Im Rahmen des Prozessauftakts zum Brandanschlag an der Synagoge in Ulm wird der mutmaßliche Brandstifter in den Großen Sitzungssaal des Landgerichts Ulm geführt.

Prozessauftakt am Landgericht Ulm

Brandanschlag auf Ulmer Synagoge: Angeklagter entschuldigt sich bei Rabbiner

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Maja Nötzel
SWR-Aktuell Redakteurin Maja Nötzel
Peter Schmid
SWR-Aktuell Redakteur Peter Schmid

Der Prozess um die Brandstiftung an der Ulmer Synagoge im Sommer 2021 hat begonnen. Der Angeklagte hatte im Vorfeld zugegeben, ein Feuer gelegt zu haben.

Seit Donnerstag muss sich ein 47-Jähriger wegen schwerer Brandstiftung vor dem Landgericht Ulm verantworten. Dem Mann wird vorgeworfen, im Sommer 2021 einen Brandanschlag auf die Ulmer Synagoge verübt zu haben. Zum Prozessauftakt hat der Mann bereitwillig über sich und sein Leben Auskunft gegeben. Zum Tatvorwurf selbst sagte er nichts, er entschuldigte sich jedoch beim Rabbiner der Synagoge, Shneur Trebnik.

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Entschuldigung nach Aussage des Rabbiners

Der Rabbiner der Synagoge wurde am ersten Verhandlungstag als Zeuge vernommen. Nach der Vernehmung wandte sich der Angeklagte an Trebnik und entschuldigte sich für die Tat. Es habe sich um eine Kurzschlussreaktion gehandelt. Die Entschuldigung sei bei ihm angekommen, so Trebnik dem SWR. Sie sei allerdings zweifelhaft. Es sei aus seiner Sicht keine Kurzschlussreaktion, wenn jemand eine Flasche Brandbeschleuniger abfülle, mit einem Bus zu einer Synagoge fahre und ein Feuer entzünde, so der Rabbiner.

Vor Prozessauftakt: Angeklagter gibt zu, Feuer gelegt zu haben

Zur Tat selbst sagte der psychiatrische Gutachter aus, der den Angeklagten vor Prozessbeginn angehört hatte: Der 47-Jährige habe damals ein Zeichen setzen wollen. Er habe sich viele Gedanken darüber gemacht, wie die Palästinenser, vor allem die Kinder, unter der Situation in Israel leiden. Das Feuer habe zeigen sollen, wie schnell "so etwas" passieren könne. Aber jemandem schaden wollte er nicht. Auch habe der Angeklagte nicht gewusst, dass dieses jüdische Gebäude eine Synagoge sei, so der Gutachter in seiner Aussage.

Nach der Tat sei er etwa zehn Minuten später noch einmal an der Stelle vorbeigegangen und habe gesehen, dass Feuerwehr und Polizei schon da gewesen seien. Zu Hause habe er dann den ganzen Tag gewartet, dass ihn die Polizei festnehme.

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Mutmaßlicher Brandstifter war in der Türkei untergetaucht

Nach der Tat tauchte der Ulmer mit türkischem Pass zwei Jahre lang unter. Seine Freundin habe ihm dazu geraten, sagt der Gutachter aus. Fast zwei Jahre war er in der Türkei und habe sich in der Zeit von einer Herzoperation und einem Schlaganfall erholt. Zurück kam er, so sein Verteidiger Stefan Holoch, weil er einen Schlussstrich unter die Sache habe ziehen wollen.

Er wollte das hinter sich bringen.

Im SWR-Interview bezeichnete der Verteidiger seinen Mandanten als einen fehlgeleiteten Idealisten "ohne großartige politische Ansprüche". Die Anklage wegen schwerer Brandstiftung sei "viel zu hoch gehängt".

Der Prozess wird im Januar fortgesetzt. Ende des Monats soll auch das Urteil fallen.

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