Leere Verkaufsräume in der Galeria Kaufhof in Reutlingen

Eine Kaufhaus-Ära endet

Galeria Kaufhof Filiale in Reutlingen schließt nach Jahrzehnten

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AUTOR/IN
Pia-Maria Pelzer

Merkur, Horten, Galeria Kaufhof - das Warenhaus in der Reutlinger Innenstadt hatte viele Besitzer. Immer wieder war es insolvent und konnte trotzdem gerettet werden. Jetzt ist Schluß.

Die Reutlinger Filiale des Galeria Kaufhof Konzerns ist Vergangenheit. Am Mittwoch war ein letzter Verkaufstag geplant. Doch das Warenhaus zwischen Reutlinger Hauptbahnhof und Altstadt ist bereits am Dienstagabend geschlossen worden. Damit verliert Reutlingen sein größtes klassisches Kaufhaus.

Kurz vor 10 Uhr am Mittwochmorgen wartet vor dem Eingang der Galeria Kaufhof in Reutlingen eine Handvoll Kunden. Doch statt offener Türen, um zum letzten Mal auf Schnäppchenjagd beim Räumungsverkauf gehen zu können, hieß es: Wir bleiben schon heute geschlossen. Warum? Wieso? Das lässt sich nur erahnen. Gähnende Leere offenbart der Blick durch die Fenster ins Innere. Unzählige abgeräumte Regale, die Rolltreppen stehen still.

Kunden bedauern Aus für Galeria Kaufhof

Trostlos nennt eine Frau den Blick ins hell erleuchtete Erdgeschoss. Schon von Kindesbeinen an kennt die Reutlingerin das fünfstöckige Warenhaus. Es wird ihr fehlen, sagt sie. 1952 wurde das Haus an zentraler Stelle eröffnet, damals noch kleiner und unter dem Namen Merkur. In den 1960er Jahren kamen Flächen dazu, Merkur wurde zu Horten, später zu Galeria Kaufhof. Bis heute ist das Gebäude unverwechselbar durch die auffällige Fassade aus sogenannten Hortenkacheln.

Fassade der Galeria Kaufhof in Reutlingen

Leer geräumte Regale in Reutlingen

Die meisten Schaufenster sind schon komplett ausgeräumt. Nur in einem steht noch eine einsame nackte Schaufensterpuppe, wendet dem von draußen Schauenden den Rücken zu. Das rechte Bein ist nach hinten angewinkelt, als würde sie davonlaufen. "Symbolträchtig" findet das eine Kundin, die dachte, das Kaufhaus hätte diesen Mittwoch noch geöffnet.

Weiter hinten im großflächigen Erdgeschoss sieht man noch Beschäftigte, die sich dort offenbar zum abschließenden Räumen tummeln. Ein Mann steht ganz oben auf einer Leiter. Er baut ein von der Decke hängendes Sonderangebotsschild ab. Die restlichen Schilder und auch das eine oder andere Markenlogo sorgen im bisherigen Verkaufsraum noch für ein paar Farbtupfer zwischen all den weißen Regalen und Trennwänden.

Leere Regale in der Galeria Kaufhof in Reutlingen

Stadt Reutlingen plant Zukunft des markanten Gebäudes

Die Stadt Reutlingen beschäftigt natürlich seit Langem, was aus dem Standort werden kann. Das stadtbildprägende Gebäude gehört einer amerikanischen Investment-Gesellschaft. Schon im vergangenen September hat der Gemeinderat über die Folgenutzung diskutiert. So wurde ein neuer Bebauungsplan und ein Vorkaufsrecht der Stadt für das Gebäude beschlossen. Aber nur für den Fall, dass der Eigentümer Pläne entwickeln sollte, die aus Sicht der Stadt in eine falsche Richtung laufen, sagte Reutlingens Stadtplaner Stefan Dvorak dem SWR. Man sei mit dem Besitzer jedoch in guten Gesprächen.

Zwischenlösung in Sicht

Die Stadt wünscht sich im Erdgeschoss einen Supermarkt mit Lebensmitteln und weiteren Produkten für den täglichen Bedarf. Auch andere Einzelhändler, zum Beispiel aus den Bereichen Elektronik, Bekleidung oder Schuhe, kann sie sich hier und im ersten Obergeschoss gut vorstellen. Recht konkret hört sich schon die Überlegung an, in diesem Sommer eine Skybar auf dem Parkhaus-Dach zu installieren. All das ist aber letztlich natürlich Sache des Eigentümers.

Förderung für Zwischennutzung

Der Bund hat Städten, in denen – wie in Reutlingen - ein Haus des Galeria Kaufhof Konzerns schließt, Fördermöglichkeiten für eine Zwischennutzung in Aussicht gestellt. Kurz vor Weihnachten bekam Reutlingen dann tatsächlich die Förderzusage aus dem Bundesprogramm "Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren (ZIZ)".

750.000 Euro stehen nun bereit für eine zeitlich begrenzte Nutzung von Flächen im Erdgeschoss und auf dem obersten Parkdeck. Die Stadt arbeitet derzeit an einem Zwischennutzungskonzept. Noch im Frühjahr will sie mit dem Eigentümer des Gebäudes und möglichen neuen Nutzern die Zukunft planen.

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