Vom BIC-Feuerzeug zum Bugatti 101

Wiederentdeckte Designer-Ikone: Louis Lepoix im Museum LA8 in Baden-Baden

Stand
Autor/in
Marie-Dominique Wetzel
Onlinefassung
Dominic Konrad

Louis Lucien Lepoix war ein Visionär und Ästhet, aber auch ein sehr praktisch denkender Mensch und guter Techniker. Er entwarf Alltagsgegenstände wie Kaffeemaschinen oder das berühmte BIC-Feuerzeug, aber auch Luxus-Sportwagen für Bugatti oder die Innenausstattung der Concorde. In Baden-Baden widmet ihm das Museum LA8 jetzt eine Ausstellung, mit Skizzen, Modellen und fertigen Produkten.

Louis Lucien Lepoix hatte immer Bleistift und Block zur Hand. Und sobald er etwas in seiner Umgebung sah, was ihm unpraktisch erschien oder nicht seinen ästhetischen Ansprüchen genügte, überlegte er, wie man diesen Gegenstand verbessern könnte.

Das konnte eine Krücke sein, der er eine Form verlieh, die sich besser an den Unterarm anpasste oder ein Beistellwagen zum Servieren, den man mit einem Griff zusammenklappen konnte – und der heute im MOMA, im Museum of Modern Art in New York steht, steht.

Seine Entwürfe hatte Lepoix oft schon in der Schublade

Louis Lucien Lepoix wartete meistens nicht darauf, dass eine Firma ihn beauftragte, er machte von sich aus Vorschläge und Entwürfe.

Manchmal kam dann Jahre später eine Firma und fragte, ob er nicht, eine Idee zu einer neuen Badewannenform oder einem Transistor-Radio hätte – dann griff Lepoix einfach in die Schublade und zog einen bereits fertigen Entwurf heraus, erzählt die Co-Kuratorin der Ausstellung Sabine Becker.

Natürlich hat Louis Lucien Lepoix sich gefreut, wenn ein Entwurf dann auch in Serie ging, erinnert sich seine frühere Assistentin, Erika Kübler – und das waren ja immerhin über 3.000 Produkte. Außerdem hatte er über 200 Patente angemeldet.

Oft zeigte sich aber erst Jahre später, dass er schon früh den richtigen Riecher gehabt hatte– etwa mit formschönen Klein-Windrädern für den Privatgarten oder zum Beispiel bei den heute so beliebten Lastenfahrrädern.

Kienzle Parkuhr, 1955
Kienzle Parkuhr, 1955, entworfen von Louis Lucien Lepoix

Berühmte Designs für den Bugatti 101 und die Concorde

Mobilität war eines der großen Themen von Lepoix. Ob solarbetriebene Stadtbusse, kleine Autos, mit denen man quer einparken konnte oder Entwürfe für Helikopter und Schnellzüge. Berühmt wurde seine Luxus-Sprotwagen Bugatti 101 und auch seine Innenausstattung für die Concorde.

Sozusagen als Beiwerk hatte er damals sogar noch eine futuristische Schmuckkollektion für die Stewardessen mitentworfen – natürlich mit einem besonderen Detail, erklärt der Designer und Co-Kurator der Ausstellung Martin Flößleitner: Jedes Stück hatte einen Mini-Sender eingearbeitet, um das Personal im Falle eines Unglücks orten zu können.

Bugatti Typ 101, heute im Musée national de l’automobile in Mulhouse, France, 1950, Fotografie
Bugatti Typ 101, heute im Musée national de l’automobile in Mulhouse, France, 1950, Fotografie.

In seiner Wahlheimat Baden-Baden ist Louis Lepoix heute kaum bekannt

Lepoix wurde 1918 in der Nähe von Belfort geboren. Er studierte an der Akademie der Schönen Künste in Lyon Architektur und Bildhauerei, aber betrieb auch noch ein Fernstudium als Flugzeugingenieur.

1945 kam er als Offizier nach Deutschland und blieb. Seit 1952 bis zu seinem Tod 1998 lebte und arbeitete er in Baden-Baden. Doch auch in seiner Wahlheimat ist er heute kaum noch bekannt. Weswegen die jetzige Ausstellung überfällig war, meint Kuratorin Sabine Becker.

Porträt Louis L. Lepoix, 1987
Lepoix' Lebenswerk umfasst über 3.000 Produkte, die in Serie gingen. Er wurde mit rund 200 internationalen Designpreisen ausgezeichnet und hat ebenso viele Patente angemeldet.

Eine Lepoix-Retrospektive ist längst überfällig

In der jetzigen Ausstellung wird das Lebenswerk des Designers Lepoix durch viele Skizzen, Modelle und fertige Produkte anschaulich gemacht. Die meisten stammen aus seinem Privatarchiv, das sich bis heute in Baden-Baden befindet.

Eines ist dem Designer jedoch verwehrt geblieben: in der Innenstadt seiner Wahlheimat etwas zu gestalten. Visionäre Ideen dafür hatte er selbstverständlich viele in der Schublade.

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