Eine Hebamme tastet den Bauch einer schwangeren Frau ab.

Blutarmut bei Ungeborenen

Mehr Fälle von Ringelröteln in der Region: Was Schwangere jetzt wissen sollten

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Judith Hüwelmeier

Die Zahl der Menschen, die sich zurzeit mit Ringelröteln infizieren, ist laut Uniklinik Tübingen ungewöhnlich hoch. Für Schwangere stellt eine Infektion ein Risiko dar.

Viele Schwangere sind derzeit mit Ringelröteln infiziert. Das berichten Frauenärztinnen und Frauenärzte unter anderem in Tübingen, Böblingen und Pforzheim. Die Erkrankung ist nicht meldepflichtig und nicht alle Betroffenen entwickeln Symptome. Deswegen sind genaue Zahlen schwer zu ermitteln, heißt es von Seiten der Uniklinik Tübingen. Die aktuelle Infektionswelle sei allerdings ungewöhnlich stark.

Wie infiziert man sich?

Ringelröteln sind sehr ansteckend. Sie übertragen sich hauptsächlich durch Tröpfchen, die durch Husten, Niesen oder beim Händeschütteln übertragen werden können. Verursacher der Kinderkrankheit ist das Parvovirus B 19. Die Inkubationszeit beträgt bis zu 21 Tage. Die Ansteckung ist dabei am stärksten vor Ausbruch des Ausschlags und nimmt dann allmählich ab. Wer einmal infiziert war, ist in der Regel immun.

Typischer Ausschlag bei Ringelröteln
Symptome bei Ringelröteln: ein typischer Ausschlag, der sich bei Kindern erst auf den Wangen und später am ganzen Körper ausbreitet, und Gelenkbeschwerden.

Ringelröteln: Das sind die Symptome

Typische Symptome sind Gelenkbeschwerden und Ausschläge. Bei Kindern bildet sich der namensgebende Ausschlag meist zunächst auf den Wangen, später am ganzen Körper. Bis zu dreißig Prozent der Infizierten zeigen keine Symptome, sagt Virologe Professor Martin Enders vom Diagnostik-Labor Enders in Stuttgart dem SWR. Eine Behandlung ist laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) nicht erforderlich, Bettruhe und gegebenenfalls fiebersenkende Medikamente seien in der Regel ausreichend.

Schwangere sind besonders gefährdet

Während Kinder die Erkrankung meist gut wegstecken, können Ringelröteln für Schwangere unter Umständen ein Risiko werden. Bei einer Ringelröteln-Infektion der Mutter geht man davon aus, dass sich etwa zehn Prozent der Ungeborenen infizieren, so die Uniklinik Tübingen. Professor Martin Enders spricht von 30 bis 50 Prozent. Zu fetalen Komplikationen komme es aber nur selten - in unter zehn Prozent der Fälle.

Antikörper-Test für Schwangere

Schwangere, die Kontakt mit Infizierten hatten, können sich testen lassen. Der Test, der nach Antikörpern gegen das Virus sucht, kann darüber aufklären, ob die Schwangere in der Vergangenheit schon mal an Ringelröteln erkrankt war und möglicherweise immun ist.

Der erste Ansprechpartner in der Schwangerschaft ist in jedem Fall die Frauenärztin oder der Frauenarzt.

Checken lassen: Blutarmut beim Ungeborenen

Bei Schwangeren, die sich in der ersten Hälfte der Schwangerschaft angesteckt haben, sollte abgeklärt werden, ob die Infektion eine Blutarmut beim Fötus verursacht, so die Uniklinik Tübingen. Das machen Frauenärzte mithilfe einer speziellen Ultraschalluntersuchung - einmal in der Woche und über zehn Wochen lang.

Im Falle einer Blutarmut benötigt das Ungeborene eine Bluttransfusion, die über die Nabelschnur verabreicht wird. Das ist laut der Uniklinik Tübingen in der Regel aber erst in der 16. Schwangerschaftswoche möglich, weil die Nabelschnur für die Blut-Transfusion einen bestimmten Durchmesser braucht.

Zahlen der Ringelröteln-Infizierten deutschlandweit gestiegen

Professor Enders aus Stuttgart ist es wichtig, den richtigen Zusammenhang herzustellen: Überall in Deutschland infizierten sich derzeit mehr Menschen als gewöhnlich mit Ringelröteln. Es gebe mehr Komplikationen, weil es auch mehr infizierte Mütter gibt. Nicht, weil das Virus aggressiver geworden sei.

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