Die Osttiroler Musicbanda Franui hat sich mal wieder ans wunderbare Bearbeiten der großen Klassiker gemacht. Im Zentrum ihres jüngsten Albums steht Musik von Gustav Mahler. Und wie immer, wenn sich Franui durchs klassisch-romantische Kernrepertoire fräst, klingt das schräg. Eine liebevolle Suche nach der Essenz einer Musik.
Das ist unverkennbar: das Osttiroler Musicbanda Franui, wie sie sich bei Mahler durchs spätromantische Kernrepertoire fräst. Schräg, aber nicht zu schräg, liebevoll und immer auf der Suche nach der Essenz einer Musik.
„Die Sonne scheidet“ – so beginnt das letzte Stück aus Mahlers „Lied von der Erde“, der „Abschied“. Es zieht sich wie ein Leitmotiv durch das neue Franui-Album. Es ist dies die dritte Auseinandersetzung der Banda mit Mahler und die erste Zusammenarbeit mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks.
Spannend: Franui arbeitet mit dem BR Chor zusammen
Was für ein Ton, was für ein gläsernes Piano! Der Chor schafft hier, was für die Solo-Stimme kaum möglich ist: Die Klangoberfläche zu vergrößern, ihr in sich unterschiedliche Farbvaleurs zu geben.
Das ist großartig, und insofern war es eine spannende Idee von Franui, sich für „Mahler (nach wie vor)“ mit dem BR-Chor zusammenzutun. Auch der Titel des Albums ist geistreich und lustig. „Nach wie vor“ meint nämlich nicht „immer noch“, sondern nach Mahler und vor Mahler, zeitlich, stilistisch gesehen.

Mahler, kombiniert mit Wunderhorn und Moszkowski
„Lob des hohen Verstandes“ aus den Wunderhornliedern, von Markus Kraler und Andreas Schett, den Gründern und Arrangeuren von Franui, kombiniert mit Mahlers „Ablösung im Sommer“ und „Liebe kleine Nachtigall“, einem Lied von Moritz Moszkowski.
Das Ganze nennt sich dann, typisch Franui, „Drei Vögel“ (davon ein Esel)“. Moszkowski starb 1925 in Paris, gehört also zu den Komponisten nach Mahler auf dem Album.
Bei Strauss laufen Franui etwas ins Leere
„Morgen“ von Richard Strauss ist erneut sehr schön gesungen, wieder mit leichter Osttiroler Hand arrangiert und instrumentiert. Könnte es trotzdem sein, dass sich Strauss weniger gut für den Banda-Stil eignet als Mahler?
Die alpenländische Aneignung des Liedrepertoires, wie Franui sie pflegen, braucht in der Vorlage etwas Fassbares, Konkretes, vielleicht sogar Groteskes. Bei Klangzauberern wie Strauss läuft sie etwas ins Leere. Und bei Carl Loewe, den die Osttiroler interessanterweise als Vorläufer von Mahler identifizieren?
Diese Musik hat Humor!
„Der Bär“ aus den vier Fabelballaden op. 64 von Carl Loewe erscheint wie eine Mischung aus Schuberts „Heideröslein“ und Mahlers Wunderhornliedern. Insofern ist die Beobachtung richtig, dass Loewe hier eine Gelenkfunktion hat.
Die Bearbeitungen kitzeln das noch heraus. Mit frecher Verve und aus der Überzeugung heraus, dass Carl Loewe eben kein betulicher butzenscheibenseliger trockener Balladenschreiber war!
Diese Musik hat Humor – und nicht nur der Chor des Bayerischen Rundfunks freut sich an großen Rossini-Rad, das sie dreht, an ihrem operettenhaften Schwung.
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