Bei der Gedenkveranstaltung werden Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der Holocaust-Überlebende Roman Schwarzman sprechen.
Schwarzman wurde 1936 nahe Odessa (Ukraine) geboren. Als Jude wurde er 1941 ins Ghetto von Berschad deportiert, das im März 1944 von der Roten Armee befreit wurde. Bis heute engagiert sich der 88-Jährige gegen das Vergessen, unter anderem als Vorsitzender des ukrainischen Verbandes für jüdische KZ- und Ghettoüberlebende.
Wissen über den Holocaust schwindet
80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs schwindet das Wissen um den Holocaust und die Schoah zusehends.
In einer Umfrage der Jewish Claims Conference gaben rund 40 Prozent der Befragten in Deutschland zwischen 18 und 29 Jahren an, nicht gewusst zu haben, dass etwa sechs Millionen Jüdinnen und Juden in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden. Zwei Prozent der deutschen Befragten vertraten die Auffassung, der Holocaust habe nicht stattgefunden.
Angesichts dieser Zahlen zeigt sich der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Josef Schuster besorgt: „Der besorgniserregende Anstieg antisemitischer verbaler und körperlicher Gewalt, den wir in Deutschland beobachten, hat seine Wurzeln zu einem großen Teil in der Desinformation und dem Mangel an Informationen über den Holocaust.“
Mehr Engagement gegen das Vergessen fordert auch der jüdische Publizist Monty Ott im Gespräch mit SWR Kultur: „Es reicht nicht aus zu sagen: Wir schicken jetzt Schulklassen in KZ-Gedenkstätten“, findet Ott. Menschen aller Altersgruppen müssten mehr über Antisemitismus, Rassismus und Nationalsozialismus aufgeklärt werden.
27. Januar: Ein Tag im Gedenken an die Opfer des Holocaust
Die tatsächlichen Zahlen der Opfer des Holocaust können auch heute nur geschätzt werden. Allein in den Vernichtungslagern Auschwitz und Auschwitz-Birkenau wurden von den Nationalsozialisten ab 1940 etwa 1,1 Millionen Menschen ermordet.
Mit der Machtübernahme der NSDAP am 30. Januar 1933 wurden unter der Führung von Reichskanzler Adolf Hitler Konzentrationslager eingerichtet, um politische Gegner, Andersdenkende, Juden, Sinti, Roma, Zeugen Jehovas und Homosexuelle aus der Gesellschaft zu entfernen. Mit der 1941 beschlossenen sogenannten „Endlösung der Judenfrage“ begann die systematische Auslöschung jüdischen Lebens im durch die Nazis besetzten Europa.
Die Gaskammern im Konzentrationslager Auschwitz wurden ab Oktober 1944 aufgrund des Vormarsches sowjetischer Truppen zerstört. 58.000 Gefangene wurden auf den so genannten Todesmärschen von Auschwitz zu anderen Konzentrationslagern im Landesinneren getrieben. Hunderte fanden bei den Transporten den Tod. Sie starben infolge von Erschöpfung, Hunger, Durst und Kälte.
Gedenktag am 27. Januar 2025 80 Jahre nach Auschwitz: Literatur als Mahnung und Erinnerung
Paul Celan, Cordelia Edvardson oder Imre Kertész halten die Erinnerung an die Shoah wach – eine Mahnung gegen das Vergessen in einer Welt voller neuer Gefahren.