"Wolf verlässt Adler Mannheim" - was sich für den einen oder anderen Nicht-Eishockeyfan in der Agenturmeldung vom Dienstagnachmittag wie eine kleine Personalie am Rande einer zu Ende gehenden Eishockey-Saison liest, ist für die Freunde des schnellsten Mannschaftssports der Welt viel mehr als das. Mit dem Abschied von David Wolf geht bei den Kurpfälzern eine echte Spieler-Ära zu Ende.
David Wolf, einer wie keiner
David Wolf, das ist ein gutes Stück Mannheim. Und der inzwischen 34-Jährige war in seiner Profizeit bei den Adlern kein gewöhnlicher Spieler. Groß und wuchtig, engagiert und motiviert bis unter die Haarspitzen, beackerte der Stürmer jeden Zentimeter Eis. Von den Mannheimer Fans geliebt, von den gegnerischen Spielern wegen seiner Härte eher gefürchtet. Kein Eishockey-Zauberer, vielmehr einer, den man lieber im eigenen Team hatte, weil er weder sich noch die Gegenspieler schonte.
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Neben hunderten von Toren und Vorlagen sammelte der 100-Kilo-Brocken auch zahlreiche Strafen. Mehr als 1.400 Strafminuten in 700 DEL-Spielen zeugen vom oftmals auch überbordenden Engagement und einer durchaus kurzen Zündschnur im Zweikampf. Wenn es auf dem Eis heiß wurde, auch mal die Fäuste flogen, um das Team und die Mitspieler zu schützen, war meist auch David Wolf mittendrin. Ein Teamplayer aus dem Bilderbuch. Mit ihm kam auch das Spektakel nie zu kurz.
Ein "Monnemer Bub"
Und: David Wolf war und ist eben auch ein echter "Monnemer Bub", 1989 zwar in Düsseldorf geboren, später aber in der Quadratestadt groß geworden. Nach seinen Umwegen als Jung-Profi über Hannover, Hamburg und Nordamerika, trug David Wolf die letzten acht Jahre das Adler-Trikot. David Wolf wurde in dieser Zeit zu einem Stück Mannheimer Eishockey-Geschichte, erfolgreich noch dazu. 2019 gewann der Mann mit der 89 auf dem Rücken mit seinen Adlern die Deutsche Meisterschaft.
Unvergessen für mich und für viele andere die dabei waren, wie glückselig "Wolfi" nach der dramatischen Entscheidung in der Verlängerung gegen München im Tollhaus der Mannheimer Arena auf dem Eis stand, die Szenerie und die überwältigenden Gefühle genoss. Genauso unvergessen: Seine völlig angeschlagene Stimme und der silberne Meisterpokal in seinen Armen nach durchfeierter Nacht bei der Karavane durch die Straßen der Quadratestadt.
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Auch Vater Manfred wurde mit Mannheim Meister
Endlich Meister mit "seinen" Adlern, davon hatte David Wolf schon als als Kind und spätestens als Jugendlicher geträumt, als er bei den Jungadlern auf dem Eis stand und seinem erfolgreichen Papa nacheifern wollte. Und hier wird die Geschichte der Familie Wolf in der Eishockeystadt rund. Schon Vater Manfred Wolf feierte als Stürmer mit dem Mannheimer ERC, dem Vorgängerklub der Adler, 1980 die Deutsche Meisterschaft. Der erste Titel überhaupt für die Kurpfälzer.
Als Deutsch-Kanadier in die Kurpfalz
Der Autor dieser Zeilen kann sich noch bestens an den schnellen und torgefährlichen Angreifer erinnern, wie er, damals noch im legendären Friedrichsparkstadion, tief gebückt und mit wehendem Haarschopf unterm Helm aufs gegnerische Gehäuse zu stürmte. Manfred Wolf, heute 67, war Ende der 1970er Jahre, wie beispielsweise auch sein Mitspieler Harold Kreis, mit der Welle der sogenannten Deutsch-Kanadier aus Ontario in die Kurpfalz gekommen, hier heimisch und zum Nationalspieler geworden. Eine glorreiche, unvergessene Zeit in der Eishockeystadt Mannheim.
Olympia-Silber für David Wolf
Mehr als dreißig Jahre später trat also Sohn David in die großen Fußstapfen des Vaters. Und er füllte sie bestens aus, wurde ebenso Deutscher Meister und Nationalspieler und gewann als Adler-Spieler mit dem Nationalteam 2018 in Pyeongchang sensationell die olympische Silbermedaille. Mannheim und die Adler, das ist für David Wolf mehr als Heimatgefühl. Er hat eine Kurpfälzerin geheiratet, hat hier ein Haus gebaut und im Stadtteil Gartenstadt das Cafe Wolfsbau eröffnet. Wolf prägte auch die menschliche Nähe zu den Mannheimer Eishockey-Fans, denen er verletzt auch auf der Tribüne Gesellschaft leistete.
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Saison-Abschlussfeier am Freitag
Jetzt also geht mit David eine echte Ära im Mannheimer Eishockey zu Ende, am Mittwoch bestätigten auch die Adler den Abschied von Wolf. Bei der Saison-Abschlussfeier am kommenden Freitagabend in der Mannheimer Arena werden ganz sicher Tränen fließen. Bei den vielen Fans, die ihren "Wolfi" schmerzlich vermissen werden, sowieso. Vielleicht aber auch beim sonst so harten Eishockey-Crack, wie bereits die emotionalen Worte in seiner Instagram-Botschaft zeigten.
Aber wer weiß: Vielleicht setzen Jamie und Charlie, die Söhne von David und Enny Wolf, irgendwann einmal in einigen Jahren die unvergleichliche Wolf-Dynastie im Mannheimer Eishockey mit der nächsten Generation fort. Es wäre zu schön.