Blutabnahme von einer Ärztin durchgeführt

Höhere Anforderungen bei Sprachtests gefordert

Jeder siebte Arzt in RLP stammt aus dem Ausland

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Viele Ärztinnen und Ärzte in Rheinland-Pfalz kommen aus dem Ausland - für die medizinische Versorgung sind sie nicht wegzudenken. Patientenschützer sehen bei den Alltagssprachkenntnissen aber Nachholbedarf.

Nach vorläufigen Zahlen der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz gab es im Jahr 2023 knapp 24.000 Ärzte in RLP - 3.238 davon stammten aus dem Ausland (13,5 Prozent). Damit hat sich diese Zahl in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdopppelt. Im Jahr 2013 gab es in RLP noch 1.550 ausländische Ärztinnen und Ärzte, im Jahr 1993 waren es 637.

Ihr Anteil steige stetig, sagte der Präsident der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz, Günther Matheis. Die Versorgung könne in Rheinland-Pfalz seit Jahren nur noch mit Hilfe dieser Ärzte aufrechterhalten werden.

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Stiftung Patientenschutz fordert höheres Sprachniveau

Nicht alle aber beherrschten die deutsche Sprache auf einem ausreichenden Niveau, kritisiert der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch. Im Gespräch mit dem SWR fordert er daher vom Land Rheinland-Pfalz, bei ausländischen Ärzten ein höheres Sprachniveau vorzuschreiben. Die Anforderungen für das Fachsprachen-Niveau seien angemessen, bei dem allgemeinen Sprachniveau gebe es aber deutlichen Nachholbedarf.

Fachsprachen-Unterricht gibt es, etwa an der Koblenzer ISL Sprachenschule. Solon Castillo hat ein Medizinstudium in Ecuador absolviert. Jetzt paukt er in Deutschland die Fachvokabeln, etwa für ein ärztliches Aufnahmegespräch. Da er in Ecuador an eine deutsche Schule ging, sind seine allgemeinen Deutschkenntnisse nach seinen eigenen Worten "einigermaßen". Hilfe erhält er bei der Fachsprache auch von einem Kollegen aus seinem Heimatland, der bereits an einem Koblenzer Krankenhaus arbeitet. Mehr dazu erzählt Castillo im Video.

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In Anrufen bei der Deutschen Stiftung Patientenschutz äußerten sich Ärzte bisweilen entsetzt über die Alltags-Sprachkenntnisse ihrer ausländischen Kollegen, sagt Eugen Brysch von der Stiftung Patientenschutz. Hier gelte es für Rheinland-Pfalz, "einen Schluck aus der Pulle zu nehmen" und Regelungen vorzusehen, wie sie Nachbarländer wie Hessen und das Saarland schon hätten.

In RLP weniger Ärzte aus dem Ausland als im Bundesschnitt

Laut Brysch lebt Rheinland-Pfalz noch auf einer "Insel der Glückseligkeit", weil der Anteil ausländischer Ärzte deutlich niedriger sei als im Bundesdurchschnitt. Auch er betont, dass die ausländischen Ärzte unverzichtbar seien: ohne sie gehe es in Deutschland nicht. Mit 63.763 gab es im vergangenen Jahr bundesweit laut Ärztestatistik der Bundesärztekammer so viele Ärzte aus dem Ausland wie noch nie.

Auch der Hauptgeschäftsführer der Landesärztekammer RLP, Jürgen Hoffart, mahnte höhere Anforderungen bei den allgemeinen Sprachtests an. Sprache sei das A und O, oft mangele es zudem am umgangssprachlichen Kontakt. Hoffart sagte, er rate auch zur Lektüre deutscher Zeitungen und sogar von "Asterix" und "Micky Maus", um die Sprech- und Sprachkompetenz zu erweitern.

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