680 Jahre alte Linde in Schwäbisch Hall

Stützen aus recycelten Rotorblättern

680 Jahre alte Linde in Schwäbisch Hall bleibt erhalten

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Eine mehr als 680 Jahre alte Linde auf der Minigolfinsel in Schwäbisch Hall wird mit vier Carbonstützen stabilisiert. Der Baum ist durch Pilzbefall geschwächt.

Der Baumriese auf der Schwäbisch Haller Minigolfinsel ist gerettet. 35.000 Euro hat der Gemeinderat für die Stabilisierung des Naturdenkmals freigegeben. Die Linde soll im Jahr 1340 gepflanzt worden sein und hat derzeit einen Stammumfang von neun Meter. Sie gehört zu den 30 ältesten Bäumen in Deutschland. Bei einer Routinekontrolle wurde festgestellt, dass der Baumriese durch Pilzbefall geschwächt ist.

Stahlseile für die Hauptstämme

Nach einem Rückschnitt von 19 auf 16 Meter Höhe sollen dann Carbonstützen den Baumriesen stabilisieren. Die Stützen sind aus recycelten Rotorblättern von Windkraftanlagen gefertigt. Der Boden unter der Krone des Baumes wurde schon revitalisiert und die beiden Hauptstämme mit Stahlseilen gesichert. Diese Arbeiten sind bereits abgeschlossen, die Stützen kommen noch. Die Stadt Schwäbisch Hall will mit dem Pächter der Minigolfinsel über entgangene Einnahmen verhandeln, da der Bereich aus Sicherheitsgründen gesperrt war. Den meisten Besuchern der kleinen Wohlfühloase auf der Minigolfinsel ist der Erhalt der alten Linde sehr wichtig.

Die alte Linde hat viel erlebt

Na, und was hat die alte Linde in Schwäbisch Hall alles erlebt! In jungen Jahren konnte sie sehen wie Johannes Brenz, der als Prediger an der Michaelskirche wirkte, 1523 den Übergang der Stadt zur Reformation einleitete. Oder den Dreißigjährigen Krieg, der die Stadt schwer in Mitleidenschaft zog und dann noch Pest, Typhus und Hunger, die zwischen 1634 und 1638 jeden fünften Einwohner von Schwäbisch Hall dahinrafften.

1728 war die Linde mit dabei als der größte Teil der Kernstadt in Flammen aufging, sie selbst aber in sicherer Entfernung auf der gegenüberliegenden Seite des Kochers verschont blieb. Aber auch der unmittelbar danach folgenden Wiederaufbau, bei dem viel Holz gebraucht wurde, und mit dem die Stadt in barocken Formen neu gestaltet wurde, ging schadlos an ihr vorbei.

680 Jahre alte Linde in Schwäbisch Hall

Aus nächster Nähe konnte die damals dann schon rund 500 Jahre alte Linde den Aufschwung und die Blütezeit von Schwäbisch Hall als Bade- und Kurort mitverfolgen. Das Solebad auf dem Unterwöhrd bestand seit 1827, bis 1880 entstand ein aufwändiger historistischer Neubau, der am Ende des 19. Jahrhunderts viele auswärtige Kurgäste anzog.

Baumriese: Ort zum Feiern und entspannen

Mit der steigenden Bedeutung des Fremdenverkehrs ging auch eine Neuentdeckung der Stadtgeschichte einher, so konnte die Linde auch das Aufleben des Brauchtums der Salzsieder mitverfolgen. Der 1878 gegründete "Kleine Siedershof" und der seit 1883 bestehende "Große Siedershof" griffen die Traditionen der reichsstädtischen Sieder wieder auf, die auf dem Unterwörth direkt gegenüber der alten Linde auf der heutigen Minigolfinsel zu Pfingsten tanzten und ihr Brauchtum feierten.

680 Jahre alte Linde in Schwäbisch Hall
Wohlfühloase Minigolfinsel Schwäbisch Hall mit einer über 680 Jahre alten Linde.

Heute treffen sich viele Hallerinnen und Haller sowie Auswärtige unter dem alten Baumriesen zum Minigolf spielen. Darüber hinaus können dort Ruderboote gemietet werden und es gibt vielfältige Möglichkeiten für Kinder auf einem großen Spielplatz. Dazu Kickern oder Tischtennis, Spiel–Piraten–Boot oder Kletterwand. Natürlich auch Terrassen mit Grillmöglichkeiten. Alles unter der ältesten Linde der Region und unter dem insgesamt ältesten Baumbestand in Schwäbisch Hall, den man erreicht, wenn man über die historische Holzbrücke geht.

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Autor/in
SWR