Ein Waldstück bei Geislingen.

Verschnaufpause für die Bäume

Regen bringt dem Wald in Baden-Württemberg nur leichte Erholung

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Obwohl es mehr geregnet hat als in den Jahren zuvor, setzen Hitze und Schädlinge den Wäldern in BW zu. Laut NABU zeigt sich der Klimawandel derzeit im Wald am deutlichsten.

Hitze, Dürre und Schädlinge haben dem baden-württembergischen Wald auch in diesem Jahr deutlich zugesetzt. Das teils noch feuchte Frühjahr und der Regen im späten Juli sowie im August haben den Bäumen zwar eine Verschnaufpause verschafft, in der sie sich leicht erholen konnten. Aber die Hitze- und Dürreschäden aus diesem und aus den vergangenen Jahren sind weiterhin landesweit stark zu sehen, weitere werden folgen.

"Baden-Württembergs Wald braucht dringend Hilfe", so der Landesvorsitzende des Naturschutzbundes (NABU), Johannes Enssle. "Die heißen und trockenen Perioden in den letzten Jahren haben ihm massiv zugesetzt. Und sie sind erst der Anfang einer dramatischen Entwicklung, darüber kann auch die leichte Erholung in diesem Jahr nicht hinwegtäuschen." Die Wälder seien die Lebensräume, an denen die dramatischen Folgen der Klimakrise jetzt am deutlichsten sichtbar würden, so Enssle.

Vor allem Fichten und Buchen geht es schlecht

Fichte und Buche machen zusammen mehr als die Hälfte der Waldfläche in Baden-Württemberg aus – aber gerade diese Baumarten konnten sich im Sommer nicht erholen, sagte Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) bei der Vorstellung des Waldzustandsberichts. Die Gründe seien Extremwetter und der Borkenkäfer. Der Zustand der Eichen, Tannen, Douglasien, von Kiefer und Bergahorn habe sich sich im vergangenen Sommer etwas verbessert.

Für den Bericht wurden in Juli und August mehr als 7.500 Bäume untersucht. Das Fazit des Berichts: Trotz einer leichten Entspannung ist der Zustand der Wälder schlechter als in den 80er und 90er Jahren.

Forstminister sieht nur leichte Entspannung

Der Forstminister warnte vor allzu viel Zuversicht angesichts der jüngsten Ergebnisse. "Diese leichte Regeneration der Wälder darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Nadel- und Blattverluste der Bäume in Bezug auf den Langzeittrend seit dem Jahr 1985 weiterhin auf einem sehr hohen Niveau liegen", sagte er bei einem Waldbesuch oberhalb von Stuttgart. Es seien nach wie vor 44 Prozent der Waldfläche im Land deutlich geschädigt, der Anteil sei nur leicht zurückgegangen. "Es wird nicht besser werden, im Gegenteil, es wird eher schlechter."

"Wir müssen uns darauf einstellen, dass sich der Gesundheitszustand der Bäume nicht erhöht."

Der baden-württembergische Agrar- und Forstminister Peter Hauk (CDU) entrindet mithilfe eines Baumschälers einen Stamm. (Archivbild).
BW-Forstminister Peter Hauk (CDU) beim Einsatz im Wald (Archivbild).

Bei den Gründen stimmt der Forstminister dem Umweltverband NABU zu: "Den Fichten setzen die Borkenkäfer stark zu", sagte Hauk. Die Ausgangspopulation der Käfer zu Beginn des Jahres sei sehr hoch gewesen, weil nach der langen Vegetationsperiode des vergangenen Jahres und einem milden Winter viele Käfer erfolgreich überwintern konnten. "Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass die Schadholzmengen in diesem Jahr höher liegen als in den vergangenen drei Jahren", sagte Hauk. Die Buchen verlieren nach seinen Angaben zudem enorm viele Blätter als verzögerte Auswirkungen der jüngsten Extremwetterjahre.

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Forstministerium untersuchte tausende Bäume

Bei der Erhebung des Waldzustands wird beispielsweise geschaut, wie dicht die Kronen sind. Dazu wurden nach Angaben des Forstministeriums im Sommer auf einem systematisch angelegten Stichprobennetz Tausende Bäume untersucht, darunter Buchen, Eschen und Bergahorn, Fichten, Kiefern, Tannen und Douglasien.

Wie die Arbeit im Wald ganz praktisch aussieht? In dieser SWR-Doku geht es um den Beruf von Förstern und Försterinnen und ihren Kampf gegen den Klimawandel:

Hauk warf bei der Vorstellung des Berichts einen Blick in die Zukunft: "In den wärmsten Regionen des Landes werden ab dem Jahr 2050 klimatische Verhältnisse vorherrschen, die sich nicht mehr mit den Ansprüchen der Buche decken", sagte Hauk. Die Baumart werde aber weiter eine wichtige Rolle spielen.

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