Junge hält Schild: Kita geschlossen

"Zwei Minuten": Die Kolumne zum Wochenende

Meinung: Keine Lösung der Kita-Krise

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Laura Koppenhöfer
Laura Koppenhöfer steht im Gang eines SWR-Gebäudes

Der Personalnotstand in den Kitas wird immer größer. Und die Hoffnung, dass sich das absehbar ändert, immer kleiner. So richtig will kein Lösungsansatz überzeugen.

Wir sind in der Kita-Gruppe B. Im Vergleich zur Elefanten-, Dino- oder Kükengruppe klingt das nicht gerade kindgerecht. Und ist es auch nicht. Denn wir sind jetzt in der Notbetreuungsgruppe B. Die heißt nicht nur wie eine Untergruppe der Streptokokken-Bakterien, da sind auch ganz andere Kinder drin als normalerweise. Aber normal ist halt gar nix mehr in der deutschen Kita-Landschaft. Was sich hier seit langem zusammenbraut, vor allem seit Corona, wird niemandem mehr gerecht: Den Kindern nicht, den berufstätigen Eltern nicht und dem chronisch überlasteten Kita-Personal schon gar nicht.

Die Kolumne von Laura Koppenhöfer können Sie hier auch als Audio hören:

Wenn die Kita meiner Tochter auf Notbetreuung schaltet, und das tut sie ständig, fällt immer eine Gruppe von A bis D hinten runter und darf nicht kommen. Schön der Reihe nach, rein rechnerisch ist das gerecht. Dass dieser Ausfall-Rhythmus oft nicht ansatzweise zum beruflichen Kalender passt, mit Schichtzeiten, Deadlines, Präsentationen oder Dienstreisen, ist persönliches Pech.

Obwohl - innerhalb des Kitakrisenkosmos’ haben wir ja noch Glück! Immerhin haben wir einen Platz, wovon zahllose verzweifelte Eltern nur träumen können. Und unsere Betreuung fällt nur jeden vierten Tag aus, statt jeden zweiten wie anderswo. Und es wird nur an den verharmlosend genannten “Randzeiten” rumgekürzt und nicht ganz zugemacht.

Laura Koppenhöfer
Die Kolumne zum Wochenende von Laura Koppenhöfer

Bisher fangen diesen ganzen Wahnsinn - neben den noch nicht umgekippten Erzieherinnen und Erziehern - die noch nicht umgekippten Eltern auf, meist die Mütter: “Also, den Workshop bereite ich heute Nacht vor, morgen kann die Emmi mit zum Lenny, übermorgen hat die Babysitterin Zeit ab mittags, die Besprechungen davor verschiebe ich auf überübermorgen, da soll die Kita ja wieder normal auf haben…ach, sicherheitshalber nehm’ ich doch meinen letzten Tag Urlaub.”

So kann das nicht weitergehen, klar. Aber dass absehbar der krasse Personalmangel behoben wird, ist noch klarer. Gibt es nicht eine andere Lösung?

Aldi Süd würde vorschlagen: Einfach schneller arbeiten. Bist du früher fertig, kannst du früher abholen. Hat die Kita ganz zu, kommt das Kind auf den Schoß. Gibt doch jetzt die neuen supereffizienten Doppelkassen, an denen Kassiererinnen und Kassierer zwischen zwei Warenbändern und Kundenschlangen hin und her wirbeln, das ist fast wie Karussell fahren!

Die AfD würde vorschlagen: Dann bleibt die Mutti eben endlich wieder daheim, kriegt noch ein paar bio-deutsche Kinder mehr, schafft das angebliche Betreuungsproblem aus der Welt und diese lästige Gleichberechtigung gleich mit.

Und FDP-Chef Christian Lindner würde vorschlagen: Man muss dem Kita-Personal einfach wieder “Lust auf Überstunden” machen. Da braucht’s eine “Mentalitätsreform” gegenüber der Arbeit. Und die Erzieherinnen und Erzieher würden antworten: Fein, Herr Finanzminister. Dann sind wir uns ja einig: Wir machen Überstunden und Sie neue Schulden, damit die Bezahlung endlich stimmt. Deal?

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