Einmal pro Woche verwandelt sich die Unterführung am Kühlen Krug in Karlsruhe in eine Lebensmittelausgabe. Während oben der Autoverkehr rollt, bildet sich dort unten, geschützt vor neugierigen Blicken, eine Schlange von Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind. Ältere Frauen und Männer stützen sich auf Rollatoren, Mütter mit kleinen Kinder stellen sich an, es wird viel ukrainisch gesprochen.
"Herzprojekt" Karlsruhe hat immer mehr Zulauf
Ein Team aus Ehrenamtlichen hat vor den gelb getäfelten Wänden der Unterführung Klapptische aufgestellt. In den Körben darauf findet sich allerlei Ware, was die Supermärkte und der Großmarkt abgeben konnten: Salat, Tomaten und Äpfel, aber auch Kaktusfrüchte und vegane Frikadellen. "Wir müssen aber jedes Mal auch von unserem Budget etwas dazukaufen, weil es nicht reicht", erzählt die erste Vorsitzende des Vereins "Herzprojekt", Angelika Sperling.
Im ersten Corona-Lockdown wurde die Idee für das private Hilfsprojekt geboren. Damals, als die Tafeln geschlossen hatten, begannen ein paar Ehrenamtliche mit einem Gabenzaun. Kurz darauf starteten sie immer donnerstags die Lebensmittelausgabe in der Unterführung am Kühlen Krug. Seitdem kommen immer mehr Menschen, im Schnitt sind es mehr als 200. Seit dem Krieg in der Ukraine auch viele Ukrainer.
Aufnahmestopp bei Tafeln in Karlsruhe und Baden-Baden
Der hohe Andrang verwundert nicht. Die Lage vieler Tafeln in der Region ist angespannt. "Wir nehmen aktuell niemanden mehr auf die Warteliste", sagt etwa die Leiterin der Tafel in Baden-Baden, Helene Schäfer. Zuletzt habe die Wartezeit dort fast ein Jahr betragen. Etwas mehr als die Hälfte der Kunden komme aus der Ukraine.
Auch bei den Karlsruher Tafeln gilt ein Aufnahmestopp. Man mache wegen des Andrangs an einem zusätzlichen Termin pro Woche auf, so Vera Scholl vom Verein Karlsruher Tafel. Die Lebensmittel würden weniger, weil die Supermärkte genauer disponieren.
Das bemerken auch die Tafeln in Pforzheim. Dort gibt es zwar keinen Aufnahmestopp. Aber auch in Pforzheim wächst die Zahl der Kunden. Man achte daher genau darauf, dass Regeln für den Pro-Kopf-Einkauf eingehalten würden.
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Ehrenamtliche investieren viel Herzblut in das Projekt
Angelika Sperling vom "Herzprojekt" arbeitet eigentlich in der Geschäftsstelle eines Tennisvereins. Lebensmittel-Spenden einsammeln, Geldgeber finden - all das läuft bei ihr und den anderen Helferinnen und Helfern nebenher. Und die Schicksale der Bedürftigen gehen ihr natürlich nahe.
Zum Beispiel das von Elisabeth Slavik. Die 72-Jährige, die jede Woche in die Unterführung am Kühlen Krug kommt, kam 1987 mit ihrem Mann aus Rumänien nach Deutschland. Sie jobbten in Museen als Aufpasser. Sie bekäme nur eine kleine Rente und müsse sich auch noch um ihre erwachsene Tochter kümmern, die eine Behinderung hat, erzählt die Seniorin.
Lebensmittelausgabe von Spenden und Stadt unterstützt
Inzwischen ist das "Herzprojekt" auch ein eingetragener Verein. Grundsätzlich ist man auf Spenden angewiesen. Den Ehrenamtlichen ist es aber auch gelungen, sich zusätzlich eine finanzielle Unterstützung der Stadt zu sichern. Nach einem Gemeinderatsbeschluss bekommt die Initiative seit Beginn dieses Jahres 5.000 Euro pro Jahr. Ein Erfolg für das Team um Angelika Sperling.