Ein Fieberthermometer, Medikamente und eine ärztliche Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung liegen auf einem Nachttisch.

Fazit nach den ersten drei Monaten

Unternehmen und Praxen kritisieren elektronische Krankmeldung

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AUTOR/IN
Silas Schwab

Drei Monate nach der Einführung sind viele unzufrieden mit der E-Krankmeldung. Das System mache mehr Arbeit als es einspare. Die Krankenkassen stellen sich taub.

Sie sollte alles einfacher, moderner und schneller machen: Die elektronische Krankmeldung. Die Erfahrungen nach den ersten Wochen sind andere.

Im Januar hat die elektronische Krankmeldung den gelben Zettel abgelöst. Davor hat der Arbeitnehmer noch drei ausgedruckte Krankmeldungen vom Arzt bekommen: eine für sich, eine für die Krankenkasse und eine für den Arbeitgeber. Seit diesem Jahr bekommt er nur noch einen Zettel für die eigenen Unterlagen.

Oft scheitert Übertragung an Technik

Der Rest läuft digital: Die Arztpraxis meldet die Daten der Krankmeldung an die Krankenkasse. Der Arbeitgeber muss die Krankmeldung dann bei der Krankenkasse abrufen. Reibungslos klappt das derzeit häufig noch nicht. Es scheitert oft schon an der Übermittlung der Arztpraxen an die Kassen, beklagen die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg und die Landesärztekammer.

"Jede Netzwerkstörung, jedes Softwareproblem führt zu einer Verzögerung, zum Abbruch, vielleicht sogar zum Systemabsturz in der Praxis. Ob die Übertragung tatsächlich geklappt hat, ist oft erst abends oder am nächsten Tag erkennbar."

Dass alles entweder richtig übermittelt oder den Patienten mitgegeben wird, ist für die Arztpraxen ein großer Aufwand. Das bestätigt Dirk Kölblin, Hausarzt in Teningen (Kreis Emmendingen). Er hofft darauf, dass sich das System nach ein paar Monaten besser einspielt.

Dirk Kölblin, Hausarzt aus Teningen
Dirk Kölblin, Hausarzt aus Teningen

"Die Idee einer elektronischen Krankmeldung ist in Ordnung, wenn sie uns entlastet und nicht mehr Arbeit bereitet. Das ist bisher aber nicht der Fall."

Betriebe kritisieren Verfahren

Auch Unternehmerverbände kritisieren die elektronische Krankmeldung. Sie beklagen vor allem, dass sie die Krankmeldungen bei den Kassen abrufen müssen und sie nicht automatisch zugestellt bekommen. Das gehe nicht, sagen aber die Krankenkassen - aus Datenschutzgründen.

Probleme bei Lohnfortzahlung

Die Ideenschmiede, eine Werbeagentur aus Stegen, wartet seit Januar auf die Lohnfortzahlung eines Mitarbeiters. Arztpraxis und Krankenkasse schieben sich dafür gegenseitig die Schuld zu. Aus diesem Grund lässt die Firma ihre Mitarbeiter wieder Krankmeldungen auf Papier mitbringen. Rund die Hälfte der mittelständischen Unternehmen sind inzwischen gegen das neue System.

ArztÄrztin unterschreibt Krankmeldung

Kassen mit elektronischer Krankmeldung zufrieden

Von diesen Problemen wollen die Krankenkassen nichts wissen. Auf Nachfrage bezeichnet der Spitzenverband Bund der Krankenkassen das neue System als Erfolg. Auch die AOK Baden-Württemberg ist zufrieden und sagt, viele Unternehmen hätten die Testphase im vergangenen Jahr nicht zur Vorbereitung genutzt. Das sei der Grund für die Probleme.

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