Fachkräfte wie Valerii Saramotin werden vor allem in der Baubranche händeringend gesucht. Er hat bereits in der Ukraine 15 Jahre lang als Glasfasermonteur gearbeitet. Jetzt arbeitet er auf einer Baustelle in Ulm.

Agentur für Arbeit Ulm zieht erste Bilanz

Trotz Job-Turbo: Warum so wenige Ukrainer in Ulm in Arbeit sind

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Peter Schmid
SWR-Aktuell Redakteur Peter Schmid

Der Agentur für Arbeit fällt es schwer, ukrainische Geflüchtete in Arbeit zu bringen. Der Hauptgrund: Es hapert oft an der Sprache. Gut qualifizierte Fachkräfte machen hingegen Hoffnung.

Der Job-Turbo der Agentur für Arbeit Ulm stottert. Die Zahl der integrierten Geflüchteten ist mit rund 100 Personen von knapp 1.300 erwerbsfähigen vergleichsweise niedrig. Das größte Problem: Mangelnde Sprachkenntnisse. Was den Verantwortlichen Hoffnung macht, sind Fachkräfte mit guter Ausbildung.

Mit viel Fingerspitzengefühl verschmelzt Valerii Saramotin zwei Glasfaserkabel miteinander. Konzentriert zieht er die Dichtung der feinen Kabel ab und legt sie in ein Spleißgerät. Der 35-jährige Ukrainer arbeitet seit rund zwei Monaten als Glasfasermonteur an einer Baustelle in Ulm. "Ich mag meine Arbeit. 15 Jahre lang habe ich diesen Job in der Ukraine gemacht", sagt der Familienvater, der mit seiner Frau und seinem Sohn aus Cherson nach Ulm flüchtete.

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Fachkräfte aus der Ukraine machen Agentur für Arbeit Hoffnung

Hier in Deutschland sorge Valerii Saramotin jetzt mit seiner Fachkompetenz dafür, dass die Digitalisierung vorangehe, sagt Torsten Denkmann, der Chef der Agentur für Arbeit Ulm. "Wir als Arbeitsagentur und Jobcenter investieren viel Energie in diese Arbeit - mit der Überzeugung, dass Qualität eine gute Grundlage für eine nachhaltige Integration ist." Valerii Saramotin sei ein überzeugendes Beispiel, dass die Agentur für Arbeit mit dem "Job-Turbo" auf dem richtigen Weg ist.

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Trotz Job-Turbo: Wenige Ukrainer bislang in Ulm in Arbeit

Doch der Job-Turbo der Agentur für Arbeit stockt - in ganz Deutschland. In Ulm und dem Alb-Donau-Kreis seien laut Denkmann von rund 1.300 erwerbsfähigen Ukrainerinnen und Ukrainern bislang nur ungefähr 100 in Arbeit gekommen. "Wenn ich die Erwartung habe, dass wir in kürzester Zeit 90 Prozent der Geflüchteten integrieren können, dann haben wir die Erwartungen nicht erfüllt", so Torsten Denkmann.

Mammutaufgabe für Agentur für Arbeit

Zugegebenermaßen steht die Agentur für Arbeit aber auch vor einer Mammutaufgabe: Vor allem Frauen und Kinder seien aus der Ukraine in den Alb-Donau-Kreis gekommen. Viele von ihnen sind nicht erwerbsfähig, weil sie ihre Kinder betreuen müssen oder Familienangehörige pflegen. Bevor Geflüchtete aus der Ukraine überhaupt in den Arbeitsmarkt integriert werden können, müssen sie zudem in Sprachkursen deutsch lernen und ein gewisses Sprachniveau erreichen. Auch daran scheitert die Integration oft.

Besuch auf der Baustelle (v.l.n.r): Torsten Denkmann (Vorsitzender der Agentur für Arbeit Ulm), Valerii Saramotin, Rolf Mezger (Geschäftsführer Geiger + Schüle Bau) und Bianca Laucher (Geschäftsführerin Jobcenter Ulm).
Besuch auf der Baustelle (v.l.n.r): Torsten Denkmann (Vorsitzender der Agentur für Arbeit Ulm), Valerii Saramotin, Rolf Mezger (Geschäftsführer Geiger + Schüle Bau) und Bianca Laucher (Geschäftsführerin Jobcenter Ulm).

Bauunternehmer Rolf Mezger: "Jeder willkommen, der was kann und will"

Für Rolf Mezger hat sich der Job-Turbo der Agentur für Arbeit schon jetzt ausgezahlt. Der Geschäftsführer der Baufirma "Geiger + Schüle Bau" hat seit Kriegsbeginn bereits 19 ukrainische Geflüchtete eingestellt. "In einer Zeit des Personalmangels ist jeder willkommen, der was kann und will", so Mezger. Er lobt die oft gute Ausbildung, die die Geflüchteten in der Ukraine absolviert haben.

Das Thema Sprache spielt für ihn eine wichtige Rolle. Einmal wöchentlich gibt es in der Firma einen Sprachkurs. "Wir haben vor Jahren schon mit albanisch und kroatisch angefangen. Ukrainisch kam jetzt noch dazu", so Mezger.

Rolf Mezger, Geschäftsführer von Geiger + Schüle Bau (links), im Gespräch mit Glasfasermonteur Valerii Saramotin. An der Baustelle in der Zeitblomstraße werden Glasfaserleitungen verlegt.
Rolf Mezger, Geschäftsführer von Geiger + Schüle Bau (links), im Gespräch mit Glasfasermonteur Valerii Saramotin. An der Baustelle in der Zeitblomstraße werden Glasfaserleitungen verlegt.

Auch nach Kriegsende: Valerii Saramotin will hier bleiben

Im Hinblick auf ein Kriegsende in der Ukraine gibt Rolf Mezger zu: "Der Gedanke ist sicherlich da, dass wenn der Krieg vorbei ist, alle wieder zurück gehen". Fachkräfte würden ihm dann fehlen. Mezger ist allerdings optimistisch, dass sich viele Ukrainerinnen und Ukrainer für einen Verbleib in Deutschland entscheiden.

Eine Fachkraft hat Rolf Mezger wohl schon sicher: Glasfasermonteur Valerii Saramotin. Er möchte hier bleiben, weil er vor allem für seinen Sohn in Deutschland eine bessere Zukunft sieht als in der Heimat.

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