Das Universitätsklinikum in Mannheim mit seiner großen Kinderstation hat auch eine eigene Schule, damit die jungen Patientinnen und Patienten nicht den Anschluss an ihre Heimat-Schulen verlieren.
Schulalltag am Uniklinikum Mannheim: Jeder Tag ist anders
Schulleiterin Sibylle Schalk startet jeden Tag mit einem Rundgang über die Station. Die "Schule für Kranke" ist die inzwischen vierte Schule, an der sie unterrichtet. An einer Regelschule will sie nicht mehr wechseln, wie sie selbst sagt.
Nach einem Rundgang über fünf verschiedene Stationen, darunter die Chirurgie und eine Kinderkrebsstation, planen die zehn Lehrkräfte den Tag. Die Stundenpläne werden immer individuell an die Kinder angepasst. Fast täglich gibt es neue Kinder: Einige werden entlassen und andere sind nicht fit genug, um am Unterricht teilnehmen zu können.
Unterricht im Krankenhaus: Auch kleines Theaterstück steht auf dem Lehrplan
Die kleine Zoe wurde erst vor wenigen Tagen operiert. Für die Achtjährige geht es aber trotzdem direkt mit Schule weiter. Denn die Kleine fühlt sich fit und liebt den Unterricht. Im Kunstunterricht hat sie Engel gemalt. Mit denen wird jetzt ein kleines Theaterstück geprobt. Die Musik dazu spielt Lehrerin Anke Janssen vom Smartphone ab.
Kunst, Gesang und Musik, das ist das Spezialgebiet von Lehrerin Anke Janssen. Neben den Hauptfächern, seien vor allem musische Fächer an der "Schule für Kranke" enorm wichtig, erklärt sie.
Um einen kreativeren Kunstunterricht ermöglichen zu können, hat sie Schule erst vor Kurzem eine Druckpresse angeschafft. Damit die Kinder den Krankenhausalltag auch kurz vergessen können, besuchen sie regelmäßig einen benachbarten Zirkus, mit dem die Schule eine Kooperation ins Leben gerufen hat.
Kinder und Jugendliche kommen aus ganz Deutschland
An der Schule für kranke Kinder am Mannheimer Universitätsklinikum werden alle Jahrgangsstufen, alle Fächer sowie Schulstoff aus allen Bundesländern unterrichtet. Denn: Die Kinder und Jugendlichen kommen aus ganz Deutschland. Nicht selten bringt ein neuer Arzt am Universitätsklinikum auch seine eigenen Patienten mit.
Andere Kinder kommen aber auch aus der unmittelbaren Umgebung. Zum Beispiel Kinder, die an einer chronischen Magen-Darm-Erkrankung leiden - wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Diese Erkrankungen können sehr belastend für die Kinder sein, weil sie ständig auf die Toilette müssen, erzählt Schulleiterin Sibylle Schalk. Regulärer Unterricht an einer üblichen Schule sei so kaum möglich. An der Schule für kranke Kinder können sie den Unterricht individuell an die jeweilige Belastbarkeit der Kinder anpassen. Auch Online-Unterricht ist hier möglich.
Anschluss an Heimat-Schule soll bleiben
Wie wichtig der Austausch mit der Heimat-Schule ist, erzählt Tina Drißler, die Deutschlehrerin von Lena. Die Jugendliche hätte eigentlich im Sommer an eine weiterführende Schule wechseln sollen. Dann bekam sie plötzlich die Diagnose Krebs. Während der Therapie bekommt sie an der Schule für kranke Kinder jeden Tag mehrere Stunden Individualunterricht.
Nach der Reha im kommenden Jahr soll Lena möglichst schnell und reibungslos den Anschluss an ihre elfte Klasse schaffen. Und: sie hat schon ein Ziel im Kopf. Nach der Schule möchte sie Krankenschwester werden.
"Schule für Kranke" in Mannheim betreut durchschnittlich rund 65 Kinder
Die "Schule für Kranke" unterrichtet nach eigenen Angaben durchschnittlich rund 40 chronisch und etwa 25 akut erkrankte Kinder. Die meisten von ihnen werden stationär im Uniklinikum Mannheim behandelt. Es gibt aber auch Schüler, die ambulant behandelt werden und ihre Heimat-Schule aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr besuchen können. Schulträger der Schule ist die Stadt Mannheim. Wie an alle staatlichen Schule im Land, ist der Unterricht hier kostenlos.