Für Hatice bedeutet ihr Kopftuch Freiheit und Feminismus

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AUTOR/IN
Julian Camargo Krauskopf
Heimat RP
Rieke Spang
Rieke Spang

Erinnert ihr euch noch an unseren Beitrag über Dilber, die ihr Kopftuch abgelegt hat? In den Kommentaren meldete sich damals Hatice bei uns. Sie schrieb, dass sie gerne ihre Sicht zum Thema Kopftuch erzählen möchte. Wir haben sie im Westerwald besucht.

Hatice ist in einem liberalen Haushalt aufgewachsen. Sie musste nie ein Kopftuch tragen und ging als Muslima auf ein evangelisches Gymnasium. Der christliche Religionsunterricht war für sie der Anlass, sich auch mehr mit ihrem eigenen Glauben, dem Islam, zu beschäftigen. Mit 15 Jahren entschied sie sich dann dafür, das Kopftuch zu tragen. In der Schule reagierten manche Eltern kritisch, in ihrem Freundeskreis wurde sie ohne Probleme akzeptiert. 

Das Kopftuch ist für sie ein Zeichen der Selbstbestimmung und der Freiheit. Mit ihm entscheide sie selbst, was andere sehen und was nicht. Der Sinn davon sei außerdem, dass es den Fokus auf die inneren Werte lege, indem äußere Merkmale bedeckt werden. Doch wichtig ist Hatice, dass das jede Frau selbst entscheidet.

„Es ist ein Gebot Gottes, doch der liebe Gott hat uns auch den freien Willen gegeben. Ich entscheide, was ich zeige und was nicht."

Inzwischen ist Hatice 22 Jahre alt und Jura-Studentin. Bereut hat sie ihre Entscheidung nie. Obwohl sie mit deutlichen Einschränkungen ihrer Berufswahl einhergeht, denn Richterin kann sie mit Kopftuch derzeit nicht werden.

Ihr Wunsch ist, dass Vorurteile gegen „Hijabis“, also Frauen, die Kopftuch tragen, abnehmen. Das sei nur durch Bildung und Dialog möglich. 

„Ich bin der festen Überzeugung, dass wenn Menschen mit Frauen mit Kopftuch öfter sprechen würden und den Austausch hätten, dass diese Vorurteile so, so viel weniger wären. Mein Freundeskreis damals, auf dem evangelischen Gymnasium, die hatten keine Vorurteile mehr.“

Hier könnt ihr den Beitrag über Dilber anschauen:

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Das Problem ist, wie im Handwerk allgemein: Es will keiner mehr dreckig werden, es will keiner mehr bei Wind und Wetter draußen sein.
Hans-Peter, 70, Hufschmied aus Aichwald
Eigentlich ist Hans-Peter schon längst im Rentenalter, aber aufhören will der Hufschmied noch nicht so richtig. „So zweimal in der Woche, 2-4 Pferde, mehr will ich nicht. Und mehr lässt auch meine Frau nicht mehr zu“, sagt er lachend. Was ihn an seinem Beruf glücklich macht, hat er uns erzählt: „Man hat mit Lebewesen zu tun. Man hat eine Verantwortung gegenüber den Lebewesen.“
Nachwuchsmangel im Handwerk
Neben seiner Liebe zu seinem Handwerk gibt es aber noch eine zweite Sache, die ihn weiterarbeiten lässt: Der Nachwuchsmangel. Der 70-Jährige beobachtet: „Die Eltern wollen für ihre Kinder immer, dass es ihnen besser geht als ihnen selbst. Die sollen nichts mehr arbeiten, die sollen nur noch am Computer sitzen im Warmen und die Tasten drücken und das funktioniert bei uns nicht.“
Ohne Pferde geht es nicht
Für ihn käme das nicht in Frage – die Arbeit mit den Pferden, auch der Umgang mit seinen Kunden – Hans-Peter liebt seinen Beruf. „Ich mache das eigentlich nicht wegen dem Geldverdienen, das ist eine Passion. Ich kann nicht ohne.“