Eine Wahlurne bei einer Kommunalwahl.

Nicht alle Listenplätze voll

Kommunalwahlen 2024: So läuft die Kandidatensuche in Heidenheim

Stand
AUTOR/IN
Jannik Volz

Im Juni sind Kommunalwahlen in Baden-Württemberg. Haben die Parteien bisher geeignete Kandidierende für den Gemeinderat und Kreistag gefunden - zum Beispiel in Heidenheim?

Bis zum 28. März müssen die Listen für die Gemeinderats- und Kreistagswahlen am 9. Juni eingereicht werden. Die Suche nach ausreichend Kandidatinnen und Kandidaten stellt die Parteien alle fünf Jahre erneut vor Herausforderungen. Was berichten die Kreisvorsitzenden der Parteien über die Kandidatensuche in Heidenheim?

Es sei noch schwieriger geworden, als bei der letzten Wahl, stellen Freie Wähler, FDP und Linke fest, es seien noch Plätze offen. SPD und Grüne berichten dagegen, dass ihre Listen bereits voll seien. Die CDU beantwortete die SWR-Anfrage nicht.

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Suche nach Kandidaten verlief durchwachsen

Die Grünen sind sehr zufrieden. In Heidenheim sei es sogar etwas leichter geworden, mehr Menschen zu gewinnen, so der Kreisvorsitzende Marco Combosch. Die Listen der SPD sind zwar voll. Es sei aber vor allem schwer gewesen, Frauen und junge Leute zu motivieren, sagt Tanja Weiße, Kreisvorsitzende der SPD.

Nicht ganz voll sind die Listen der AfD. Dennoch sei man zufrieden, denn in Heidenheim habe die Partei in der letzten Zeit ihre Mitgliederzahl verdoppelt, so Kreisvorsitzender Jochen Afheldt. Das Potenzial, aus dem man schöpfen könne, sei viel größer als noch vor fünf Jahren.

Für die FDP in Heidenheim war es schon bei der letzten Kommunalwahl nicht einfach. So auch in diesem Jahr, berichtet Kreisvorsitzender Klaus Bass. Die Menschen würden sich aktuell nicht längerfristig festlegen wollen. Auch die Freien Wähler, die als eingetragener Verein auf kommunaler Ebene antreten, sowie die Linken stellen fest, dass es schwerer ist, Kandidierende zu gewinnen.

Bei der AfD kandidieren fast ausschließlich Männer

Generell suchen die Parteien nicht nur in den eigenen Reihen. Auch Nicht-Mitglieder würden gezielt angesprochen, heißt es. Die Bandbreite innerhalb der Listen sei groß, berichten die meisten Parteien übereinstimmend. Ob jung oder alt, Menschen mit oder ohne Migrationshintergrund, spiele dabei keine Rolle.

Es würden geeignete Persönlichkeiten in der ganzen Gesellschaft angesprochen, so Marco Bombosch von den Grünen. "Die Liste dieses Mal ist noch diverser. Von 17 bis 72 ist alles dabei." Man habe bereits vor einem Jahr begonnen Menschen innerhalb der Partei, aber auch viele andere Personen aus unterschiedlichem Umfeld anzusprechen", sagt Tanja Weiße von der SPD.

"Es werden natürlich auch Jugendliche angesprochen", berichtet Norbert Fandrich, Sprecher des Kreisverbandes der Linken. Bei der AfD füllen die Listen dagegen nach eigenen Angaben fast ausschließlich Männer zwischen 25 und 74 Jahren ohne Migrationshintergrund.

Hoher Zeitaufwand größtes Hindernis für Kandidaten

Viele Menschen wollen das Ehrenamt nicht übernehmen. Der häufigste Grund für eine Absage von Kandidatinnen und Kandidaten sei der hohe Zeitaufwand für das Mandat, das berichten alle Parteien unisono.

Aber auch Desinteresse an der Politik werde genannt, so Tanja Weiße (SPD). Manche Berufsgruppen befürchten auch Nachteile, sagt Klaus Bass (FDP). Bei Handwerkern beispielsweise sei es oftmals so, "dass viele der Ansicht sind, dass sie weniger Aufträge erhalten, wenn sie sich politisch engagieren würden". Andere würden bemängeln, dass Ehrenämter, besonders im Gemeinderat und Kreistag, in der Öffentlichkeit nicht wertgeschätzt würden, stellt Norbert Fandrich (Linke) fest.

Demos gegen Rechsextreme fördern politisches Engagement

Generell führe der aktuelle politische Diskurs dazu, dass sich mehr Menschen engagieren wollten, berichten einzelne Parteien, so zum Beispiel die Grünen: "Im Zusammenhang mit den deutschlandweiten Demonstrationen gegen rechts haben wir eine deutliche Zunahme der Unterstützung festgestellt, sowohl bei den Mitgliederzahlen als auch den Kandidat*innen."

Ja, es gebe einige Kandidaten, die sich durch die jüngsten Bewegungen für die Demokratie stark machen, Flagge zeigen wollen, berichtet auch Tanja Weiße (SPD). Fabian Rieck, Vorsitzender der Freien Wähler Heidenheim schildert, dass "es Menschen gibt, die sich bewusst jetzt einer Kandidatur stellen, aber ebenso gibt es Menschen, die aktuell aufgrund der Veränderungen abgeschreckt sind, ein solches Ehrenamt antreten zu wollen".

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