Oft erscheint uns auf den ersten Blick alles noch ganz stimmig und die Irritation setzt erst später ein. Alexander Timtschenko erklärt, warum er einzelne Werk für seine Ausstellung „ImPOSSIBLE“ ausgesucht hat.
- Yves Klein „Der Sprung ins Leere“ (1960)
- Wim Delvoye „Twisted Dump Truck“ (2013)
- Aylin Langreuter „Echokammer“ (2016)
- Alexandra Bircken „Super Duke“ (2023)
- Goshka Macuga „From Gondwana to Endangered. Who is the devil now?” (2020)
- Loretta Lux „The Red Ball” (2000)
Yves Klein „Der Sprung ins Leere“ (1960)
„Dieses Foto gilt als eine der ersten Fotomontagen der Kunstgeschichte. Lange Zeit habe ich gerätselt, wie Yves Klein das Foto wohl gemacht hat. Inzwischen weiß ich, dass er keineswegs ins Leere gesprungen ist, sondern unten auf der Straße sieben Männer standen, die ein Sprungtuch gehalten haben. Die hat er später herausretuschiert. Trotzdem mutig von ihm! Und ich finde, wie er da so mit ausgebreiteten Armen nach vorne kippt – das sieht schon sehr nach dem Versuch, zu fliegen aus.“
Wim Delvoye „Twisted Dump Truck“ (2013)
„Ich finde, die Skulptur sieht so aus, als hätte Wim Delvoye zu einer KI gesagt: Erschaffe mir ein Mischwesen aus Müll-Laster und gotischer Kathedrale! Zwei Sphären, die überhaupt nicht zusammenpassen. Und dann hat er das Ganze noch so komisch in sich verdreht und auf einen Spiegel gestellt. Die Rosetten als Räder gefallen mir besonders gut!“
„ImPOSSIBLE“ im Museum Frieder Burda in Baden-Baden - Ausstellungskritik
Aylin Langreuter „Echokammer“ (2016)
„Hier merkt man gleich: Hier stimmt etwas nicht! Lautsprecher, die an Bäumen im Wald hängen wie sonst nur an großen Bühnen? Aylin Langreuter ist fasziniert von den Kupferstichen des Künstlers Gustave Doré aus dem 19. Jahrhundert. Sie nimmt Geräte und Gegenstände aus unserer Zeit und pflanzt sie einfach in seine Naturdarstellungen, tut so, als wären die Lautsprecher dort im Wald gewachsen.“
Alexandra Bircken „Super Duke“ (2023)
„Das war sicher schmerzhaft, dieses schöne Motorrad einfach in der Mitte durchzusägen! Zumal Alexandra Bircken begeisterte Motorradfahrerin ist. Hier hat sie die Maschine funktionsunfähig gemacht. Aufgeschnitten wie einen Körper. Und trotzdem überlegt man sich beim Anschauen: Könnte man die einfach wieder zusammensetzen und losfahren?“
Goshka Macuga „From Gondwana to Endangered. Who is the devil now?” (2020)
„Man kann das kaum glauben, aber das Bild ist ein handgewebter Teppich – ein Gobelin. Aber ein moderner, denn um alles richtig erkennen zu können, muss man eine 3D-Brille aufsetzen. Das ist ein alarmierendes, politisches Werk: die Waldbrände und die Menschen in Tierkostümen, die gegen Umweltzerstörung protestieren. Als wollte uns die Künstlerin auffordern: Schau hin, unsere Welt brennt! Und wenn man die 3D-Brille aufhat, wird man quasi in die Szenerie hineingezogen.“
Loretta Lux „The Red Ball” (2000)
„Beim ersten Blick auf das Foto dachte ich: Naja, ein Mädchen spielt mit einem Ball. Aber dann ist mir aufgefallen, dass das Kind völlig in sich gekehrt ist und gar nicht nach dem Ball, sondern ins Leere schaut – wie entrückt. Und auch der Ball scheint nicht im Flug gerade hochgesprungen zu sein, sondern zu schweben – zwischen den Händen des Mädchens. Wie von Zauberhänden! Und die Landschaft im Hintergrund wirkt total künstlich. Irre ist auch das Hemd des Kindes, in dem sich die Farben des Balls und der Bäume wiederfinden.“