Peter Alexander - der unerreichte Entertainer

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Hans-Jürgen Finger
Hans-Jürgen Finger

Lieder wie "Die kleine Kneipe" sind Evergreens, Fernsehsendungen wie die "Peter-Alexander-Show" setzen bis heute Maßstäbe. Peter Alexander bleibt als Entertainer und Schauspieler unerreicht - und seine Hits unvergessen.

Eine Eins in Musik

Klassenbester in Latein, miserabel in Mathematik - aber stets eine Eins in Musik. Peter Alexander plagte sich und seine Lehrer, die ihm wegen seiner Streiche nahelegten, die Schule zu verlassen. Viel lieber gab er sich dem Klavierspiel hin. Ganz allein hatte er sich selbst zum Pianisten ausgebildet und jazzte auf verstimmten Klavieren. Seine Vorbilder waren Fats Waller oder Nat King Cole. 1944 kam er zum Militär und geriet in englische Kriegsgefangenschaft.

Peter Alexander wollte Schauspieler werden

Nach seiner Rückkehr schreibt er sich auf Wunsch des Vaters an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien ein. "Vorlesungen hab' ich nie welche besucht, schließlich wollte ich ja Schauspieler werden." Unterstützung dafür fand er bei seiner Mutter - und schließlich gab auch der Papa nach. Im Herbst 1946 bestand Peter die Aufnahmeprüfung am Reinhardt-Seminar, der weltberühmten Schauspielschule in Wien.

Entertainer, Sänger und Moderator Peter Alexander
Peter Alexander

Peter Alexander und die Musik

Im Radio- und Grammophongeschäft der Großeltern kam der Sohn eines Bankbeamten erstmals mit Musik in Berührung.

"Es dauerte nicht lange und ich kannte jeden Sänger, jeden Schlager und jede Arie".

Der Großvater nahm ihn in die Oper "Lohengrin" mit. Der Knirps war begeistert und sang mit Holzschwert vor dem Bauch die Grals-Erzählung.

Wie fühlte er sich als kleiner Junge in der Oper und warum bekam er bei seinem Karrierestart nichts geschenkt? Peter Alexander erzählt es selbst - in einem Interview aus dem Jahr 1964.

Entertainer mit Parodien auf die Bühne

Entertainer und Schauspieler Peter Alexander in "Die Abenteuer des Grafen Bobby"
Peter Alexander in der Komödie "Die Abenteuer des Grafen Bobby" (1961)

Die ersten Theater-Engagements für Peter Alexander waren alles andere als klassisch: Kammerdiener, Kellner, Chauffeur. Er begann die großen Stars zu beobachten und zu parodieren: die Leander, Hans Moser, Johannes Heesters. Als ein Schauspieler aus Krankheitsgründen ausfiel, kam die ewige Zweitbesetzung Peter Alexander zum Zuge. Später ging das Theater pleite und machte den jungen Mann arbeitslos. Zur Überbrückung kam das Angebot, Schallplatten aufzunehmen. So entstand am 27. September 1951 sein Debüt "Das machen nur die Beine von Dolores".

"Schnurrdiburr" kümmert sich um Peters Karriere

Der Rundfunk meldete sich und erstmals war sein Universal-Genie als Quizmaster, Pianist, Rätselonkel und Sänger gefragt. Hier begegnete er der Schauspielerin Hilde Haagen, die er ein Jahr später heiratete. Von nun an ging es mit seiner Karriere steil bergauf. "Schnurrdiburr", wie er sie nannte, gab ihren Beruf auf, um seine Managerin zu werden. In dieser Eigenschaft setzte sie allen verfügbaren Ehrgeiz für die Karriere ihres Mannes ein - stellvertretend für ihn selbst, denn er hatte diesbezüglich keinerlei Ambitionen.

Schwarzweiß-Foto aus dem Jahr 1958: Entertainer Peter Alexander mit seiner Frau Hilde und seiner Tochter Susanne kurz nach der Geburt in einem Krankenhaus in Wien
Familienglück: Peter Alexander und seine Frau Hilde mit ihrer frisch geborenen Tochter Susanne (1958)

Der Schlager öffnet Peter Alexander die Tür zum Film

Im Herbst 1953 gewann Peter Alexander einen Schlagerwettbewerb in München gegen Konkurrenten wie Cornelia Froboess, Gerhard Wendland oder Vico Torriani. Seine Frau Hilde erkannte die Bedeutung des bundesdeutschen Marktes und begann, ihre Fäden zu spinnen. Heinz Gietz und Kurt Feltz, das Erfolgsteam der Schlagerbranche, schrieb Multitalent maßgeschneiderte Hits, mit denen sich auch die Türen zum lukrativen Filmgeschäft öffneten. Bis 1972 drehte er fast 40 Spielfilme, in denen er seine neuesten Lieder vorstellen konnte.

Schauspieler, Sänger und Entertainer Peter Alexander in einer Szene des Spielfilms "Im weißen Rössl"
Peter Alexander als Oberkellner in einer Szene des Spielfilms "Im weißen Rössl" (1960)

Die Gelbsucht kam wie gerufen

"Putzigam, Du musst Tänzer werden mit solchä Bewägungen!", sagte Marika Rökk zu ihm. Auch andere hatten lange vor dem Durchbruch seine vielseitige Begabung erkannt. Caterina Valente hielt ihn für absolut tauglich, im harten amerikanischen Showbusiness zu bestehen. Deshalb plante die tüchtige Frau Alexander lange Zeit einen Start ihres Mannes in Übersee. Als es losgehen konnte, erkrankte er an einer schweren Gelbsucht.

"Kommt mir wie gerufen. Ich habe gar keine Lust, Amerika zu erobern. Ich fühle mich in Europa wohl genug".

Ein Angebot aus Kanada beantwortete er, dass er nur kommen würde, wenn das Wetter gut wäre, damit er fischen konnte - seine große Leidenschaft. Das Wetter war schlecht ...

Zuschauerrekorde und ausverkaufte Tourneen

In der Fernsehunterhaltung setzte Peter Alexander Maßstäbe: Seine Shows erzielten Zuschauerrekorde, die bis heute kein deutschsprachiger Entertainer wiederholen konnte. Sämtliche Konzerttourneen waren regelmäßig ausverkauft. Er wurde mit Ehrungen aller Art überschüttet und auch seine Hitserie ("Die kleine Kneipe", "Hier ist ein Mensch" oder "Der Papa wird's schon richten") war ungebrochen. Les Reed, der Komponist der internationalen Hits "Delilah" und "The last waltz", brachte in einem Telegramm seine Freude zum Ausdruck, dass Peter Alexander beide Titel in deutscher Sprache aufgenommen habe.

Peter Alexander mit Entertainer Thomas Gottschalk
Zwei Könner der Fernsehunterhaltung im Gespräch: Peter Alexander und Thomas Gottschalk

Zusammen mit den Fans älter geworden

"Gestern jung, morgen alt" - über die Jahre hinweg begleitete der Star seine Fans beim Älterwerden und blieb so immer glaubwürdig und vertraut, bot Halt und Beständigkeit. Ab Mitte der 1990er-Jahre trat Peter Alexander kürzer.

"Das Geheimnis dieser hektischen Branche ist die Kunst, sich rar zu machen. Und das kommt eigentlich meiner einen Schwäche sehr entgegen. Ich bin nämlich sehr bequem - wohlgemerkt nicht zu verwechseln mit faul. Man lebt nur einmal und danach sollte man auch leben, denn mitnehmen kann man von dieser herrlichen Welt ja eh nix."

Peter Alexanders Frau und Kinder

Familiengrab von Entertainer Peter Alexander
Das Familiengrab von Peter Alexander

Der Tod seiner Frau Hilde im Jahr 2003 und der Unfalltod von Tochter Susanne sechs Jahre später belasteten ihn schwer, sodass er sich völlig aus der Öffentlichkeit zurückzog. Am 12. Februar 2011 verstarb der Unterhalter vieler Generationen im Alter von 84 Jahren in Wien. Die Todesursache ist bis heute unbekannt. Sein Sohn Michael starb 2019 in der Türkei.

Steckbrief von Peter Alexander
Geboren30. Juni 1926 in Wien
Gestorben12. Februar 2011 in Wien
Nr-1-Hits in der dt. HitparadeDer Mond hält seine Wacht (1955), Eventuell (1956), Ich weiß, was Dir fehlt (1957), Der letzte Walzer (1968), Liebesleid (1969)
Die AnfängeIn den frühen 1950er-Jahren war er Mitglied des österreichischen Gesangsensembles „Die Optimisten“ (Erni Bieler, Peter Alexander & Erwin Halletz)
PseudonymAlexander Neuenhauser
Zitat"Wenn ich mich für ein Lied genieren würde, könnte ich's auch nicht so verkaufen. Man darf die breite Masse nicht unterschätzen."

Besondere Plattencover von Peter Alexander

Plattencover von Entertainer Peter Alexander
Neben den Filmschlagern erreichten seine Cover-Versionen internationaler Hits sehr gute Notierungen in den Hitparaden. Hier zwei Raritäten von 1961 aus dieser Rubrik, denen leider nur mäßiger Erfolg beschieden war: "Der Gitarrentramp" (Ricky Nelson "Travellin‘ Man") und "Das schöne Spiel" (Roy Orbison "Running scared").
Plattencover von Entertainer Peter Alexander
1969 strahlte das ZDF die erste große Peter Alexander Spezialitäten-Show aus. Von Anbeginn war diese Sendung ein Renner. Den Rekord mit 79 Prozent Einschaltquote hielt die Ausgabe vom 02. Dezember 1973: Neben Stars wie Conny Froboess, Roy Black oder Johannes Heesters präsentierte er das Comeback von Heintje, mit dem er wenige Jahre zuvor einige Filme gedreht hatte.
Plattencover von Entertainer Peter Alexander
Zur Fußball-Weltmeisterschaft 1986 ging Peter Alexander mit der deutschen Nationalmannschaft ins Studio und nahm die LP "Mexico Mi Amor" auf. Ralph Siegel, der die Titel komponierte, erinnerte sich in seiner Autobiographie an die Entstehung: "Alle redeten mit! Der Peter, die Hilde, Hans R. Beierlein, Wilfried Straub vom DFB… Die Texte und Songs waren dauernd umzuändern und zu verbessern."

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