Die Corona-Pandemie ist für die meisten von uns im Alltag nicht mehr zu spüren – doch es gibt Menschen, für die ist seit ihrer Infektion kein Tag mehr wie vorher. Sie fühlen sich kraftlos, haben Atemnot und schaffen es teilweise kaum mehr, das Haus zu verlassen oder ihrer Arbeit nachzugehen. Für diese Menschen sind landesweit fünf Long-Covid-Anlaufstellen geschaffen worden. Eine davon hat nun in Kaiserslautern eröffnet.
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Viele Long-Covid-Patienten kommen zu Lungenfacharzt in Kaiserslautern
Am ersten Tag stand das Telefon in der Praxis von Lungenfacharzt Dr. Stefan Kniele – eine der ambulanten Praxen des Westpfalz-Klinikums – gar nicht mehr still.
Am Mittag zählt Mitarbeiterin Alexandra Strütt schon den 50. Anruf eines Long-Covid-Patienten, der sie um einen Termin beim Lungenfacharzt bittet. Teilweise riefen die Menschen auch aus ganz anderen Regionen von Rheinland-Pfalz an. Viele von ihnen wären gern spontan ohne Termin vorbeigekommen, sagt Strütt.
Unter den Anruferinnen und Anrufern seien auch viele junge, verzweifelte Long-Covid-Patienten, die seit Monaten nicht mehr arbeiten könnten. Menschen, die eine Odyssee hinter sich hätten und von Arzt zu Arzt gelaufen seien auf der Suche nach Linderung ihrer Symptome.
Lungenfacharzt behandelte erste Corona-Patienten in RLP
Dass eine der fünf Ambulanzen im Land nun in die lungenärztliche Praxis des Westpfalz-Klinikums integriert wurde, liegt nahe: Die Räume sind großzügig und mit allen Apparaturen ausgestattet, die ein Lungenspezialist braucht. Außerdem steht Facharzt Stefan Kniele in engem Austausch mit Kollegen.
Facharzt in Kaiserslautern hat schon lange mit Corona zu tun
Kniele selbst hat im Westpfalz-Klinikum schon seit Pandemie-Beginn Betroffene behandelt und seitdem auch viele Post- und Long-Covid-Patienten. Besonders in den vergangenen Monaten kämen viele Menschen mit Corona-Langzeitfolgen in seine Praxis. Dennoch ist dem Arzt wichtig zu betonen: Patienten sollten nicht mit zu hohen Erwartungen zu ihm kommen.
Will heißen: In der Anlaufstelle sind zwar alle nötigen Geräte zur Diagnostik vorhanden. Weil die Patienten aber eine Überweisung, beispielsweise vom Hausarzt, mitbringen müssen und häufig schon verschiedene Ärzten besucht haben, ist bei vielen die Diagnose gar nicht mehr nötig.
Kniele glaubt, es sei vielmehr die Aufgabe seines Teams, sich im Praxisalltag Zeit freizuschaufeln, um den Long-Covid-Patienten in Ruhe zuzuhören. Denn er sagt: Wer erstmal ein paar Wochen an diesen starken Symptomen leide, der sei auch mental belastet.