Goldschmiede-Handwerk aus Leidenschaft: Edith liebt es, Schmuck zu machen

Stand
AUTOR/IN
Julian Camargo Krauskopf
Heimat RP
Kai Zinßer

Goldschmiedin seit 60 Jahren

Edith Willenberg lebt mit 77 Jahren ihren Traum: Sie macht nur noch Schmuck. Doch das war nicht immer so. Schon als Kind war sie fasziniert von der kleinen, blauen Flamme des Goldschmiedes, der damals in ihrem Kinderzimmer arbeitete. Ihre Mutter war Uhrmachermeisterin – dem konnte sie allerdings nie viel abgewinnen, denn „dann kann ich ja nur Dinge reparieren, die andere sich ausgedacht haben“, sagt Edith lächelnd. Mit 17 machte sie ihre Lehre im elterlichen Betrieb und wurde zu einer der jüngsten Goldschmiedemeisterinnen des Landes. Mit 18 Jahren dachte sie, dass sie mal eine große Künstlerin würde. Doch so einfach war es nicht.

Durch einen Unfall ihres Vaters, übernahm sie früh das elterliche Juweliergeschäft und hatte dadurch kaum noch Zeit, sich ihrem Handwerk zu widmen. Sie stand plötzlich vor ganz anderen Herausforderungen: Als Frau in den 70er Jahren gleichzeitig Mutter, Ehefrau und Chefin zu sein. „Es gab durchaus die Situation, dass ein erboster Kunde ins Geschäft kam und über mich hinwegredete: ‚Ich wollte doch den Geschäftsführer sprechen!‘ und ich sagte: ‚Tut mir leid, sie müssen schon mit mir reden.‘“

Doch Edith Willenberg wusste sich immer zu helfen. „Sämtliche Uhrenfirmen wurden nur von Herren repräsentiert. Ich hatte dann das Glück, einen Geschäftsführer zu haben, dem ich eingeimpft habe: ‚Das und das wollen wir erreichen‘, dann ging es wunderbar glatt weil Männer mit Männern verhandelt haben.“

Vor ein paar Jahren konnte sie dann schließlich das Geschäft an ihren Sohn weitergeben. Für Edith Willenberg ein Befreiungsschlag, wie sie selbst sagt.

„Es ist meine Goldschmiede, aber nicht mehr mein Laden. Wenn jemand eine Beratung braucht, komme ich runter und freue mich, dass ich gebraucht werde und ansonsten arbeite ich oben.“

Aufhören ist für die 77-Jährige keine Option. Das Handwerk erfülle sie, sei nicht nur Arbeit, sondern auch ihr Hobby. In den Laden kommen sie und ihr Hund Joschi übrigens mit dem Fahrrad.

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46 Jahre im gleichen Job: Hufschmied Hans-Peter

Das Problem ist, wie im Handwerk allgemein: Es will keiner mehr dreckig werden, es will keiner mehr bei Wind und Wetter draußen sein.
Hans-Peter, 70, Hufschmied aus Aichwald
Eigentlich ist Hans-Peter schon längst im Rentenalter, aber aufhören will der Hufschmied noch nicht so richtig. „So zweimal in der Woche, 2-4 Pferde, mehr will ich nicht. Und mehr lässt auch meine Frau nicht mehr zu“, sagt er lachend. Was ihn an seinem Beruf glücklich macht, hat er uns erzählt: „Man hat mit Lebewesen zu tun. Man hat eine Verantwortung gegenüber den Lebewesen.“
Nachwuchsmangel im Handwerk
Neben seiner Liebe zu seinem Handwerk gibt es aber noch eine zweite Sache, die ihn weiterarbeiten lässt: Der Nachwuchsmangel. Der 70-Jährige beobachtet: „Die Eltern wollen für ihre Kinder immer, dass es ihnen besser geht als ihnen selbst. Die sollen nichts mehr arbeiten, die sollen nur noch am Computer sitzen im Warmen und die Tasten drücken und das funktioniert bei uns nicht.“
Ohne Pferde geht es nicht
Für ihn käme das nicht in Frage – die Arbeit mit den Pferden, auch der Umgang mit seinen Kunden – Hans-Peter liebt seinen Beruf. „Ich mache das eigentlich nicht wegen dem Geldverdienen, das ist eine Passion. Ich kann nicht ohne.“