Karl-Sczuka-Recherchestipendium in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut.
Ziel des mit 5.000 Euro dotierten Recherchestipendium ist es, die oftmals nur unter rudimentären Bedingungen mögliche Recherchephase für internationale Radiokunstprojekte zu unterstützen. Es bietet die Möglichkeit eines Rechercheaufenthalts im nicht-deutschsprachigen Ausland.
Das Projekt Soliloquy with Ape (Selbstgespräch mit Affe) untersucht die Grenze zwischen Mensch und Tier. In mehreren Kapiteln entfaltet sich ein fiktives Gespräch zwischen einem historischen Objekt und einer literarischen Figur. Das historische Objekt, betitelt "The Nondescript", stammt aus dem Jahr 1828 und ist ein ausgestopfter Brüllaffenkopf, der so präpariert wurde, dass er fast menschlich wirkt – so als wäre er das letzte "missing link" zwischen Affe und Mensch. Ein als Reaktion auf dieses Objekt entwickelter Text, der es adressiert und befragt, wird mit Fragmenten aus dem Roman The Unnamable von Samuel Beckett kontrastiert, einem Roman, der um die Auflösung des (erzählenden) Subjekts kreist.
In der Klangarbeit treten diese verschiedenen Perspektiven – Ich, "The Nondescript" und The Unnamable – in ein Gespräch ein, wobei jedoch alle Texte von derselben Stimme gesprochen oder gesungen werden, von meiner Stimme. Die Klangarbeit oszilliert daher zwischen Monolog, Selbstgespräch und Dialog. Dieser Effekt wird durch die Verräumlichung der Stimmen verstärkt: indem sie allgegenwärtig sind, durch den Raum wandern oder räumlich zerfallen. Das Stück arbeitet mit zusätzlichen Geräuschen und Klangflächen: reißendes Papier oder Klebeband, die an den Prozess der Präparation erinnern; Glottisschläge und Atemgeräusche, die Sprachlosigkeit vermitteln; immer wieder bedrohliches Brummen im Hintergrund, das Assoziationen an wilde Tiere hervorruft. Quietschende Glasklänge und ein dumpfes Klopfen erzeugen eine gleich- zeitig hohle und leere Räumlichkeit, die zwischen Weite und Enge changiert.
Die Produktion der Arbeit wurde ermöglicht durch ein Stipendium der Stiftung Kunstfond.
Die Autorin
Katharina Zimmerhackl geboren 1983, ist Künstlerin, Autorin und Grafikerin und lebt in Leipzig. Ihre künstlerische Praxis bewegt sich zwischen Klangkunst und Grafik/Zeichnung mit einem Fokus auf der Arbeit mit Sprache. Sie hat an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig sowie der Academy of Fine Arts Helsinki Medienkunst, Druckgrafik und Grafikdesign studiert und war 2014/15 als Artistic Researcher an der Van Eyck Academie in Maastricht. Ihr erstes längeres Klangstück "Die Verwechslung der Freiheit" lief 2022 in der Reihe Klangkunst des Deutschlandfunk Kultur. Neben Aufenthaltsstipendien im Studio für Elektroakustische Musik der Akademie der Künste Berlin oder im Atelier Salzamt Linz war sie 2017 für den Kunstpreis junger westen nominiert. Letzte Ausstellungen, Lesungen oder Performances hatte sie u.a. im Moscow MOMA, Galerie für zeitgenössische Kunst Leipzig, Haus der elektronischen Künste Basel, Kunsthal Ghent oder Scriptings Berlin oder sowie in zahlreichen künstlerischen Off-Spaces. Neben ihrer künstlerischen Praxis ist sie seit 2010 als Redakteurin und Grafikerin Teil des Zeitschriftenprojekts outside the box – Zeitschrift für feministische Gesellschaftskritik.