Jugendliche wünschen sich in Kaiserslautern mehr Orte, an denen sie sich aufhalten können.

16- und 17-Jährige fühlen sich von der Politik vernachlässigt

Was sich Jugendliche in Kaiserslautern wünschen

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Sebastian Stollhof
Sebastian Stollhof

Die Jugendlichen verstehen, sie ernst nehmen, aber auch Räume für sie schaffen: Das wünschen sich 16- und 17-Jährige in Kaiserslautern, wie aus einer Studie der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität hervorgeht.

"Schafft Orte, an denen man sich sicher und wohl fühlt, ohne viel Geld ausgeben zu müssen." Es ist ein Wunsch eines Befragten der neuen Jugendstudie der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität des Bereichs Sozialwissenschaften in Kaiserslautern. Und dieser Wunsch zeigt, wie 16- und 17-Jährige die Situation in Kaiserslautern sehen und was sie sich wünschen.

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Kritik der Befragten: Politiker kümmern sich nicht um Jugendliche

Ziel der Studie "Jugend in Kaiserslautern 2023", die auf eine Idee des Jugendparlaments hin entstanden ist, ist es, die Probleme und Wünsche der jungen Leute in Kaiserslautern sichtbar zu machen, wie Tanja Dannwolf sagt. Sie und ihr Team haben 450 Jugendliche in KL befragt. Sie kritisieren unter anderem: Politiker würden sich nicht um die Anliegen der Jugendlichen in Kaiserslautern kümmern.

Eine zentrale Anlaufstelle für Jugendliche könnte hier ein Schritt zur Besserung sein, heißt es in der Untersuchung. Die Arbeit des Jugendparlaments werde als zufriedenstellend bewertet. Allerdings sei die Bekanntheit des Parlaments in allen Schulformen "ausbaufähig". Das Jugendparlament könne eine Brücke zwischen den Jugendlichen und den Politikerinnen sowie Politikern schlagen.

Junge Leute wollen bei Bauprojekten Ideen einbringen

Das, so sehen es die Forscher, könnte auch noch einen weiteren Aspekt mit sich bringen: Jugendliche, die bislang als Störenfriede wahrgenommen werden, könnte man dann unter Umständen auch verstehen.

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Die jungen Leuten kritisieren zudem, dass ihre Interessen bei Bauprojekten in der Innenstadt nicht berücksichtigt werden. Bei der Gestaltung des Platzes vor dem Pfalztheater konnten sich Bürgerinnen und Bürger allerdings zuletzt einbringen und rund zehn Wochen lang abstimmen. Drei Varianten standen hier zur Wahl.

Grundsätzlich hebt Sozialwissenschaftlerin Dannwolf positiv hervor: "Die Jugendlichen sind sehr breit aufgestellt, engagieren sich in ihrer Freizeit, treiben Sport, machen Musik und sie bilden sich fort. Das Bild eines Jugendlichen, der nur rumhängt, stimmt nicht."

Mehr Sportanlagen in Kaiserslautern gewünscht

Deutlich wurde, dass die Jugendliche mehr Orte wollen, "an denen sie sich sicher und ungestört mit Freunden aufhalten können", wie es in der Untersuchung heißt. Sie wünschen sich auch mehr öffentliche Sportanlagen in der Stadt, allen voran Basketball-, Fitness und Fußballplätze.

Auffällig: Die Jugendlichen, die in der Innenstadt und den anderen Bezirken der Kernstadt wohnen, haben ein schlechteres Sicherheitsgefühl, als Jugendliche, die beispielsweise in Wohngebieten oder Stadtteilen leben. Und, das sagt Dannwolf, viele junge Leute leben in der Innenstadt und das auch in Hochhäusern. "Ihnen fehlen dort Orte, an denen sie sich aufhalten können", so die Sozialwissenschaftlerin.

Insbesondere junge Frauen fühlen sich in der Innenstadt unsicher

Verwunderlich sei es deswegen nicht, dass sich die jungen Leute zum größten Teil in der Innenstadt treffen. Die Mall ist der am häufigsten genannte Verabredungsort. "Mit der Möglichkeit, dort in der Nähe günstig Essen zu kaufen, mit den Sitzmöglichkeiten und dem Omnisbusbahnhof erfüllt sie sehr viele Kriterien für einen beliebten Treffpunkt", sagt Dannwolf. Auch das Rathaus und das Pfalztheater wird als Treffpunkt aufgeführt. Also die Orte, die zuletzt auch immer wieder in der Diskussion war, wenn es um das Thema Sicherheit in der Innenstadt von Kaiserslautern geht.

Die Jugendlichen treffen sich in Kaiserslautern am liebsten in der Innenstadt.
Die Jugendlichen treffen sich in Kaiserslautern am liebsten in der Innenstadt.

Es sind vor allen Dingen junge Frauen, die sich dort unwohl fühlen. "Dieses Thema könnte in Schulen, Vereinen und Integrationskursen verstärkt aufgegriffen werden, beispielsweise mit Selbstverteidigungskursen für Frauen, um deren Selbstbewusstsein zu steigern, und einer Thematisierung bei jungen Männern, wie man miteinander umgeht, und welche Verhaltensweisen sexuelle Belästigung sind", heißt es in der Studie.

Wenig Interesse der jungen Leute an Vereinen in Kaiserslautern

Nur etwa ein Drittel der Befragten bringt sich in Vereinen in Kaiserslautern ein. "Definitiv besteht hier noch Potential mehr Jugendliche in die Vereinsarbeit zu integrieren", bilanziert die Studie.

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Und was ist mit dem Jugend- und Programmzentrum in der Altstadt (JUZ)? Das, so heißt es in der Untersuchung, sei immerhin sehr gut gelegen. Allerdings wird auch hier empfohlen: "Die Bekanntheit dieses zentralen städtischen Angebots sollte gesteigert werden."

Gezieltere Information der jungen Menschen empfohlen

Auch empfiehlt die Studie: "Die Informationsstrategie der Stadt und der Vereine sollte auf Jugendliche optimiert werden, die sich hauptsächlich über Social Media aber auch die Schulen informieren."

Skateranlage auf der Gartenschau öffnet wieder

Immerhin gibt es offenbar einen ersten Schritt zu einem besseren Angebot: Die Stadt hat vermeldet, dass am 15. Dezember die Skateranlage auf der Gartenschau für Jugendliche öffnet. Dies sei mit finanzieller Unterstützung von zwei Stiftungen gelungen. Damit könne den Jugendlichen "auch im Winter ein attraktives Freizeitangebot gemacht werden", so die Stadt in einer Mitteilung.

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