Starkregen und Überschwemmungen

Wie gut sind die Kommunen in RLP auf Hochwasser vorbereitet?

Stand
Autor/in
Jeanette Schindler

In diesem Sommer können wir uns in Rheinland-Pfalz nicht über zu wenig Regen beklagen. Aber wenn er kommt, dann auch immer öfter als Starkregen. Wie sind die Kommunen darauf vorbereitet?

Zuletzt hatte es Bodenheim in Rheinhessen heftig getroffen. Eine ganze Straße lief in der Nacht vom 16. auf den 17. August bei einem Starkregen voll Wasser. Das Wasser stand so hoch, dass parkende Autos, Keller und selbst eine Buchhandlung voll liefen. Schon 2020 hat Rheinland-Pfalz ein Programm zur naturnahen Niederschlagsbewirtschaftung aufgelegt, mit Konzepten wie Regenwasser besser genutzt und geleitet werden kann. Aber wie viel wurde davon in den Kommunen umgesetzt?

Eine Übersicht der Fortschritte beim Schutz vor Hochwasser oder Starkregen gibt es nicht. Würde man die Daten abfragen, wären sie im Nu wieder veraltet, heißt es vom Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz. "Das ist ja ein laufender Prozess, in dem ständig überall etwas passiert", sagt Thomas Rätz, Referent für Abwasserbeseitigung.

Auch beim Hochwasserschutz ist Eigenverantwortung gefragt

Es gibt diverse technische Möglichkeiten das Fassungsvermögen von Abwasserkanälen zu verbessern. Unter Umständen können sogenannte Stauraumkanäle eingebaut werden, die mehr Wasser in der Kanalisation fassen. "Ob so etwas in Bodenheim möglich wäre oder dort geholfen hätte, kann ich nicht sagen", meint Rätz. "Das kommt immer ganz auf die lokalen Gegebenheiten an." Und auch oberirdische Rückehaltebecken hätten nur begrenzte Wirkung, erklärt Birgit Heinz-Fischer, Referentin für Hochwasservorsorge beim Gemeinde- und Städtebund RLP. "Je nachdem, wo das Unwetter runterkommt, kann das Rückhaltebecken an der falschen oder richtigen Stelle stehen. Die Anwohner denken aber vielleicht: Wir haben doch ein Rückhaltebecken. Mir kann also nichts passieren."

"Es gibt Kellerschächte, die Wasser gerade dazu einladen, reinzulaufen."

Bei der Hochwasservorsorge sei neben den Anpassungen der Infrastruktur ebenso wichtig, die Bürgerinnen und Bürger zu sensibilisieren. Jeder müsse sich selbst fragen, wie er sein Haus vor Hochwasser schützen könne. "Es gibt Kellerschächte, die Wasser gerade dazu einladen, reinzulaufen", sagt Rätz. "Vielleicht reicht es, druckwassersichere Kellerfenster einzubauen, den Hauseingang zu verlegen oder mobile Wasserschutzbarrikaden vorzuhalten", ergänzt Refentin Heinz-Fischer.


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Die Kommunen könnten das Wasser bei Starkregen aber auch so durch den Ort führen, dass es so wenig wie möglich Schaden anrichtet. "An einer Straße könnten zum Beispiel die Bordsteine so hoch angelegt werden, dass bei Starkregen das Wasser zwar die Straße hinunterschießt, aber nicht in die Keller läuft", erklärt Rätz. Notabflusswege schaffen, nennt man das in der Fachsprache. "Das Wasser strömt nun einmal immer zum tiefsten Punkt. Daher wäre es natürlich ideal, wenn solche tieferliegenden Flächen in einem Dorf freigehalten würden als Notabflussweg. Aber leider sind einige Dörfer und Städte anders gewachsen und überbaut."

Es fehle dort tatsächlich oft der Platz, räumt auch Heinz-Fischer ein. "Wenn neue Baugebiete ausgewiesen werden, wird das aber inzwischen überall mitgedacht. Die Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld arbeitet zum Beispiel mit dem Geografischen Informationssystem. Bei allem was neu gebaut wird, bekommt die Gemeinde über dieses System automatisch Hinweise, worauf an dieser Stelle beim Hochwasserschutz zu achten ist."

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Und auch an der Selz, die mitten durch Rheinhessen führt, hat die Renaturierung des Flusslaufes dazu geführt, dass die Dörfer und Städtchen an ihrem Ufer wieder ruhiger schlafen können. Oder Bad Dürkheim, wo schon 2015 damit begonnen wurde, ein Bach-Areal so anzulegen, dass die Anwohner besser vor Hochwasser und Sturzfluten geschützt sind. Das Areal ist 48 Meter breit und zehn Kilometer lang und kann riesige Wassermengen aufnehmen.

Hochwasserschutz braucht mehr Geld und mehr Fachkräfte

Rheinland-Pfalz sei beim Hochwasserschutz im Vergleich mit anderen Bundesländern immer noch mit vorne dabei, so der Gemeinde- und Städtebund RLP. "Grundsätzlich ist es aber schon so", fasst Rätz zusammen, "wir haben in Rheinland-Pfalz viel in der Schublade, können es aber nicht umsetzen. Es fehlt in den Kommunen am Geld und an den Fachkräften. Um alle Pläne zum Hochwasserschutz und der Anpassung an die Klimaveränderungen umzusetzen, wären landesweit sicher Milliardenbeträge notwendig."

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Jeanette Schindler