Missbrauch Priester Edmund Dillinger

Sexueller Missbrauch im Bistum Trier

Abschlussbericht zum Fall des Priesters Dillinger wird heute vorgestellt

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Lena Bathge
Lena Bathge ist multimediale Reporterin im SWR Studio Trier

Der 2022 verstorbene Priester Edmund Dillinger steht im Verdacht, über Jahrzehnte Jugendliche und junge Erwachsene nackt fotografiert und missbraucht zu haben. Eine Aufarbeitungskommission legt jetzt ihren Abschlussbericht vor.

Seit rund einem Jahr läuft die Aufklärungsarbeit rund um den Fall des verstorbenen Priesters Edmund Dillinger und noch immer sind viele Fragen unbeantwortet. Nun legen der ehemalige Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer und der frühere stellvertretende Leiter der Staatsanwaltschaft Trier Ingo Hromada ihren Abschlussbericht zum Fall Dillinger vor.

Trier

Abschlussbericht zu sexuellem Missbrauch Sonderermittler: Bistum und Behörden haben im Fall Dillinger jahrzehntelang versagt

Im Missbrauchsfall um den verstorbenen Priester Edmund Dillinger im Bistum Trier liegt der Abschlussbericht vor. Demnach hat der Priester jahrzehntelang sexuellen Missbrauch begangen.

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Den Auftrag dazu hatten sie von der Unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum Trier erhalten. Der Neffe Dillingers hatte nach dessen Tod mehrere tausend Fotos, sowie Kalender und Akten gefunden, die Hinweise auf Missbrauch an Kindern und Jugendlichen durch Dillinger enthielten.

Foto des verstorbenen Priesters Edmund Dillinger
Edmund Dillinger steht im Verdacht, über Jahrzehnte Jugendliche und junge Erwachsene missbraucht zu haben.

Bistum Trier handelte erstmals 2012 gegen Dillinger

Die ersten beiden Zwischenberichte hatten bereits kein gutes Licht auf das Bistum geworfen. Obwohl bereits 1965 erste Vorwürfe gegen den Priester erhoben wurden, handelte das Bistum erst 2012. Aus dem zweiten Zwischenbericht von Brauer und Hromada von Dezember 2023 geht hervor, dass das Bistum Edmund Dillinger erst 2012 bei der Staatsanwaltschaft anzeigte - allerdings nur für Fälle aus den 1960er und 1970er Jahren. Diese waren zu dem Zeitpunkt längst verjährt.

Bistum Trier verschwieg offenbar neuere Hinweise gegenüber der Staatsanwaltschaft

Neue Hinweise soll das Bistum hingegen verschwiegen haben. Demnach hatte sich 2012 ein Pastoralreferent an den Interventionsbeauftragten des Bistums gewandt, nachdem Dillinger mit jungen Messdienern im Pfarrhaus übernachtet hatte und Eltern ihr Unbehagen geäußert hatten. Außerdem habe der Priester eine Pfadfindergruppe gründen wollen. Auch das geht aus den Zwischenberichten hervor: Edmund Dillinger suchte immer wieder aktiv den Kontakt zu Kindern und Jugendlichen.

Wurden Beweismittel im fall Dillinger vernichtet?
Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken hat Dokumente aus dem Haus von Edmund Dillinger vernichtet.

Das Bistum entzog Dillinger erst 2012 das Recht, Messen zu lesen, und erteilte ihm ein Kontaktverbot mit Kindern und Jugendlichen. Dennoch kam es 2018 noch einmal zu Übergriffen, wie aus Aussagen von Betroffenen im ersten Zwischenbericht von September 2023 hervorgeht.

Strafanzeige gegen Dillinger im Jahr 1969 ohne Konsequenzen

Auch staatliche Behörden hatten Brauer und Hromada im Zuge ihrer Zwischenberichte bereits kritisiert. So habe es keinerlei Konsequenzen nach einer Strafanzeige durch den Vater eines Betroffenen gegen Dillinger im Jahr 1969 gegeben. Doch auch jüngere Verhaltensweisen staatlicher Behörden werfen Fragen auf. So war die Aufklärungsarbeit von Brauer und Hromada von Beginn an schwierig: Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken hatte im Juli vergangenen Jahres die Vernichtung von wichtigem Beweismaterial angeordnet. 7000 Fotos aus dem Nachlass Dillingers wurden durch die Staatsanwaltschaft zerstört, außerdem seine Terminkalender aus mehreren Jahrzehnten. Die Informationen und Hinweise daraus sind für Brauer und Hromada unwiderbringlich verloren.

Blick ins Innere des Hauses von Edmund Dillinger
Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken hat Dokumente aus dem Haus von Edmund Dillinger vernichtet.

Opferinitiative MissBiT hofft auf Namen von Verantwortlichen

Es wird im Fall Dillinger also auch weiterhin große Lücken geben. Es bleibt die Hoffnung, dass sich weitere Betroffene von Missbrauch durch Edmund Dillinger bei den Ermittlern melden und neue Hinweise auf mögliche Mittäter ans Licht bringen. Welche Rolle das Bistum Trier und auch staatliche Behörden im Fall Dillinger gespielt haben und wie diese Rolle zu bewerten ist, dass soll nun erstmals der Abschlussbericht der beiden Ermittler analysieren. Die Opferinitiative MissBiT hofft, dass nun auch endlich Verantwortliche im Bistum beim Namen genannt werden: "Wir würden uns wünschen, dass ganz deutlich gesagt wird, wer im Fall Dillinger was wann und wo im Bistum vertuscht hat."

Trier

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