 5 hours a day for a half a year [ for just 5 minutes of music]. And when I had exams – much too busy – I'm still standing in my practice room at 3am, and all of a sudden nothing works anymore! I cannot play at all. Literally not a sound would come out, no lip control, as if I had never learned to play the flute. Memory gone too. […] Half a year later another breakdown. During a concert! Complete shutdown of the lips, inability to play. […] We had played the thing some 30 times already, it had never been a problem. And suddenly: BOOM! Nothing works. And then I really had a problem, that was far worse. So it was some kind of cramp in my lips – but it only came with I touched the flute, otherwise it was perfectly fine – I had, statistically speaking, zero prospects of a full recovery. And I thought: […] Well, 100% recovery doesn't interest me anyway, I want 120%, that must be possible! […] This had a huge effect on my subsequent development. […] [They] suggested I take a half year off, but I said: 'No way! The minute I leave the stage it's all over. You have to stay on the stage, otherwise you'll be overcome with fear...' – a whole psychological thing was at play there. […] For a long time I really cried, broke out in sweat, was ready to jump off a bridge at times, I mean, really depressed. But I never stopped hammering away at this total obsession, this thing. Just kept fighting, became hopeless, no desire to practice anymore. But gained a completely new sense of my stage presence, because you never know what's going to happen to you. It doesn't matter how well you're prepared, any second it can just knock you over completely."

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AUTOR/IN
Martin Schüttler