Rapsöl ist heute das beliebteste Speiseöl in Deutschland. Kein Wunder, es steckt voller ungesättigter Fettsäuren, gilt daher sogar als gesünder als Olivenöl – und ist deutlich günstiger. Rapsöl lässt sich zudem vielseitig einsetzen – in raffinierter Form etwa zum Braten oder Backen, kaltgepresst hingegen für die kalte Küche.
Aber: In der Vergangenheit wurden in Rapsölen immer wieder Mineralölbestandteile gefunden. Marktcheck hat deshalb sechs kaltgepresste Rapsöle im Labor testen lassen: Eigenmarken der großen Handelsketten und Markenprodukte. Zudem prüft ein bekannter Küchenprofi die sechs Produkte auf ihren Geschmack.
Rapspflanzen wurden durch Züchtung verändert – und dadurch auch das Öl
Dass Rapsöl so gerne und breit in der Küche eingesetzt wird, ist eine eher junge Entwicklung. Früher wurde Rapsöl vor allem als Lampenöl oder Schmiermittel verwendet, wurde wegen seines stichigen Geruchs und intensiven Geschmacks beim Kochen oder Backen allerdings lange verschmäht.
Vor gut 50 Jahren begann man damit, die schädliche Erucasäure und Bitterstoffe aus der Pflanze herauszuzüchten. Und tatsächlich gelang es über die Jahre, Rapspflanzen zu züchten, die nur noch geringe Mengen an Erucasäure und Bitterstoffen enthielten, sodass ihr Öl schließlich besser schmeckte.
Kaltgepresstes oder raffiniertes Rapsöl – Unterschied in der Produktion
Im Frühjahr sind vielerorts leuchtend gelbe Rapsfelder zu sehen, die Pflanzen wachsen laut dem Bundesinformationszentrum Landwirtschaft inzwischen auf fast zehn Prozent der Äcker in Deutschland. Rapsöl wird aus den Saatkörnern in der Schote der Pflanzen gewonnen, die zu 45 Prozent aus Öl bestehen.
Aus einem Rapsfeld von einem Hektar Größe lassen sich demnach im Durchschnitt zwischen dreieinhalb und vier Tonnen Rapssamen gewinnen. Die Samen werden von Fremdstoffen gereinigt, getrocknet und anschließend in Ölmühlen weiterverarbeitet. Die Reste der Verarbeitung finden später noch Verwendung als wertvolles Viehfutter.
Rapssaaten von hoher Qualität werden in der Regel kaltgepresst. Dieses Öl wird rein durch Druck aus den Saatkörnern gewonnen, ohne Wärmeeinfluss. Raffiniertes Rapsöl hingegen wird durch heiße Pressung – also unter großer Hitze – und mithilfe von chemischen Lösungsmitteln aus den Saatkörnern gewonnen und anschließend noch behandelt. Es wird dadurch haltbarer und hitzebeständiger als natives, kaltgepresstes Rapsöl, ist aber geschmacklich nicht so intensiv.
Rapsöl oder Sonnenblumenöl – was ist gesünder?
Das gewonnene Öl ist auch wegen seiner Nährstoffzusammensetzung so beliebt. Ernährungsexpertin Sabine Holzäpfel von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg sieht bei Rapsöl nur Gutes. Neben vielen fettlöslichen Vitaminen wie Vitamin A, E und K enthält es viele mehrfach ungesättigte Fettsäuren, also Omega 3- und Omega 6-Fettsäuren. Diese wirken etwa entzündungshemmend und sollen dabei helfen, LDL-Cholesterin zu senken.
„Es ist wichtig, in welchem Verhältnis diese Fettsäuren zueinander stehen“, betont Holzäpfel: Dabei sollte das Verhältnis von Omega 6 zu Omega 3 nicht höher sein als 5 zu 1 – bei Rapsöl sei es 2 zu 1, so die Expertin.
Mit dem Verhältnis von 2 zu 1 ist Rapsöl sogar gesünder als Olivenöl, bei dem Omega-6 und Omega-3-Fettsäuren im Verhältnis 9 zu 1 stehen - und deutlich gesünder als Sonnenblumenöl, bei dem sie sogar im ungünstigen Verhältnis von 126 zu 1 stehen.
Rapsöl ist günstig – aber welches ist das beste?
Ein anderer Grund für den Erfolg von Rapsöl ist sicherlich auch der Preis. Ein halber Liter kostet in Supermärkten und Discountern – das zeigt eine Stichprobe für Marktcheck – 1,39 Euro, die gleiche Menge in Bio-Qualität etwas mehr. Markenprodukte können sogar deutlich teurer sein.
- Für den Test haben wir kaltgepresstes Rapsöl der Eigenmarken von Aldi, Lidl, Edeka und Rewe verglichen (0,5 Liter je 1,39 Euro).
- Die gleiche Menge, allerdings in Bio-Qualität, kostet bei dm 1,75 Euro.
- Das Moritz-Bio-Rapskernöl der Ölmühle Kleeschulte kostet 5,79 Euro.
Alle sechs Testöle werden an ein anerkanntes Lebensmittellabor gesendet, das für Marktcheck untersucht, ob die Mineralölbestandteile MOSH und MOAH in bedenklicher Konzentration vorhanden sind. Hier gab es in Tests früherer Jahre immer wieder Funde.
Im Test von Rapsölen wurden immer wieder Mineralölbestandteile gefunden
Beim Max-Rubner-Institut in Detmold forscht man im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft auch zur Sicherheit von Speiseölen. Dr. Ludger Brühl arbeitet hier am Institut für Sicherheit und Qualität des Getreides und weiß, woher die Probleme mit den Mineralölbestandteilen kommen.
„Wir alle verbrauchen sehr viel Mineralöl - sei es im Auto, sei es als verarbeitetes Produkt. Kunststoffe werden überall eingesetzt“, sagt der Lebensmittelchemiker. Auch über andere, zufällige Wege könnten Mineralölbestandteile in die Öle gelangen, etwa im Herstellungsprozess durch Schmierstoffe an unterschiedlichen Geräten.
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Testergebnis aus dem Labor – alle geprüften Rapsöle sind unbedenklich
Das Bundesforschungsinstitut darf die Rapsöle aus der Stichprobe nicht selbst für Marktcheck überprüfen, Lebensmittelchemiker Dr. Ludger Brühl bewertet aber die Ergebnisse aus dem Labor, an das wir die Öle zur Analyse geschickt haben.
Und der Experte zeigt sich zufrieden. Die Rapsöle im Test könne man alle bedenkenlos empfehlen. Die Laborergebnisse seien nicht zu beanstanden – die Anstrengungen der Lebensmittelhersteller hätten offenbar gefruchtet.
Küchenprofi testet Rapsöle auf Geschmack
Neben der Unbedenklichkeit zählt allerdings auch der Geschmack – und auch darauf sollen die sechs Produkte aus der Stichprobe geprüft werden. Den Geschmackstest übernimmt Spitzenkoch Simon Tress, der sich mit Rapsöl sehr gut auskennt. In seinem sternegekrönten Bio-Restaurant auf der Schwäbischen Alb verwendet er nur Lebensmittel aus der unmittelbaren Umgebung. Sein Öl presst er selbst aus lokal geerntetem Raps.
Das Öl verarbeitet er anschließend gerne mit heimischem Gemüse. Er schätzt an Rapsöl ein leicht nussiges Aroma, etwas „erdiges“, eine leichte Bitternote, gemischt mit einer leichten Fruchtigkeit. So könne Rapsöl etwa Gerichten mit Gemüse etwas „Überraschendes, Geheimnisvolles“ verleihen, sagt der Koch. Deshalb spiele das Öl in seiner Küche eine wichtige Rolle.
Ein günstiges und ein Bio-Markenprodukt stechen besonders hervor
Simon Tress verkostet die sechs Rapsöle im Test blind, achtet dabei besonders auf den Charakter, also die Mischung aus leicht nussigem, erdigem Aroma und Fruchtigkeit.
- Das Öl von Edeka findet der Koch fruchtig, aber etwas charakterlos.
- An den Rapsölen von Aldi und Lidl mag er die intensiveren Geschmacksnoten.
- Unter den konventionellen Ölen schmeckt ihm das Produkt von Rewe am besten: Hier komme nach seiner Meinung der „echte, erdige Geschmack“ am besten raus. Das Rewe-Rapsöl ist damit Preis-Leistungssieger in diesem Test.
- Auch das Bio-Rapsöl von dm findet Spitzenkoch Tress gut, er lobt den „schönen Charakter“.
- Sein Favorit - oder Testsieger - unter allen sechs blind verkosteten Ölen ist das Moritz Bio Rapskernöl. Es habe, so sagt er, „den natürlichsten und ehrlichsten Geschmack“.
Wer - anders als Simon Tress - den intensiven Geschmack des Rapsöls nicht so mag, kann vom kaltgepressten auf raffiniertes Rapsöl wechseln. Es schmeckt neutral, lässt sich höher erhitzen und ist von der Fettzusammensetzung genauso gesund.