Wir haben mir ihr über den ESC und ihre darauf folgende beeindruckende musikalische Reise gesprochen.
Rosa Linns Weg zum ESC 2022
SWR1: Sie sind bekannt geworden über den Eurovision Song Contest 2022, bei dem Sie den 20. Platz erreicht haben. Richtig erfolgreich sind Sie mit ihrem Song "Snap" geworden, den Sie für Ihr Heimatland Armenien performt haben. Wie hat sich das angefühlt, aus so einem kleinen Land zu kommen und dann vor der ganzen Welt beim ESC aufzutreten?
Rosa Linn: Das war eine verrückte Erfahrung. Ich war eine unbekannte Künstlerin und habe vorher nicht mal in meinem eigenen Heimatland irgendwelche Erfahrungen auf der großen Bühne gesammelt. Aber ich habe schon immer davon geträumt eine solche Karriere zu haben und auf der großen Bühne vor einem Riesenpublikum zu singen.
Ich war also in gewisser Weise schon vorbereitet, da ich dieses Leben schon vorher in meinem Kopf geführt habe. Außerdem war ich schon immer ein großer Fan des Eurovision Song Contest. Seit ich acht Jahre alt bin, schaue ich schon den Contest mit meiner Familie und ich habe immer zu meiner Mama gesagt "Mama, irgendwann werde ich auf dieser großen Bühne stehen", und sie hat nur gelacht, aber ich habe das, was ich gesagt habe dann auch getan und es hat sich großartig angefühlt!
Hinter den Kulissen des ESC
SWR1: Nehmen Sie uns mal Backstage mit zum Eurovision Song Contest – was herrscht da für eine Atmosphäre?
Linn: Du fühlst dich wie der König oder die Königin der Welt, wenn du am Eurovision Song Contest teilnimmst. Jeder liebt dich, jeder achtet auf dich. Du fühlst dich wie ein Superstar, wie ein Rockstar! Aber es ist eben auch ein Wettbewerb. Ich habe mich nur mit ein paar wenigen Leuten angefreundet während des Eurovision Song Contest.
Aber die ganze Erfahrung ist magisch, es ist eine Achterbahn von Gefühlen! Du fühlst dich gut, du fühlst dich geliebt und dann fühlst du dich verletzlich, als würden dich die Leute doch eigentlich ablehnen. Es war ein bisschen merkwürdig, einfach gut und schlecht zugleich.
SWR1: Was ist so besonders am ESC?
Linn: Ich glaube es ist der Fakt, dass immer noch niemand weiß, was die Formel ist. Niemand knackt den Code, wie was funktioniert und wann es funktionieren wird. Jedes Jahr ist so anders. Jedes Jahr passiert etwas und du denkst dir jedes Mal "Oh mein Gott, was?!", und ich glaube, dass ist das, was das Ganze am Laufen hält und den Wunsch es zu schauen.
Rosa Linns Tipp für den ESC
SWR1: Deutschland macht beim ESC ja oft den letzten Platz, wie z.B. letztes Jahr. Können Sie uns einen Ratschlag geben, was wir verbessern könnten?
Linn: Da fragst du ja die Richtige, ich habe doch nur den 20. Platz belegt!
Ich weiß, dass die Leute gute Lieder mögen. Schreib einfach ein gutes Lied, sei ehrlich, sei ein guter Künstler. Ich glaube es ist der falsche Weg, ein Lied bewusst für den ESC zu schreiben. Das ist die schlechteste Idee, die du haben kannst. Du musst einen guten Song schreiben und zu Eurovision gehen oder eben nicht, aber du musst ehrlich in deiner Kunst sein.
Vom Plattenvertrag in den USA zur Welttournee mit Ed Sheeran
SWR1: Sie sind die erste armenische Künstlerin, die einen Plattenvertrag mit einem amerikanischen Plattenlabel abgeschlossen hat. Und Sie sind sogar in die USA gezogen….
Linn: Ja das ist nach "Snap" passiert, wieder so eine verrückte Geschichte! Ich bin einfach meinem Traum gefolgt, habe das Angebot bekommen und auf meinen Manager gehört, der gesagt hat: "Let’s do it!" Also bin ich nach Los Angeles gezogen und habe mein altes Leben, alles zurückgelassen: meine Familie und Freunde. Das habe ich in wenigen Tagen so entschieden.
SWR1: Sie sind mit Ed Sheeran 2023 auf große Welttournee gegangen, wie war das?
Linn: Oh mein Gott, auch verrückt! Erstens wegen Ed Sheeran, aber es war auch meine allererste Tour überhaupt. Und dann gleich in so großen Stadien… Wie bei "Snap" mit fast einer Milliarde Streams, da denkst du: Was kommt denn jetzt noch? Wie kann ich das fortsetzen? Das ist Fluch und Segen zugleich am Anfang der Karriere. Es ist schwierig, da immer noch weiter zu wachsen, aber ich mache weiter.
SWR1: Und wie ist Ed Sheeran überhaupt so drauf?
Linn: Ein total netter Typ! Wir hatten wirklich tolle Gespräche. Er kam in meine Umkleide am ersten Tourtag und wir haben gequatscht. Er ist wirklich super nett und bodenständig – bewundernswert.
Rosa Linns neue Single "Universe"
SWR1: Ihre neue Single ist seit März draußen – "Universe". Worum geht’s in dem Song?
Linn: Es ist eine Hymne für Träumer! Ich bin selbst eine große Träumerin. Den Song habe ich über eine unglückliche Liebe geschrieben – wieder, aber nicht über den Typen, über den ich in "Snap" singe. Immer wenn ich mich in jemanden verliebe, mit dem ich nicht zusammen sein kann, dann denke ich darüber nach, was anders sein könnte, damit es klappt. Darüber habe ich den Text von "Universe" geschrieben.
Das Interview führte SWR1 Musikredakteurin Nina Waßmundt und ist in voller Länge im englischen Originalton als Audio nachzuhören.