Kann man in diesen Zeiten guten Gewissens überhaupt noch ein fast 400 Millionen Euro teures Hochhaus planen? Und bleibt es am Ende bei dieser Summe? Es geht um ein Projekt, das mit Fug und Recht als das größte finanzielle Abenteuer eingestuft werden kann, das der Kreis Karlsruhe jemals unternommen hat. Ein Kommentar dazu von Heiner Kunold:
Immer wenn ein Politiker davon spricht, eine Entscheidung sei alternativlos, dann werde ich hellhörig. Nicht anders beim Neubau des Landratsamtes in Karlsruhe. Klar, der alte 19 Stockwerke hohe Badenwerksturm ist nach 58 Jahren am Ende, eine Sanierung teurer als Neubau, nicht mehr zeitgemäß. Er muss also weg, das habe ich verstanden und kann es nachvollziehen. Ich unterstelle auch nicht, dass hier über die Jahre hoppladihopp geplant wurde. Aber ich bekomme Bauchschmerzen, wenn ich nur die Summe sehe.
Reichen 40 Millionen Euro als Puffer?
Fast 400 Millionen Euro - so viel soll der Bau kosten. Wie viel werden es sein bis zur geplanten Eröffnung im Sommer 2028? Reichen 40 Millionen Euro als Puffer? Man muss doch nur in die direkte Nachbarschaft schauen, zur Kombi Lösung oder über die Straße zum Staatstheater, um eines Besseren belehrt zu werden. Kann man so ein Projekt in solchen Zeiten ernsthaft noch vertreten? Das zumindest und die völlig veränderten Vorzeichen im Vergleich zu den Jahren 2018 und 2019 müsen doch irgendwo ihren Niederschlag finden.
Neues Landratsamt: Geht es auch eine Nummer kleiner?
Kann man es gewöhnlich gut informierten Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeistern aus der Nachbarschaft verdenken, wenn sie große Fragezeichen anmelden, wie auch die SPD im Kreistag, die zurecht fragte, obs nicht auch eine Nummer kleiner geht.
Die Kommunen müssten die Mehrkosten tragen
Wenn das Projekt, was niemand hofft, finanziell auch nur ein bisschen aus dem Ruder läuft, dann werden das die 32 Kommunen im Kreis bitter zu spüren bekommen. Denn sie zahlen die Mehrkosten. Sie zahlen ja jetzt schon kräftig für den Neubau. Hätte der Kreis in Zeiten, in denen Privatleute nicht mehr bauen, weil sie es sich einfach nicht mehr leisten können, nicht wenigstens ein bisschen vorsichtiger planen müssen?
Soll der Kreis Karlsruhe als Immobilienmakler auftreten?
Und wie ist in diesem Zusammenhang zu bewerten, dass der Kreis auf einmal ins Immobiliengeschäft einsteigt und einen Teil des neuen Landratsamtes vermietet und sogar verkauft? Der Kreis spricht von Refinanzierung und investiert auf die eigentliche Bausumme kräftig obendrauf - bekommt er dieses Mehr tatsächlich zurück oder lacht sich Landrat Schnaudigel hier nicht noch ein zusätzliches finanzielles Risiko an? All diese Fragen wurde nicht nur am Donnerstag, sondern schon Monate und Jahre zuvor gestellt. Vielleicht kommt die Kritik jetzt zu spät, aber man wird ja nochmal fragen dürfen?