Der Berblinger-Turm in Ulm ist wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Seit Dezember war der Aussichtsturm wegen Wartungsarbeiten gesperrt.
Es reichen schon wenige Stufen auf dem Berblinger-Turm am Ulmer Donauufer, um zu spüren: Das ist nichts für schwache Nerven. Und dieses Gefühl macht sich auch nach der jetzt abgeschlossenen Wartung breit, mit Absicht.
Berblinger-Turm: Wackeln ist gewollt - aber kontrolliert
Besucher sollen wacklige Knie bekommen, um sich in Albrecht Ludwig Berblinger hineinversetzen zu können. Der "Schneider von Ulm" versuchte im Mai 1811 an dieser Stelle über die Donau zu fliegen - ohne Erfolg.
Seitdem der Turm im Jahr 2020 eröffnet wurde, reicht offenbar vielen Besuchern das reine Begehen aber nicht. Der Turm, der eine Neigung von zehn Grad hat, darf wackeln, aber nicht umfallen. Einige haben es wohl etwas übertrieben. "Wenn vier oder fünf junge Männer im Rhythmus am Geländer ziehen, dann kommt der Berblinger-Turm ganz schön ins Schwingen", sagt Boris Spegel vom Gebäudemanagement der Stadt Ulm.
"Ich würde das Vandalismus nennen", fügt er hinzu. Spegel ist für die Wartung des Aussichtsturmes verantwortlich. Kernstück ist der sogenannte Schwingungsdämpfer. Er soll zu heftige Schwingungen am oberen Ende des Turms ausgleichen.
Wenn der Turm schwingt, dann klopft es
Eine automatische Überwachung des Turms hatte ergeben, dass er vier Jahre nach der Errichtung erstmals gewartet werden muss. "Wäre er schonender behandelt worden, wäre das nicht so schnell notwendig geworden", ist sich Boris Spegel sicher. Er vergleicht die Situation mit einer Brücke, die von zu vielen Schwerlastfahrzeugen befahren wird.
Der Schwingungsdämpfer war zu Beginn der Wartung ausgebaut und erneuert worden. Am Dienstagvormittag wurde er mit Hilfe eines großen Krans wieder eingesetzt. Wenn der Turm zu sehr schwingt, hört man im Inneren des Trägerrohrs ein dumpfes Klopfen. Dann arbeitet der Schwingungsdämpfer.
Wartung nach rund 600.000 Besuchern
Ein Drehkreuz, das am Eingang des Berblinger-Turms angebracht ist, zeigt, dass seit der Eröffnung mehr als 600.000 Menschen den Turm bestiegen haben. Das dürfte in etwa die Größenordnung sein, nach der das Bauwerk erneut gewartet werden muss. Die Kosten dafür nennt Boris Spegel überschaubar. Sie liegen im unteren fünfstelligen Euro-Bereich.
Pünktlich zur Sommersaison ist der Berblinger-Turm also jetzt wieder offen, die 80 Stufen wieder begehbar. Besucherinnen und Besucher können von oben wieder einen wunderbaren Ausblick genießen, über die Donau und Neu-Ulm bis hin zum Ulmer Münster - vorausgesetzt sie sind ein bisschen mutig und schwindelfrei.