Zwischen Dezember 2021 und März 2022 waren 20 Bewohner des Heims an oder in Zusammenhang mit dem Corona-Virus gestorben. Möglicherweise habe sich das Virus wegen mangelnder Hygienestandards im Haus besonders gut ausbreiten können, so der Vorwurf.
Ermittler stehen vor großen Herausforderungen
Die Ermittlungen gestalten sich als sehr schwierig, so die Staatsanwaltschaft Baden-Baden. Für die Ermittler ist bei einer Ortsbegehung heute nicht mehr festzustellen, wie die Zustände im Pflegeheim waren, als das Virus ausbrach. Man ist also auf Aussagen von Zeugen angewiesen – das können natürlich Bewohnerinnen und Bewohner des Heims sein, aber eben auch Besucher der Einrichtung.
Leitende Angestellte im Fokus der Ermittler
Die Ermittlungen richten sich gegen mehrere leitende Angestellte des Rastatter Pflegeheims. Der Vorwurf wiegt schwer: Weil Hygiene-Standards vernachlässigt wurden, soll sich das Virus zwischen Dezember 2021 und März 2022 besonders schnell im Heim ausgebreitet haben. Konkret könnte das heißen, dass im Haus nicht immer Masken getragen oder dass nicht nach jedem Pflegedienst Hände gewaschen wurden. Thema ist aber auch die Frage, ob möglicherweise versäumt wurde, Heimbewohner gegen Corona zu impfen.
Verdacht der fahrlässigen Tötung steht im Raum
Laut Staatsanwaltschaft besteht ein Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung. Sollte man den leitenden Angestellten Versäumnisse nachweisen können, müssen diese mit erheblichen Konsequenzen rechnen. Der Ausgang der Ermittlungen ist aktuell aber noch völlig offen.
Es gibt noch weitere Vorwürfe gegen das Heim. Wunden von Patienten sollen unzureichend versorgt worden sein, Medikamente seien nicht fachgerecht verabreicht worden und es sollen auch Menschen am Bett fixiert worden sein, ohne dass es dafür eine Genehmigung gegeben habe.
Weitere Todesfälle werden untersucht
Neben den 20 Corona-Todesfällen werden 19 weitere Todesfälle aus dem Zeitraum davor untersucht. Die Heimbetreiber weisen aktuell jede Schuld von sich. Eine Kursana-Sprecherin bekräftigte am Freitag gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa), es sei leider trotz umfassender Schutzkonzepte nicht immer zu verhindern, dass sich das Coronavirus verbreite.
Trotz einer Impfkampagne mit Informationsabenden und mehreren Impfterminen hätten sich von den gestorbenen Bewohnern, die den Angaben nach im Schnitt weit über achtzig Jahre alt waren, elf gar nicht oder nur einmal impfen lassen, keiner sei geboostert gewesen. Man unterstütze die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft vollumfänglich, um etwaige Vorwürfe auszuräumen.