Die Enttäuschung ist riesig: Als Mannschaft verfehlen die deutschen Turnerinnen das Ziel Olympia.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)

Turn-WM | Meinung

Olympia-Aus der deutschen Turnerinnen: Pech ist eine zu bequeme Begründung

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Philipp Sohmer

Die Enttäuschung ist riesig: Als Mannschaft verfehlen die deutschen Turnerinnen das Ziel Olympia. Das hat Gründe, findet SWR-Sportredakteur Philipp Sohmer.

Das Beste war nicht gut genug für die deutschen Turnerinnen. 0,17 Punkte fehlten am Ende: Ein kleiner Ausfallschritt bei der Landung, ein schiefer Handstand, eine Kleinigkeit, einfach Pech! Pech aber ist eine zu bequeme Begründung.

DTB hat viele Talente wegen Verletzungen verloren

Natürlich sind die Verletzungen von Eli Seitz oder Emma Malewski Pech, aber eben auch Folge der jahrelangen Belastungen. Auch weil der Nachwuchs fehlt, wollte und sollte Seitz mit fast 30 an allen vier Geräten turnen.

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Nach Olympia-Aus Deutsche Turnerinnen im Tal der Tränen, aber Aufgeben keine Option

Völlige Leere, absolute Trauer und Enttäuschung: Nach der verpassten Olympia-Qualifikation waren die deutschen Turnerinnen am Boden zerstört. Doch Aufhören ist für die verletzte Elisabeth Seitz keine Option.

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Viele Talente hat der DTB in den letzten Jahren aufgrund von Verletzungen verloren. So musste Deutschland mit einem sehr jungen, noch nicht reifen Team in diese WM starten.

Pauline Schäfer-Betz am Schwebebalken (Foto: IMAGO, imago)
Die Schwebebalken-Weltmeisterin von 2017 Pauline Schäfer-Betz bringt jede Menge Erfahrung in die Riege. Die gebürtige Saarländerin vom KTV Chemnitz ist mehrfache deutsche Meisterin. Die richtige Balance hält die 26-jährige auf ihrem Paradegerät, dem Schwebebalken. Bild in Detailansicht öffnen
Sarah Voss am Schwebebalken (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Lange musste Sarah Voss wegen einer Verletzung um die WM-Teilnahme bangen. Nun ist die 23-jährige Studentin vom TZ DSHS Köln wieder fit und führt als Aktivensprecherin gemeinsam mit Pauline Schäfer-Betz die deutsche Riege an. Das Ziel ist klar: Die Olympischen Spielen 2024 in Paris. Bild in Detailansicht öffnen
Meolie Jauch (Foto: IMAGO, imago)
Meolie Jauch holte bei den Jugend-Europameisterschaften im letzten Jahr die Bronzemedaille. Nun verstärkt die 16-jährige Schülerin vom MTV Stuttgart das deutsche WM-Team in Antwerpen. Bild in Detailansicht öffnen
Lea Quaas (Foto: IMAGO, imago)
Ihre erste Teilnahme an einer Weltmeisterschaft konnte Lea Quaas bereits im letzten Jahr in Liverpool verbuchen. Die 18-jährige Schülerin vom TuS Chemnitz-Altendorf holte bei den Deutschen Meisterschaften Gold am Boden. Ihr größtes Ziel: Die Teilnahme am Teamwettbewerb bei den Olympischen Spielen in Paris 2024. Bild in Detailansicht öffnen
Karina Schönmaier (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Eine weitere Athletin von der TuS Chemnitz-Altendorf ist Karina Schönmaier. Die 18-jährige Sportsoldatin ist eine echte Spezialistin am Sprung. Bei den Deutschen Meisterschaften 2022 und 2023 holte die gebürtige Bremerin jeweils Silber. Bild in Detailansicht öffnen
Anna-Lena König (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Nach dem Ausfall von Emma Malewski rückte die 17-jährige Anna-Lena König in die Mannschaft nach. Die Schülerin vom KRK Karlsruhe hat bereits im letzen Jahr an den Weltmeisterschaften in Liverpool teilgenommen und holte bei den diesjährigen Deutschen Meisterschaften Silber am Boden. Bild in Detailansicht öffnen
Elisabeth Seitz (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Zum Zuschauen verdammt: Elisabeth Seitz wird ihr Team bei der WM in Antwerpen von außen unterstützen. Im Training verletzte sich die deutsche Rekordmeisterin bei einem Doppeltwist-Element am Boden. Diagnose: Achillessehnenriss am rechten Fuß. Bild in Detailansicht öffnen
Andreas Toba (Foto: IMAGO, imago)
Andreas Toba verletze sich beim Podiumstraining in Antwerpen, nur zwei Tage vor dem Wettkampf. Der 32-jährige mehrfache Deutsche Meister bleibt in Antwerpen, um sein Team anzufeuern. Unvergessen bleibt sein Auftritt bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016. Am Boden zog er sich einen Kreuzbandriss zu, turnte trotz Schmerzen danach seine Übung am Pauschenpferd und erzielte dabei die Höchstwertung im deutschen Quartett. Bild in Detailansicht öffnen
Nils Dunkel (Foto: IMAGO, imago)
Nils Dunkel holte bei den Europameisterschaften 2022 in München die Bronzemedaille am Pauschenpferd. Für den 26-jährigen Sportsoldat vom SV Halle wären es bei einer Qualifikation die zweiten Olympischen Spiele nach Tokio 2020. Bild in Detailansicht öffnen
Lukas Dauser (Foto: IMAGO, imago)
Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio gewann Lukas Dauser Silber am Barren. Der 30-jährige Sportsoldat vom TSV Unterhaching erhielt nach seinem Erfolg in Tokio das Silberne Lorbeerblatt von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Vergangenes Jahr gewann er auch Silber bei der WM am Barren. Bild in Detailansicht öffnen
Pascal Brendel (Foto: IMAGO, imago)
Mit seinen 20 Jahren ist Pascal Brendel nicht nur mehrfacher deutscher Junioren-Meister, im letzten Jahr holte er bei den Deutschen Meisterschaften auch Gold am Pauschenpferd. Außerdem hat der Geräteturner vom TV Wetzlar in diesem Jahr noch einmal nachgelegt und gleich drei Medaillen abgeräumt. Silber am Pauschenpferd und Gold im Mehrkampf und beim Sprung. Bild in Detailansicht öffnen
Lucas Kochan (Foto: IMAGO, imago)
Bei den Europameisterschaften in Antalya erreichte Lucas Kochan mit der Mannschaft den fünften Platz. Der 23-Jährige Sportsoldat vom SC Cottbus nimmt zum ersten Mal an Weltmeisterschaften teil. Bild in Detailansicht öffnen
Nick Klessing (Foto: IMAGO, imago)
Nick Klessing ersetzt den verletzten Andreas Toba und komplettiert damit die Riege der Männer. Für den 25-jährigen Bundespolizisten war die Europameisterschaft in Antalya in diesem Jahr der erste internationale Wettkampf nach einer längeren Verletzungspause. Im Juli holte er bei den Deutschen Meisterschaften Gold an den Ringen und Silber im Mehrkampf. Bild in Detailansicht öffnen

Der große Traum ist geplatzt

Kaum ein Sport ist so hart, so trainingsintensiv wie das Turnen. Die große Motivation dahinter ist für viele der Traum von Olympia. Nach Jahren des Trainings löste sich dieser Traum für einige Turnerinnen gestern, an einem Tag, in Luft auf - wer weiß, was in vier Jahren ist. 

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Nach dem Olympia-Aus des deutschen Frauenteams hat zumindest Pauline Schäfer-Betz bei den Sommerspielen 2024 in Paris einen Startplatz garantiert. Zwei weitere werden für die DTB-Turnerinnen wohl noch dazukommen.

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Es gibt Gründe für den Mangel an Talenten

Die körperliche Belastung ist das eine, der mentale Druck das andere. Wie mental gefestigt muss man sein, um diesen Druck zu verkraften? Sind 15- oder 16-jährige Mädchen dazu überhaupt in der Lage?  Wer möchte sich das antun, wer seine Kinder in diese Situation schicken?

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Die Weltmeisterschaft im Kunstturnen findet 2023 im belgischen Antwerpen statt. Vom 30.09. bis zum 08.10. messen sich die besten Athletinnen und Athleten. Folgende Entscheidungen können Sie im Livestream verfolgen.

Es gibt Gründe für den Mangel an Talenten in Deutschlands Turnhallen. Ich denke, der internationale Turnverband und das IOC sollten dringend darüber nachdenken, das Eintrittsalter in den aktiven Turnsport bei Frauen zu erhöhen. Dann würden sich vielleicht auch in Deutschland wieder mehr Talente finden, die langsamer wachsen können und ihren Olympiatraum nicht vorzeitig begraben müssen.

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