Olivia Gürth läuft bei der Leichtathletik-WM in Budapest ins Finale über 3000m Hindernis.

Leichtathletik

Olivia Gürth: Hindernis-Shooting-Star mit Rekordjahr

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Marcel Fehr
Marcel Fehr auf der CMT

Für die deutsche Leichtathletik war die WM ein Desaster, für Olivia Gürth ein Durchbruch: Finale, Bestzeit und Olympia-Norm. Das Hindernis-Talent ist bei den Großen angekommen.

Die Emotionen hätten zum Ende der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest kaum unterschiedlicher sein können. Auf der einen Seite hat die deutsche Leichtathletik keine Medaille geholt und damit das schlechteste WM-Ergebnis aller Zeiten verbucht. Auf der anderen Seite ist da eine Hindernisläuferin, die in neue Dimensionen vorgestoßen ist: Olivia Gürth vom Diezer TSK Oranien (Rhein-Lahn-Kreis) lief mit neuer Persönlicher Bestzeit und Olympia-Norm im 3.000-Meter-Hindernis-Finale auf Platz 14.

Gürth knackt Krause-Rekord

Lange war es nicht sicher, ob die Hindernisläuferin überhaupt bei der WM starten kann. Die Norm hatte die Hindernis-Läuferin nicht, aber über die Weltrangliste konnte sie sich dann doch einen Platz sichern. Die 21-Jährige gehört noch der Juniorenklasse an, der Start bei der WM war ihr erster großer Auftritt bei den Erwachsenen.

Normalerweise zahlt man bei seiner ersten internationalen Meisterschaft Lehrgeld: Fehler machen, Erfahrungen sammeln und dazulernen. Diesen Zwischenschritt hat sich Gürth gespart. Bei ihr hat es direkt "BAMM" gemacht: Mit Bestzeit zog sie ins Finale ein und konnte dort mit erneuter persönlicher Bestzeit von 9:20,08 sogar die Olympia-Norm für Paris 2024 abhaken. Mit dieser Leistung knackte sie außerdem die deutsche Junioren-Bestmarke ihrer Trainingskollegin Gesa Krause.

Jahr der Superlative

Das Ergebnis bei der WM war für die Diezer Senkrechtstarterin Gürth das Sahnehäubchen auf einer perfekten Saison. Mit fünf persönlichen Bestleistungen, Doppelgold bei den deutschen Juniorenmeisterschaften, dem U23-Europameistertitel und ihrem WM-Erfolg hat sich Oliva Gürth selbst überrascht: "Einige Erfolge haben sich angedeutet, aber dass es so gut laufen würde, hätte ich nicht gedacht."

Europäer können im Laufen mithalten

Der Deutsche Leichtathletik Verband (DLV) konnte sich im Laufbereich in keinem Rennen unter den ersten Acht platzieren. Auf der Rundbahn war das Ergebnis von Olivia Gürth die beste Platzierung des deutschen Teams. Trotz der Ausfälle etwa von Konstanze Klosterhalfen, Lea Meyer, Hanna Klein oder Katharina Trost äußern viele Menschen Bedenken, Deutschland hätte den Anschluss an die Weltspitze verloren.

Gürth bedauert das schlechte Abschneiden des deutschen Teams. Die Leistungen der europäischen Läufer, wie etwa des Norwegers Jakob Ingebrigtsen (Gold über 5.000 Meter) motiviere sie, dass die afrikanischen Dominanz im Langstreckenlauf vorbei sei: "Es müsste auch für uns Deutsche möglich sein, wieder mehr Läufer bei einer WM am Start zu haben."

Elite-Trainingsgruppe in Frankfurt mit Olympia-Trio

Die Leistungssteigerungen von Gürth kommen nicht von ungefähr. Die Diezerin schloss sich vergangenen Herbst der Frankfurter Trainingsgruppe von Erfolgscoach Wolfgang Heinig an. Dort trainiert sie unter anderem zusammen mit der Europameisterin Gesa Krause, die nach ihrer Baby-Pause wieder ins Training eingestiegen ist, und der Slovenin Maruša Mišmaš-Zrimšek, die im WM-Finale mit 9:06,37 Landesrekord gelaufen ist. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass die drei Athletinnen 2024 gemeinsam im Olympischen Finale stehen könnten.

Ein entscheidender Baustein für Gürths rasante Entwicklung sei die Höhenluft. Unter Wolfgang Heinig hat Gürth ihre ersten Höhentrainingslager in Kenia und Südafrika bestritten und sich im Training deutlich steigern können. Die Kombination aus Weltklasse-Trainingsgruppe und Höhentraining ist für Gürth der Schlüssel zu ihren Erfolgen.

Voller Fokus auf den Sport

Der Leistungssport, die Höhentrainingslager und die Wettkampfreisen: für Gürth ein Lebensstil, der sie begeistert. Vorerst möchte sie ihr Leben dem Leistungssport widmen: "Wenn nicht jetzt, wann dann?" Finanzielle Rückendeckung bekommt sie von einem großen Sportartikelhersteller, der sie unter Vertrag genommen hat. Auch die Sportfördergruppe der Bundeswehr könnte in der Zukunft ein weiterer Baustein sein.

Ganz aus dem Blick verliert Gürth ihre berufliche Zukunft trotzdem nicht: Mit einem Online-Biologie-Studium hält sie auch ihre Begeisterung für die Naturwissenschaft am Laufen.

Persönlicher Traum: Eigener Hund

Gürth ist ehrgeizig, zielstrebig und weiß, welche Entbehrungen der Leistungssport mit sich bringt. Neben Trainingslagern, Regeneration, Wettkampfreisen und Studium bleibt wenig Zeit für andere Dinge. Abschalten kann sie am besten zuhause bei ihren Eltern und den Familienhunden: "Tiere bedeuten mir unheimlich viel, früher bin ich auch viel geritten, dafür ist jetzt leider keine Zeit mehr."

"Mein Traum wäre es, einen eigenen Hund in Frankfurt zu haben. Der wäre jederzeit an meiner Seite und könnte mich auch mal bei einem Dauerlauf im Wald begleiten."

Ziel: Internationale Medaille

Die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris hat Gürth bereits geknackt. Nach ihrem WM-Erfolg möchte sie dort wieder ins Finale laufen und sich weiter steigern. Ihr größter sportlicher Traum: eine internationale Medaille gewinnen. Wie das funktioniert, kann sie sich im Training direkt bei ihrer Kollegin Gesa Krause abschauen, der dieses Kunststück bereits mehrfach gelungen ist.

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