Der Standpunkt in SWR1 Sonntagmorgen vom 04.02.2024

Startchancenprogramm: Gute Idee, aber kleiner Wumms. Von Anja Braun

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Anja Braun

Mit dem Startchancenprogramm ist das bisher größte und langfristigste Bildungsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland auf den Weg gebracht worden.

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Für mehr Bildungsgerechtigkeit sollen zum ersten Mal wirklich Schülerinnen und Schüler unterstützt werden, die sozial benachteiligt sind. Deshalb werden mit dem Startchancenprogramm Schulen in ärmeren Gegenden und solche, in die viele Kinder mit Migrationshintergrund gehen, besonders gefördert.

Das ist tatsächlich ein Meilenstein in der Bildungspolitik! Denn der Bildungserfolg an unseren Schulen hängt immer noch stark von der sozialen Herkunft und der Unterstützung der Familie ab. Und Bildungsstudien zeigen seit mehreren Jahren einen Abwärtstrend bei den Kompetenzen der Schulkinder. 

Das Startchancen-Programm setzt nun einen Schwerpunkt, wo es - meiner Meinung nach wirklich Sinn macht - in den Grundschulen. Also zu Beginn der Bildungskarriere, damit die Kids später mehr Chancen haben. Mehr als die Hälfte der geförderten Schulen sollen Grundschulen sein. Ein guter Ansatz!

Jetzt kommt das Aber: Ursprünglich war das Startchancenprogramm vom Bund so geplant, dass die Milliarden an bedürftige Schulen verteilt werden - ganz unabhängig davon, in welchem Bundesland sie angesiedelt sind. Dann wären aber vorrangig Schulen in Bremen, Berlin und NRW gefördert worden. Das hat den anderen, reicheren Bundesländern gar nicht gefallen. Deshalb wird jetzt etwas mehr als die Hälfte des Fördergeldes so verteilt, dass alle Bundesländer anteilig ähnlich viel Geld bekommen. Schade! 

Ein weiterer Schatten auf dem Programm ist, dass die Länder das, was sie bisher schon investieren, um sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler zu fördern, anrechnen dürfen –  Durch diesen Finanztrick kommt nun weniger frisches Geld von Länderseite dazu. Und die ganz grundsätzliche Problematik bleibt – denn mehr Stellen für Lehrkräfte sind in dem Startchancenprogramm nicht vorgesehen – die sind aber mindestens genauso wichtig wie eine bessere Finanzausstattung. 

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Anja Braun