Die kalten Temperaturen vor allem in den Nächten nach Ostern haben teils massive Frostschäden hinterlassen. Die Winzer in der Region Stuttgart hat es dabei besonders getroffen. Laut Weinbauverband Württemberg sind bei vielen Winzern bis zu 50 Prozent der Anbauflächen durch den Frost zu Schaden gekommen. Ein Winzer sprach gegenüber dem SWR sogar von einem Ausfall von mindestens 70 Prozent. Auch der Erwerbsobstbau muss Einbußen hinnehmen. Etwas weniger getroffen hat es bislang das Streuobst, zumindest was Äpfel und Birnen angeht.
Weingut Wöhrwag: Schäden durch Frost von bis zu 70 Prozent
"Das Thema Ertrag hat sich weitestgehend erledigt. Dieses Jahr ist der Schaden immens", sagt Winzer Hans-Peter Wöhrwag. In seinem Weingut in Stuttgart-Untertürkheim rechne er mit einem Schaden von bis zu 70 Prozent. Derartige Frostschäden habe es das letzte Mal in den Jahren 2011 und 2017 gegeben. Durch den Nordostwind und die Feuchtigkeit haben schon Minus ein Grad ausgereicht, um großen Schaden anzurichten.
Winzer Wöhrwag versucht jedoch positiv in die Zukunft zu blicken: "Nachdem wir alle in der Schockstarre waren, muss es weitergehen und wir versuchen dieses Jahr das Beste draus zu machen". Er habe gelernt, mit der Natur zu leben.
Weinbauverband Württemberg: Frostschäden bis zu Totalausfällen
Laut Weinbauverband-Geschäftsführer Hermann Morast ist der Weinbau von Norden bis Süden vom Frost betroffen. Dabei fallen die Schäden regional unterschiedlich aus. Der Frost bereitete nun auch in Höhenlagen Probleme, die normalerweise nicht davon betroffen sind. In diesem Jahr sei auch die Natur um einiges früher dran als in den Jahren zuvor. Insgesamt haben drei Frostnächte gereicht für die massiven Schäden.
Das genaue Ausmaß der Schäden im Weinanbau quantitativ abzuschätzen, sei laut Morast aktuell noch nicht möglich. Dafür müsse man noch ein bis zwei Wochen warten. Fakt sei aber, dass es landauf und landab teilweise erhebliche Frostschäden mit bis zu Totalausfällen gebe. Der Weinbauverband erhalte von den Winzern jedoch die Rückmeldung, dass bis zu 50 Prozent von deren Flächen betroffen sei.
Auch Erwerbsobstbau im Rems-Murr-Kreis meldet Schäden
Auch in Fellbach (Rems-Murr-Kreis) beim Sonnenbühlhof von Jochen Heß herrscht eisige Stimmung. Der Obstbauer lebt vom Verkauf seiner Trauben, Äpfel und Birnen, Aprikosen, Pfirsiche, Himbeeren und Johannisbeeren. Auch dort hat der Frost zu starken Schäden geführt. "Wenn man das ganze Jahr über arbeitet und viel Zeit und Liebe investiert, dann schlägt es schon bisschen auf die Stimmung", sagt Jochen Heß. Weniger Obst, das heißt für ihn gleich viel Arbeit und trotzdem weniger Ertrag und Gewinn.
So hat es bei ihm beispielsweise die Aprikosen erwischt. "Die sehen optisch noch schön aus", erklärt Landwirt Heß und zeigt auf die Früchte, die angesetzt haben. Allerdings hätten die Aprikosen schon jetzt so etwas wie einen Sonnenbrand auf der Oberfläche. "Die sind geschädigt, bekommen Dellen und trocknen ein." Wenn es warm wird, fallen sie ab, erklärt Heß. "Erst dann sieht man das richtige Ausmaß."
Äpfel und Birnen am Albtrauf kommen ohne große Einbußen davon
Streuobst-Experte August Kottmann aus Bad Ditzenbach-Gosbach (Kreis Göppingen) spricht von einem etwas kritischen, aber noch normalen Blütenvorgang. Auf seinen Wiesen sei der Blütenansatz in diesem Jahr enorm groß und breitflächig, sodass aus einer Knospe mindestens fünf Blüten entstehen. Nach dem Frost bleibe nun meist mindestens noch eine Blüte, die befruchtet werden kann - bei Äpfeln und Birnen reicht das. Bei Apfelbäumen bedeuten fünf Prozent der Blüten, die es bis zur erntereifen Frucht bringen, immer noch ein vollen Ertrag, erklärt Kottmann.
Winzer und Obstbauern bestürzt "Das tut weh" - Viele Reben und Früchte in der Region Neckar-Alb erfroren
Die Minusgrade in den Nächten haben den Weinreben extrem geschadet. Auch auf den Streuobstwiesen sieht es schlecht aus. Gibt es trotzdem Hoffnung auf eine gute Ernte?
Das Problem sei allerdings die langanhaltende Kälte. Wenn eine Blüte offen steht und wegen der Kälte drei Tage nicht befruchtet wird, sei der Befruchtungsvorgang nur noch bedingt möglich. So könnte es zum Beispiel bei den Pflaumen und Kirschen verlaufen, die kälteempfindlicher sind. Kottmann zeigt sich insgesamt entspannt, was die Frostschäden betrifft. Allerdings: Nicht überall entlang des Albtraufs sieht die Lage gut aus: Die Obstbauern in Dettingen/Erms (Kreis Reutlingen) berichten von enormen Frostschäden an den Bäumen. Dort gibt es besonders viele Kirschbäume.