Eigentlich geht Marion Remmy aus Trier gerne einkaufen oder trifft sich in Restaurants mit Verwandten. Sie leidet seit ihrem 12. Lebensjahr unter einer Sehschwäche, die sich in den letzten Jahren stark verschlimmert hat. Dennoch möchte sie aktiv bleiben und ihren Alltag soweit wie möglich selbst meistern. Inzwischen ist sie aber immer mehr auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen. Und das besonders, wenn es ums Bezahlen geht.
Neue Kartenlesegeräte ohne Tastatur
Denn immer mehr Geschäfte, Restaurants oder Friseure haben sich neuartige Bezahlterminals für EC-Karten angeschafft, ohne fühlbare Tastatur. Die kleinen Geräte, die nur ein Display haben, auf dem die Zahlen angezeigt werden, wirken modern. Aber für Menschen, die auf ihren Tastsinn angewiesen sind, stellen sie eine Barriere dar.
PIN-Eingabe für Blinde an neuen Geräten kaum möglich
Zum ersten Mal ist Marion Remmy eines der neuen Geräte in einem Obstgeschäft untergekommen. Wie lange das her ist, weiß sie nicht genau. Damals hatte sie genug Bargeld dabei, um ihren Einkauf auch so zu bezahlen. Doch zum Beispiel im Restaurant kann es knifflig werden. Sie will ihre Verwandten zum Essen einladen und hat dann Schwierigkeiten beim Bezahlen. Immer wieder kommt Marion Remmy so in Situationen, die dann unangenehm sind. Denn bei den neuen Geräten muss sie ihre PIN jemandem anvertrauen, der sie dann für sie eingibt.
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Tasten mit Punkt als Orientierung
Die gewohnten Bezahlterminals hätten immer einen Punkt auf der "5". Damit könne sie sich problemlos orientieren und ihre PIN eingeben. Aber ein Display habe keinerlei fühlbare Unterschiede. Eigentlich müsse sie dann schon vorher klären, wie man im Restaurant bezahlen kann. Am besten schon bei der Tischreservierung. Aber das empfindet sie als diskriminierend.
Einkauf mit Hindernissen
Auch ihre vertraute Metzgerei in der Trierer Innenstadt habe seit Januar so ein neues Gerät. "Oh nein, die jetzt auch noch", habe sie gedacht, als sie beim Einkauf neulich damit konfrontiert wurde. Sie könne dann ihrem Assistenten die PIN ins Ohr flüstern. Aber wenn möglich, bezahlt sie dann lieber mit Bargeld.
Selbstbestimmt leben auch mit Sehschwäche
Marion Remmy fühlt sich damit eingeschränkt. Denn ihre Beeinträchtigung setze ihr sowieso schon viele Grenzen. Sie wünscht sich mehr Aufmerksamkeit für Menschen mit Beeinträchtigung.
Sie möchte, wie andere auch, selbst entscheiden können, ob sie mit Bargeld oder mit EC-Karte zahlt. Sie sagt, sie fühle sich dann ausgegrenzt. Vielleicht wirke das zu krass, aber sie fühle sich dann diskriminiert, wenn es nur noch Kartengeräte mit Displays gibt. Bei allem Verständnis für Modernisierung und Digitalisierung sollte auch an mögliche Barrieren gedacht werden. Denn sie möchte auch gern weiter selbst bezahlen, egal ob im Café, beim Friseur oder im Kleidergeschäft.
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Menschen mit Beeinträchtigung dürften da nicht "außen vor" gelassen werden. Daher fordert sie, dass Geschäfte zumindest ein Terminal mit Tastatur als Reserve vorhalten sollten. Damit Menschen wie sie ohne Sorgen und Bedenken einkaufen oder essen gehen können. Und im Beirat für Menschen mit Behinderung in Trier möchte sie auf das Problem stärker aufmerksam machen und an Lösungen mitarbeiten.