In Galizien, im Nordwesten von Spanien, feiert man in einigen Gemeinden im Sommer die „Rapa das Bestas“: Wildpferde werden aus den Bergen zusammengetrieben, mit bloßen Händen gefangen und geschoren. Diese umstrittene Mutprobe für junge Männer steht im Mittelpunkt der spanischen Krimiserie „Rapa“, ebenso das ungewöhnliche Ermittlerduo: der örtliche Lehrer Tomás und die Dorfpolizistin Maite.
Die Bürgermeisterin liegt blutüberströmt in den Bergen
Im galizischen Gebirge herrscht starker Nebel. Lehrer Tomas hat merklich Schwierigkeiten, den Weg für seinen Spaziergang zu finden. Fast unwirklich tauchen am Kamm die Silhouetten von Wildpferden auf. Dann hört er Hilferufe. Die Frau, die da blutüberströmt auf dem Boden liegt, ist die Bürgermeisterin des Örtchens Cedeira, die kurze Zeit später im Krankenhaus stirbt. Eine scheinbar überall beliebte und angesehene Politikerin, die dem Literaturlehrer Tomas ihre letzten Worte als Rätsel mitgibt.






Monica Lopez und Javier Camara schaffen es, viele Krimiklisschees zu vermeiden
Aber der Nebel, der ihre eigene Familie und ihr ausgeklügeltes System von Vergünstigungen und Intrigen umgibt, will sich erst mal nicht lichten. Tomas entdeckt in sich den Hobbydetektiv und geht damit der örtlichen Polizistin Maite ziemlich auf die Nerven. Ein ungleiches Duo: Mann – Frau, Profi – Laie. Natürlich ist das ein oft bespieltes Muster in Krimis, aber das kluge Drehbuch und die Hauptdarsteller Monica Lopez und Javier Camara erschaffen dabei ein Ermittlerduo, dass viele Krimiklischees unterläuft.

Atemberaubend schöne Landschaftsaufnahmen
Mit atemberaubend schönen Landschaftsaufnahmen setzt die Serie die eher unbekannte Region Galizien auf die europäische Krimilandkarte und sensibilisiert gleichzeitig auf differenzierte Weise für den Schutz der Natur. Denn ein Motiv für den Mord könnte auch die Suche nach Bodenschätzen sein: Eine Mine würde dem Ort viel Wohlstand bringen, aber auch die Landschaft zerstören.
Traditionelle Pferdeschur – schöner Brauch oder Tierquälerei?
Gewalt gegen die Natur hat in der Region gewissermaßen Tradition, symbolisiert in der traditionellen Pferdeschur, der volksfesthaften Rapa das Bestas, die der Serie ihren Namen gibt. Dabei treiben Männer ziemlich brutal auf engstem Raum Wildpferde zusammen und stutzen ihnen Mähne und Schweif. Für die einen eine lieb gewonnene alte Sitte, für andere Tierquälerei. Hier wird sie ganz bewusst als Metapher für Vergewaltigung und Misshandlung inszeniert. Und führt damit tief in die Geschichte mancher Dorfbewohner. Sowie zur Frage, inwiefern männlich geprägte Gewalt zur Identität der spanischen Gesellschaft gehört.
Spannend in „Rapa“ ist die Art der Ermittlung
Dass man relativ bald weiß, wer der Mörder war, tut der Spannung keinen Abbruch. Im Gegenteil, umso mehr geht es um Art und Weise der Ermittlung, um Psychologie, darum, wie die Serie ihre verschiedenen Ebenen immer wieder kunstvoll verschränkt und wie ihre besonderen Typen einem langsam ans Herz wachsen. „Rapa“ ist ein ruhiges, eindrückliches Krimivergnügen, bei dem hoffentlich auch die nächsten beiden Staffeln bald ins Free-TV finden.
Sechsteilige Serie „Rapa“ in der Arte Mediathek und ab 13.2. auf Arte
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